Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)
hatte schon immer gefunden, dass Jodie Foster ein bisschen aussah wie eine Eidechse. Er wollte nicht, dass seine Kinder wie Eidechsen aussahen.
Ein Kellner unterbrach seine Überlegungen und fragte ihn, ob er Wein wollte. John verneinte, beugte sich vor und stellte sein Glas verkehrt herum auf den Tisch.
»Trinken Sie etwa nichts?«, fragte Jenny.
»Doch«, antwortete er, nahm seine Hand aus der Hosentasche und griff nach dem Glas, das er von der Cocktail Hour mit hereingebracht hatte. »Sodawasser mit Zitrone.«
»Sie trinken keinen Alkohol?«
»Nein. Jetzt nicht mehr.« Er setzte sein Glas wieder ab, als ein weiterer Kellner einen Salatteller vor ihn stellte. Er war diesmal seit vier Jahren trocken und wusste, dass er nie wieder trinken würde. Alkohol machte ihn zu einem hirnlosen Scheißkerl, und das war er nun endlich leid geworden.
An dem Abend, als er Philadelphia-Stürmer Danny Shanahan die Fresse polierte, hatte er den absoluten Tiefpunkt erreicht. Es gab durchaus Leute, die fanden, dass »Dirty Danny« eine Abreibung verdient hatte. Aber nicht John. Als
er auf den Mann hinabgeschaut hatte, der bäuchlings auf dem Eis lag, hatte er gewusst, dass er sich nicht mehr unter Kontrolle hatte. Ihm waren schon oft Schläger gegen die Schienbeine geknallt und Ellbogen in die Rippen gerammt worden. Das gehörte zum Spiel. Doch an jenem Abend hatte bei ihm etwas ausgehakt. Bevor er wusste, wie ihm geschah, hatte er seine Handschuhe weggeworfen und Shanahan mit bloßen Händen einen Überraschungsschlag verpasst. Das hatte Danny eine Gehirnerschütterung und einen Ausflug ins Krankenhaus eingebracht. John war aus dem Spiel ausgeschlossen und für sechs weitere Spiele gesperrt worden. Am nächsten Morgen war er mit einer leeren Flasche Jack Daniel’s und zwei nackten Weibern in einem Hotelbett aufgewacht. Als er an die Decke gestarrt und restlos angewidert von sich selbst versucht hatte, sich an die vergangene Nacht zu erinnern, hatte er gewusst, dass er aufhören musste.
Seitdem hatte er keinen Tropfen mehr angerührt. Er hatte es nicht mal gewollt. Und wenn er jetzt mit einer Frau ins Bett stieg, wusste er ihren Namen, wenn er am nächsten Morgen aufwachte. Inzwischen wollte er vorher sogar viel über sie wissen. Er war vorsichtig geworden. Er hatte Glück, dass er noch am Leben war, und das wusste er.
»Ist der Saal nicht wunderschön dekoriert?«, fragte Jenny.
John warf einen Blick auf den Tisch und zum Podium ganz vorn im Saal. Die vielen Blumen und Kerzen waren für seinen Geschmack etwas zu schwuchtelig. »Stimmt. Echt toll«, murmelte er und aß seinen Salat. Sobald er fertig war, wurde der Teller abgeräumt und ihm ein neuer vor die Nase gesetzt. Er hatte in seinem Leben schon an vielen Diners und Benefizveranstaltungen teilgenommen und dort viel schlechtes Essen gegessen. Doch heute Abend war es ziemlich gut; kärglich, aber gut. Besser als im letzten Jahr. Letztes Jahr war ihm eine
gummihafte Poularde mit echt beschissener Pinienkernfüllung aufgetischt worden. Aber er war nicht wegen des Essens hier. Er war hier, um Geld zu spenden. Viel Geld. Nur wenige Menschen wussten von Johns wohltätigem Engagement, und so sollte es auch bleiben. Er tat es für seinen Sohn, und das war reine Privatsache.
»Was halten Sie davon, dass die Colorado Avalanche den Stanley Cup gewonnen haben?«, fragte Jenny, als ihnen das Dessert vorgesetzt wurde.
John ging davon aus, dass sie nur fragte, um Konversation zu machen. Sie wollte gar nicht wissen, was er wirklich dachte, deshalb schwächte er seine Meinung ab und hielt sie hübsch jugendfrei. »Sie haben einen verdammt guten Torhüter. In den Play-offs kann man immer darauf zählen, dass er ihnen den Arsch rettet.« Er zuckte mit den Schultern. »Sie haben ein paar gute Spieler, aber Claude Lemieux ist ’ne feige Memme.« Er griff nach seinem Dessertlöffel und sah sie an. »Wahrscheinlich schaffen sie es in der nächsten Saison wieder bis in die Finals.« Und er würde auf sie warten, denn John rechnete fest damit, ebenfalls dort zu sein und um den Pokal zu kämpfen.
Er drehte sich um und sah sich nach der Vorsitzenden der Harrison Foundation um. Ruth Harrison nahm normalerweise als Erste ihren Platz auf dem Podium ein und brachte die Dinge ins Rollen. Er entdeckte sie zwei Tische weiter und sah zu der Frau auf, die neben ihr stand. Die Frau hatte John den Rücken zugewandt, doch sie stach aus dem Meer aus Seidenkleidern hervor. Sie trug einen Smoking mit langem
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