Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest
verhärtet meist etwas in unserem Leben; etwas stirbt ab; wir werden zu einer Art besserem, aber totem Menschen. So oder so behält unsere Sexualität ihre Macht. Wenn wir unsere Wunde nicht heilen, wenn wir den Schmerz verdrängen und sie kontrollieren, dann wirkt unsere Sexualität allerdings eher wie ein bedrohlicher Guerilla aus dem Untergrund in unser Leben hinein. Statt uns in Lustlosigkeit, Selbstgerechtigkeit oder Urteile zu flüchten, bleibt uns nichts anderes übrig, als uns unserem Körper und unserem einst gebrochenen Herzen wieder zuzuwenden und Sex und Herz wieder miteinander zu verbinden - unser natürlicher sexueller Fluss kommt dann wie von selbst zu uns zurück.
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Auch die leidenschaftlich Nimmersatten leiden unter Herzschmerz. Viele dauernd wechselnde Liebhaber oder Geliebte entspringen meist einer verzweifelten Suche nach Liebe.
All die ständig durch neue Betten fegenden Vernascher vom Dienst sind so wenig Sex-Götter, wie die bereitwilligen Verführerinnen Sex-Göttinnen sind. Sie sind eher Verirrte -sie suchen mit dem Unterleib etwas, das sie nur mit dem Herzen finden können. Aber auch ihnen ist, genauso wie den Lustlosen, das Herz gebrochen worden. Auch sie wollen diesen Schmerz nicht mehr fühlen. Nur resignieren sie nicht -sie kämpfen, suchen und fordern ein. Sie sind getrieben auf der Suche nach einem neuen Kick, einem heißen Abenteuer.
Wenn wir den Sex wie eine Droge konsumieren, dann sind wir eigentlich damit beschäftigt, eine längst vergangene Wunde zu heilen. Wir suchen nach einer Verbindung, die uns einst nicht zuteil wurde. Manchmal wollten wir Liebe geben und haben nur Sex bekommen. Manchmal wollten wir unser Herz schenken und wurden von Besitzanspruch gefangen genommen. Das alles war damals, aber es lebt heute noch in uns weiter, sodass wir überall nach Verbindung suchen, aber nirgendwo die Verbindung finden oder gar in ihr bleiben können, weil noch immer dieser alte Riss zwischen unserem Unterleib und unserem Herzen in uns existiert.
Ich glaube, es gibt heute kaum jemanden und damit kaum eine Beziehung, deren Sexualität nicht der Heilung bedarf.
Wenn Paare in einer Ehekrise zu mir kommen, schildern sie mir meist zwei Arten von Sexualität: »Wir haben schon seit geraumer Zeit kaum noch Sex«, lautet das eine Statement, oder:
»Nichts geht mehr, obwohl es im Bett doch immer 166
klappte. « Während es im ersten Fall auf der Hand liegt, dass die Verbindung zwischen den beiden Partnern unterbrochen ist, so weiß ich aus Erfahrung, dass dies bei genauerer Betrachtung auch im zweiten Fall erkennbar wird. Fremdgehen und alle Formen von pornografischen Süchten finden sich genauso häufig in lustlosen wie in triebhaften Beziehungen.
Sex als Waffe
Rebecca kam zu mir und war fassungslos. Sie hatte herausgefunden, dass ihr Mann schon seit geraumer Zeit regelmäßig in Bordellen verkehrte. »Dabei lief es im Bett immer bestens zwischen uns«, schüttelte sie verständnislos den Kopf. Warum ging ihr Mann zu Prostituierten? Sie konnte es einfach nicht verstehen. Im Laufe unserer Gespräche kam heraus, dass Sex in ihrer Ehe die schärfste Waffe war, die im gegenseitigen Machtkampf ins Gefecht geführt wurde. Rebecca spielte mit ihrem Körper und mit ihrem Mann. Manchmal verführte sie ihn, wenn er sonst kaum zu erreichen war. Häufig ließ sie sich auf seine Wünsche ein, um ihn dann zu bezwingen. Manchmal
»durfte er«, ließ sie es geschehen, wenn sie sich mehr Zeit und Nähe mit ihm wünschte. Manchmal half sie seinem Begehren mit Zurückweisung nach, um die eigene Macht über ihn wieder fühlen zu können. Auf Festen gingen die beiden schnell getrennte Wege, flirteten herum und testeten unter den Augen des anderen die eigenen Chancen auf dem freien Markt allerdings immer nur bis zu einer gewissen Grenze.
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Einmal, Rebecca redete während einer Sitzung sehr offen und detailliert über den Sex mit ihrem Mann, habe es bei ihr »klick gemacht«: »Ich ruckte gegen das Bett, weil mein Mann so fest in mich eindrang. Von diesem Schmerz wurde etwas in mir auf einmal wach. Ich wurde abrupt aus einer Fantasiewelt in meinen Körper geholt und merkte, dass mein Körper all das nicht wollte, was wir da gerade taten. Für einen Moment hätte ich heulen können. Aber dieses Gefühl hielt nur ganz kurz an, dann machte ich weiter mit wie getrieben.« Rebecca entdeckte, dass es kaum echte Nähe in ihrer Ehe gab. Dass sie sich ihrem Mann mit ihren Wünschen selten wirklich
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