Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)
niemand wusste besser über Eishockey Bescheid als die Männer, die es seit dreißig Jahren spielten. Virgil respektierte Johns Meinung, und auch John hatte mit der Zeit immer mehr Respekt für den Geschäftssinn des Besitzers entwickelt, auch wenn sie nicht immer einer Meinung waren. Im Moment diskutierten sie über einen Guard an der zweiten Linie. Gute Guards waren nicht billig, und Virgil war nicht gewillt, für einen zweitklassigen Spieler Millionen hinzublättern.
Als John sich zum Verwaltungsgebäude begab, fragte er
sich, wie Virgil reagieren würde, wenn er von Lexie erfuhr. Er glaubte zwar nicht, dass der alte Mann begeistert wäre, hatte aber auch keine Angst mehr, verkauft zu werden. Obwohl er die Möglichkeit nicht vollkommen ausschließen würde. Virgil neigte zu impulsiven Wutausbrüchen. Je später Virgil von der Sache erfuhr, desto besser. John hielt Lexies Existenz nicht absichtlich geheim, doch es war auch unnötig, es Virgil unter die Nase zu reiben.
Beim Gedanken an Lexie runzelte John die Stirn. Seit jenem Morgen in Cannon Beach vor anderthalb Monaten hatte Georgeanne ihm Lexie vorenthalten. Sie hatte einen Lippenstift tragenden Pitbull von Anwältin engagiert, die auf einem Vaterschaftstest bestanden und ihn dann wochenlang hinausgezögert hatte. An dem Tag, als der gerichtlich verfügte Test endlich durchgeführt werden sollte, hatte Georgeanne sich plötzlich um hundertachtzig Grad gedreht und ein Dokument unterschrieben, das seine Vaterschaft juristisch anerkannte. Mit einem Federstrich von ihr war John gesetzlich zu Lexies Vater erklärt worden.
Eine Sozialarbeiterin war beauftragt worden, John zu befragen und sein Hausboot zu inspizieren. Dieselbe Sozialarbeiterin hatte schon vorher mit Georgeanne und Lexie gesprochen und mehrere kurze Einführungsbesuche zwischen Vater und Kind empfohlen, bevor John die Erlaubnis bekam, Lexie für längere Zeiten bei sich zu behalten. Am Ende der Kennenlernphase würde John dasselbe Sorgerecht gewährt wie Vätern im Fall einer Scheidung, nur dass er nicht ein Mal vor dem Richter erscheinen musste. Nachdem Georgeanne John endlich als Lexies Vater anerkannt hatte, war Bewegung in die Sache gekommen.
Johns Gesicht verfinsterte sich noch mehr. Momentan hatte Georgeanne ihn total in der Hand. Diese Erfahrung bereitete
ihm keinerlei Vergnügen, doch Georgeanne gefiel ihre Macht über ihn offensichtlich. Tja, sollte sie es genießen, solange es noch anhielt, denn letzten Endes würde es keine große Rolle spielen, was Georgeanne wollte oder nicht. Sie wollte zum Beispiel nicht, dass er ihr Unterhalt für das Kind zahlte oder seinen Anteil an Lexies Tagesbetreuung und Krankenversicherung leistete. Über seinen Anwalt hatte er ihr großzügige finanzielle Unterstützung angeboten sowie die volle Erstattung der Kosten für ihre Tagesbetreuung und Krankenversicherung. Er wollte seine Tochter finanziell unterstützen und war willens, für alles aufzukommen, was sie brauchte, doch Georgeanne hatte alles abgelehnt. Ihrer Anwältin zufolge wollte sie nichts von ihm. Letzten Endes würde es jedoch keine Rolle spielen. Ihre Anwälte befanden sich in der Endphase der Vertragsverhandlungen und nahmen nur noch die letzten Schönheitskorrekturen vor. Georgeanne würde annehmen müssen, was er ihr anbot.
Seit jenem Morgen im Strandhaus, als sie wegen nichts und wieder nichts ausgeflippt war, hatte er Georgeanne weder gesehen noch mit ihr gesprochen. Sie hatte alles total aufgebauscht und ihn einen hinterhältigen Lügner genannt, obwohl er sie eigentlich gar nicht angelogen hatte. Okay, an jenem ersten Abend, als sie zu seinem Hausboot gekommen war, hatte er ihr vielleicht nicht alles gesagt. Sie hatten zwar abgesprochen, sich ohne Anwälte zu einigen, aber schließlich hatte er Kirk Schwartz schon zwei Stunden, bevor sie vor seiner Tür gestanden hatte, engagiert. Er hatte bereits eine grobe Vorstellung von seinen Rechten gehabt, bevor er an jenem Abend mit ihr sprach. Vielleicht hätte er ihr das damals sagen sollen, aber er hatte befürchtet, dass sie nur sauer werden und versuchen würde, Lexie von ihm fernzuhalten. Womit er auch recht gehabt hatte. Doch selbst jetzt würde
er es nicht anders machen. Er hatte Bescheid wissen müssen. Er hatte über seine juristischen Optionen Bescheid wissen müssen, falls Georgeanne wegzog oder heiratete oder ihm den Zugang zu Lexie verwehrte. Er hatte wissen wollen, wer auf Lexies Geburtsurkunde als Vater angegeben war. Er hatte
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