Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)
»Hallo, Candace. Ich habe schon alles für Sie vorbereitet.« Mae deutete auf den runden Tisch, auf dem drei Fotoalben lagen. »Nehmen Sie schon mal Platz, ich bin gleich bei Ihnen.«
Mrs. Sullivan riss ihren neugierigen Blick von der jungen Frau in Pink los und lächelte Mae an. »Der Sturm am Donnerstag hat ja einen verheerenden Schaden an Ihrer Fassade angerichtet«, flötete sie, während sie sich setzte.
»Allerdings.« Mae wusste selbst, dass sie das Schild reparieren lassen und neue Pflanzen kaufen musste, doch momentan hatte sie einfach kein Geld dafür. »Sie können sich hierhin setzen«, beschied sie Georgeanne und legte ein Bewerbungsformular auf den Schreibtisch. Dann durchquerte sie, den großen braunen Umschlag noch in der Hand, den Raum und
setzte sich an den runden Tisch. »Ich habe mehrere Menüs für Sie kreiert, zwischen denen Sie wählen können. Am Telefon hatten wir als Hauptgericht Ente festgelegt.« Sie zog die Menüvorschläge aus dem Umschlag, legte sie auf den Tisch und deutete auf die erste Alternative. »Zu Entenbraten würde ich Jäger-Wildreis mit Mischgemüse oder grünen Bohnen empfehlen. Mit einem kleinen Brötchen schmeckt das –«
»Ach, ich weiß nicht.« Mrs. Sullivan seufzte.
Auf diese Reaktion war Mae vorbereitet. »Ich habe ein paar Kostproben für Sie im Kühlschrank.«
»Nein, danke. Ich habe gerade zu Mittag gegessen.«
Mae unterdrückte ihren Ärger und wies mit dem Finger auf die nächste Beilagen-Alternative. »Vielleicht hätten Sie lieber Spargelspitzen dazu. Oder Artischocken –«
»Nein«, unterbrach Candace sie. »Ich glaube nicht. Ich glaube nicht, dass mir die Idee mit der Ente noch zusagt.«
Mae ging zum nächsten Menüvorschlag über. »Okay. Wie wär’s mit Prime Rib vom Rind au jus , leicht gebräunten Kartoffeln, grünen Bohnen, in Scheibchen geschnittenen –«
»Ich war in diesem Jahr schon auf drei Partys, wo Prime Rib serviert wurde. Ich will etwas anderes. Etwas Besonderes. Ray hatte immer die fantastischsten Ideen.«
Mae durchwühlte die Zettel und legte einen dritten Vorschlag ganz oben auf den Haufen. Sie war berühmt-berüchtigt für ihre Ungeduld und nicht gut in so was. Sie konnte nicht gut mit wählerischen Kunden umgehen, die nicht wussten, was sie wollten, außer dass ihnen keiner der Vorschläge zusagte, die sie in mühevoller Arbeit für sie zusammengestellt hatte. »Ja, Ray war fantastisch«, stimmte sie zu und vermisste ihren Bruder so sehr, dass es sich anfühlte, als sei ein Teil ihres Herzens und ihrer Seele vor sechs Monaten mit ihm gestorben.
»Ray war der Beste«, fuhr Mrs. Sullivan fort. »Auch wenn er … nun ja … Sie wissen schon … war.«
Ja, Mae wusste schon, und wenn Candace nicht aufpasste, würde sie gleich ohne viel Federlesens zur Tür eskortiert. Auch wenn Ray solche Engstirnigkeit nichts mehr anhaben konnte, würde Mae sie nicht tolerieren. »Haben Sie schon mal über Chateaubriand nachgedacht?«, fragte sie und deutete auf ihren dritten Vorschlag.
»Nein«, antwortete Candace und schmetterte in weniger als zehn Minuten auch alle anderen Ideen ab, die Mae ihr präsentierte. Mae hätte ihr am liebsten den Hals umgedreht und musste sich ins Gedächtnis rufen, dass sie die Kohle brauchte.
»Für die goldene Hochzeit meiner Eltern hatte ich mir etwas Einzigartiges erhofft. Bisher haben Sie mir aber nichts Besonderes präsentiert. Ich wünschte, Ray wäre hier. Ihm würde etwas wirklich Brillantes einfallen.«
Alle Menüvorschläge, die Mae ihr vorgelegt hatte, waren brillant. Sie stammten alle aus Rays Menüordner. In Mae stieg die Wut hoch, und sie zwang sich, so freundlich wie möglich zu fragen: »Woran hatten Sie denn gedacht?«
»Tja, ich weiß nicht. Sie sind doch der Catering-Service. Sie müssen die Kreative sein.«
Aber Mae war nie die Kreative gewesen.
»Bisher habe ich nichts Außergewöhnliches gesehen. Haben Sie noch etwas anderes zu bieten?«
Mae griff nach einem Fotoalbum und klappte es auf. Sie bezweifelte, dass Candace irgendetwas finden würde, das ihr zusagte. Sie war davon überzeugt, dass Mrs. Sullivans einziger Beweggrund, hierherzukommen, darin bestand, Mae in den Suff zu treiben. »Das sind Fotos von Aufträgen, die wir durchgeführt haben. Vielleicht finden Sie ja etwas, das Ihnen gefällt.«
»Das hoffe ich sehr.«
»Entschuldigen Sie«, schaltete sich unerwartet die junge Frau in Pink ein. »Ich konnte nicht anders, als zuzuhören. Vielleicht kann ich Ihnen
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