Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest
Menschen und Umständen festhalten. Wenn Sie nicht erkennen, wie Sie das wieder und wieder tun, werden Se es wieder und wieder unbewusst tun. Und dann werden Se nicht verstehen, wieso Ihr Leben so schwierig ist. Sie werden andere und deren Anderssein für Ihre Probleme verant294
wortlich machen - vorzugsweise Ihren Partner, aber auch Ihre Eltern, Ihre Kinder, Ihren Chef, die Nachbarn oder die Gesellschaft.
Eltern sind wie Hanteln
Nicht verziehener Groll, Schuldzuweisungen, Urteile und Bewertung sind das Gift unseres Lebens. Hinter allen Urteilen über andere verstecken sich Selbstangriffe. Deshalb braucht unser Geist regelmäßiges Training, das uns hilft, unsere eingefahrenen Denkund Betrachtungsweisen zu entgiften. Ihre besten Trainingspartner sind Ihre Eltern. Um entgiften und vergeben zu üben, liebe ich, was unsere Eltern anbetrifft, folgende Sichtweise: Eltern sind nicht dazu da, uns alles recht zu machen, uns stets zu stützen und zu fördern.
Eltern sind vielmehr wie Hanteln, sie sind Gegengewichte für unser Leben und dienen zur Kräftigung unserer Seelenmuskeln. Wann immer Sie mit Ihren Wurzeln hadern - lassen Sie diese Sichtweise auf Ihren Geist wirken. Fragen Sie sich, welche Kraft sich in Ihnen entwickeln konnte oder musste aufgrund der Unzulänglichkeit oder Fehlerhaftigkeit Ihrer Eltern. Vielleicht schaffen Sie es ja sogar, Ihren Eltern dafür zu danken.
In anderen Kulturen ist so ein Prozedere fester Teil des Lebens: Amerikanische Indianer verehrten beispielsweise bestimmte Stammesmitglieder als »Gegen-Menschen«. Sie hatten das Gegenteil dessen zu tun, was alle anderen taten, um den Stamm daran zu erinnern, dass seine Vorstellungen von »richtig« und »falsch«
relativ waren. In der Sufi-Tradition
295
gibt es eine spirituelle Disziplin, den »Pfad des Vorwurfs«, der seine Anhänger ermahnt, wann immer möglich die fragwürdigen Handlungen anderer zu rechtfertigen. Einmal auf dem Pfad, wird min sogar dazu angeregt, die Nähe derer zu suchen, die einen nicht mögen. In Indien beruht das Prinzip der Gewaltlosigkeit darauf, dass man die unvermeidliche Fehlbarkeit des Menschen akzeptiert. Laut Gandhi lauert der Feind innen und außen, und wir müssen
zwischen
diesen
beiden
Manifestationen
eine
Versöhnung anstreben.
Wenn wir uns nicht in dieser Offenheit anderen gegenüber üben, machen
wir uns zum Opfer unserer eigenen
übermenschlicher Ansprüche an uns selbst. In uns lauern Selbsteinschätzungen wie: »Ich darf keine Fehler machen. Ich muss immer perfekt sein oder mich perfekt zeigen, sonst halten mich die anderen für einen Versager. Ich bin nicht ausreichend, deshalb brauche ich die Anerkennung anderer. Wenn sie mich ablehnen, bin ich minderwertig. « Wenn wir selbst akzeptieren lernen, dass wir unvollkommen sind und sein dürfen, dann körnen wir auch die Anspruchshaltung vom idealen Verhalten anderer aufgeben. Je weniger wir nach Perfektion streben, desto mehr entschärfen wir unsere Beurteilungen und Verurteilungen anderer.
Uta hat ständig Angst, jemand könnte etwas über sie sagen. Es vergeht kein Gespräch, in dem sie nicht darauf hinweist, dass man über dieses nicht reden solle und jenes nicht für die Ohren anderer bestimmt sei, dass niemand davon etwas erfahren dürfe. Bei allen möglichen Verabredungen gerät sie in den Konflikt, diesen zu verheimlichen, dass sie sich mit jenem trifft. Uta ist - was ihre eigene Person angeht - Ge296
heimnisträgerin erster Güte und immer auf der Hut vor möglichen Spionen und Lästermäulern. Wenn man allerdings mit ihr ein Gespräch führt, kostet es größte Mühe, nicht in eine Be- und Verurteilung anderer abzudriften. Es gibt kaum etwas, was Uta nicht einer kritischen, manchmal gnadenlosen Bewertung unterzieht; kaum etwas, dem sie mit festem Glauben und ohne Zweifel entgegentritt. Und vor allem gibt es kaum eine alte Kränkung, die sie wirklich verzeihen kann. Würde Uta sich selbst einmal von außen betrachten, würde sie sich als gnadenloses Lästermaul verurteilen.
Würde Uta sich ehrlich wahrnehmen, könnte sie sehen, dass sie voller Angst, Unsicherheit und perfektionistischer Maßstäbe steckt.
Würde Uta ihr Herz für sich selbst öffnen, könnte sie fühlen, wie viel Sehnsucht nach Nähe und wie viel Wunsch nach echter und offener Begegnung in ihr stecken.
Vergebung ist vor allem erst einmal für uns selbst notwendig - für unsere Selbstablehnung, unsere Anspruchshaltung an unser ideales Verhalten und unseren
Weitere Kostenlose Bücher