Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)
Mousse beiseite, bevor Sie den Alkohol dazugeben, oder die flüssige Sünde, wie meine Großmutter alle alkoholischen Getränke zu bezeichnen pflegte.« Die schrägen grünen Augen schauten in die Kamera, und sie lächelte. »Wenn Sie sich aus
religiösen Gründen des Alkohols enthalten müssen oder jünger als einundzwanzig sind oder wenn Sie sich Ihre Sünde lieber pur servieren lassen, können Sie auch ganz auf den Grand Marnier verzichten und stattdessen geriebene Orangenschale dazugeben.«
Er starrte sie an wie ein hypnotisiertes Nagetier und erinnerte sich an die Nacht, als er ihr eine große Dosis pure Sünde serviert hatte. Am nächsten Morgen hatte sie ihn dann mit einer blöden kleinen Puppe vermöbelt und ihn beschuldigt, sie benutzt zu haben. Sie war verrückt. Eine rachsüchtige Irre.
Sie trug eine weiße Bluse mit einem großen bestickten Kragen und eine dunkelblaue Schürze. Ihr Haar war auf dem Rücken zusammengebunden, und ihre Ohren zierten kleine Perlen. Jemand hatte sich Mühe gegeben, ihre bombastische Sexualität zu dämpfen, doch das half nichts. Sie war trotzdem präsent. Sie war in ihren verführerischen Augen und ihren vollen roten Lippen. Er war bestimmt nicht der Einzige, dem das auffiel. Sie sah lächerlich aus, wie ein Baywatch -Babe, das in einer Kochshow mitspielte. Er beobachtete, wie sie Mousse in kleine Porzellantöpfchen löffelte und währenddessen ständig weiterplapperte. Als sie fertig war, hob sie die Hand, öffnete die Lippen und leckte sich Schokolade von den Fingerknöcheln. Er gab ein verächtliches Gurgeln von sich, weil er wusste, er wusste es einfach , dass sie diese Scheiße nur für die Einschaltquote machte. Sie war Mutter, verdammt noch mal. Und die Mutter einer kleinen Tochter sollte sich nicht im Fernsehen wie eine Sexmieze aufführen.
Der Bildschirm wurde plötzlich schwarz, und zum ersten Mal, seit Georgeannes Gesicht auf dem Bildschirm aufgeblitzt war, wurde sich John Virgils Gegenwart bewusst.
Duffy wirkte fassungslos und ein wenig blass unter seiner Bräune. Doch außer Schrecken gab seine Miene nichts preis. Weder Wut noch Verärgerung. Keine Liebe, keine Wut über die Frau, die ihn am Altar hatte stehen lassen. Virgil erhob sich, warf die Fernbedienung auf die Couch und verließ wortlos den Raum.
John sah ihm nach und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die anderen Männer, die immer noch über Körperfettanteile diskutierten. Sie hatten Georgeanne nicht gesehen. Und selbst wenn, war sich John nicht sicher, ob ihnen klar geworden wäre, wer sie war. Wer sie für ihn war. Wer sie für Virgil war.
Georgeanne kam sich vor wie im freien Fall. Bisher hatten sie sechs Sendungen mit ihr aufgezeichnet, und nach jeder Sendung fühlte sie sich nur geringfügig besser. Sie sagte sich, dass sie locker bleiben und Spaß haben sollte. Schließlich trat sie nicht live auf, und wenn sie Mist baute, konnte sie jederzeit abbrechen und wieder von vorn anfangen. Trotzdem revoltierte ihr Magen, als sie in die Kamera blickte und gestand: »Ich weiß nicht, ob Sie es wissen, aber ich stamme aus Dallas – dem Land der Cowboyhüte und Löwenmähnen. Ich habe die Cuisine der ganzen Welt studiert, aber meine ersten Sporen habe ich mir mit dem Kochen von Tex-Mex verdient. Wenn die Leute an Tex-Mex denken, fallen ihnen meist Tacos ein. Nun, ich zeige Ihnen gleich eine kleine Variante.«
Über eine Stunde lang schnitt Georgeanne Mangos, Peperoni und Tomaten klein. Als sie damit fertig war, zog sie ein bereits vorbereitetes, einfaches und doch elegantes Abendessen mit einem Texas-Thema aus dem Ofen. »Nächste Woche«, verkündete sie neben einer Vase mit Schwarzäugigen Susannen, »bleibt die Küche kalt, und ich zeige Ihnen,
wie Sie Ihre Bilderrahmen persönlicher gestalten können. Es ist kinderleicht und macht mächtig Spaß. Bis dann.«
Das Licht oben auf der Kamera schaltete sich blinkend aus, und Georgeanne atmete tief durch. Die heutige Aufzeichnung war nicht allzu schlecht gelaufen. Sie hatte die Schweinelende nur einmal hinfallen lassen und sich nur dreimal verlesen. Nicht wie in der ersten Sendung. Für die Aufzeichnung der ersten Sendung hatten sie sieben Stunden gebraucht. Sie war bereits vor ein paar Tagen gesendet worden, und Georgeanne war sich so sicher gewesen, dass ihre Schokoladenmousse bei den Zuschauern floppen würde, dass sie keinen Nerv gehabt hatte, sie sich anzuschauen. Charles hatte es sich natürlich angesehen und Stein und Bein geschworen,
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