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Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest

Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest

Titel: Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maria Zurhorst
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unserem Kulturkreis nicht mehr alles erdulden, sich nicht mehr unterordnen. Frauen kennen ihre Rechte, wissen um ihre Möglichkeiten und treffen Entscheidungen: Die überragende Mehrzahl aller Scheidungen wird von Frauen eingereicht. Aber tief versteckt in unserer weiblichen Psyche bleibt immer noch ein dunkler Winkel voller Angst vor männlicher Dominanz und vor männlicher Sexualität, der automatisch einen ebenso verborgenen anderen Winkel in uns speist, nämlich den voller Männerhass.

Klagelied der verletzten Weiblichkeit
    Einmal besuchte ich ein paartherapeutisches Seminar für Männer und Frauen. An einem Tag wurde die Gruppe nach Geschlechtern getrennt. Die Frauen blieben unter sich, um sich ganz mit ihren weiblichen Wurzeln zu beschäftigen. Das Gleiche galt für die Männer. Wenig in meinem Leben hat mich so sehr überrascht und bewegt wie das, was ich an diesem Tag miterleben konnte: Einmal bekam jede der vielleicht zwanzig Frauen einen Handspiegel und einen kleinen geschützten Winkel im Gruppenraum, um sich dorthin zurückzuziehen. Die Aufgabe lautete, sich zu entkleiden und
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    für etwa eine halbe Stunde die eigenen Brüste und Genitalien im Spiegel zu betrachten. Dabei sollte sich jede Frau in einen inneren Dialog mit ihrem Körper begeben, ihm zuhören und mit ihm mitfühlen, sich erinnern an all das, was Brüste und Genitalien in diesem Leben schon erlebt und an Erinnerung in sich abgespeichert hatten. Nach höchstens zehn Minuten der Stille im Raum setzte plötzlich hier und dort ein leises Schluchzen ein. So unterschiedlich die Teilnehmerinnen des Seminars auch äußerlich schienen - aus dem leisen Schluchzen entwickelte sich ein beklemmendes Wimmern und Weinen, das die ganze Gruppe ergriff, immer lauter wurde und schließlich den Raum mit einem traurigen Klagelied erfüllte.
    Irgendwann wurden die Frauen aufgefordert, sich wieder anzukleiden und im Raum zusammenzukommen. Nun ging es darum, dem Körper die Möglichkeit zu geben, all das auszudrücken, was unter dieser Traurigkeit in ihm an Kraft und Energie verborgen war. Eine archaische, erdverbundene Musik wurde gespielt. Die Frauen konnten sich zu ihrem Rhythmus frei bewegen und alle Töne, die ihnen kamen, ausdrücken. Wieder verstrichen einige gehemmte, starre Minuten. Aber dann verwandelten sich alle - Mütter, Studentinnen, Geschäftsfrauen in rasende Furien, zornige Kriegerinnen und wütende Weiber.
    Der Raum schien jeden Moment zu explodieren unter dem Gestampfe
    und
    den
    bedrohlichen,
    anklagenden
    oder
    ohnmächtigen Schreien. Das, was ich mit den anderen Frauen an diesem Tag gemeinsam erlebte, ging über geteiltes persönliches Leid hinaus. Es war eine Art Urerfahrung von Frausein.
    Wir alle haben nicht nur unser individuelles Unbewusstes, 175

    wir alle tragen in jeder unserer Zellen auch unser kollektives Unbewusstes mit uns herum — sozusagen unser gesellschaftlich historisches Erbe. Würde das genetische Erbgut einer weiblichen Zelle von seinen letzten Jahrhunderten erzählen, wäre es gezwungen, von Unterwerfung, Vergewaltigung, Versklavung, von Hexenverbrennung und von unzähligen lebend und tot geborenen Kindern zu sprechen. Würde es von diesem Jahrhundert berichten, wüsste es wahrscheinlich gerade erst seit wenigen Jahrzehnten, dass ihm etwas wie ein Orgasmus widerfahren könnte. Die gleiche Zelle trüge Informationen über unerlaubte, heimliche und lebensbedrohliche Abtreibungen in sich. Sie wüsste, was eheliche Pflicht, finanzielle Abhängigkeit und ungewollte Schwangerschaft sind. Ganz frisch aus ihrer jüngsten genetischen Vergangenheit könnte diese Zelle erzählen von einem Kampf um Anerkennung, berufliche Entfaltung und körperliche Freiheit. Aber dies alles wäre nur ein Bruchteil ihrer gesamten Erbanlagen.
    Die weibliche Zelle von morgen wüsste, dass ihre Vorgängerinnen nur den halben Weg geschafft hätten, um ihr gesamtes gespeichertes Potenzial zu entfalten. Sie wüsste, dass sie erst einen winzigen Teil ihrer unendlichen, weiblichen Kraft ins Leben gebracht hätte. Sie wüsste, dass das in ihr schlummernde Reservoir an Liebe ausreichte, um die ganze Welt zu verändern.
    Sie wüsste ganz genau, dass ihr Körper ein seismographisch genaues Instrument ist, dem sie zutiefst vertrauen könnte. Für sie
    würde
    wirkliche
    Emanzipation
    bedeuten,
    in
    Selbstverantwortung und Freiheit, gleichzeitig aber tief in der natürlich tragenden Verbindung mit dem Le176

    ben verwurzelt zu sein. Für sie wäre wahrhafte

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