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Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)

Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)

Titel: Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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sowieso egal .
    »Hallo, Schätzchen«, flötete sie und tätschelte Lexies Oberschenkel. »Ich bin zu Hause.«
    »Ich weiß. Mir gefällt diese Stelle«, informierte Lexie sie, ohne den Blick von der Glotze abzuwenden. »Die mag ich am liebsten. Am besten gefällt mir Rolly. Der ist echt fett.«
    Georgeanne strich Lexie ein paar Locken aus dem Gesicht. Am liebsten hätte sie sich ihr Töchterchen geschnappt und fest an sich gedrückt; stattdessen sagte sie: »Wenn du mir Zucker gibst, lass ich dich in Ruhe.«
    Lexie wandte sich ihr automatisch zu, hob das Gesicht und spitzte ihre dunkelroten Lippen.
    Georgeanne gab ihr einen Kuss und hielt Lexis Kinn fest. »Warst du wieder an meinem Lippenstift?«
    »Nein, Mommy, der gehört mir.«
    »Dieses Rot hast du aber nicht.«
    »Do-och! Hab ich auch.«
    »Und woher, bitte?« Georgeanne hob den Blick zu dem violetten Lidschatten, den Lexie sich großzügig von den Lidern bis zu den Augenbrauen aufgetragen hatte. Knallrosa Streifen färbten ihre Wangen, und sie stank nach Tinkerbell-Parfüm.
    »Hab ich gefunden.«
    »Lüg mich nicht an. Du weißt doch, dass ich es nicht mag, wenn du mich anlügst.«
    Lexies dick beschichtete Unterlippe zitterte. »Ich vergesse es eben manchmal«, rief sie theatralisch. »Ich glaub, ich brauch ’nen Arzt, der mich daran erinnert!«
    Georgeanne biss sich auf die Innenseiten der Wangen, um nicht loszulachen. Wie Mae oft und gern feststellte, war Lexie eine echte Diva. Und Mae kannte sich mit Diven aus. Ihr Bruder
Ray war eine gewesen. »Der Arzt gibt dir eine Spritze«, warnte Georgeanne sie.
    Das Zittern hörte schlagartig auf, und Lexies Augen wurden groß.
    »Vielleicht kannst du also demnächst ohne Arzt daran denken, die Finger von meinen Sachen zu lassen.«
    »Okay«, stimmte sie ein wenig zu bereitwillig zu.
    »Wenn nicht, gilt unsere Abmachung nicht mehr«, drohte Georgeanne, womit sie die Vereinbarung meinte, die sie vor Monaten getroffen hatten. An den Wochenenden konnte Lexie anziehen, was sie wollte, und sich so stark schminken, wie es ihr kleines Herz begehrte. Dafür musste sie während der Woche ein sauberes Gesicht haben und die Klamotten tragen, die ihre Mutter für sie aussuchte. Bisher schien die Abmachung zu funktionieren.
    Lexie war ganz verrückt nach Make-up. Sie schminkte sich für ihr Leben gern und verfuhr dabei nach dem Motto »Je mehr, desto besser«. Die Nachbarn starrten ihr entgeistert nach, wenn sie mit dem Fahrrad über den Gehsteig bretterte, vor allem, wenn sie dazu die hellgrüne Boa trug, die Mae ihr geschenkt hatte. Mit ihr ins Lebensmittelgeschäft oder ins Einkaufszentrum zu gehen, war peinlich, aber das war nur an den Wochenenden. Und es war allemal einfacher, mit dieser Abmachung zu leben, als mit den allmorgendlichen Kämpfen, wenn es Zeit war, Lexie anzuziehen.
    Die Androhung eines Schminkverbots ließ Lexie aufhorchen. »Ich versprech’s, Mommy.«
    »Okay, aber nur, weil ich eine Schwäche für dich hab«, scherzte Georgeanne und küsste sie auf die Stirn.
    »Ich hab auch eine Schwäche für dich«, erwiderte Lexie.
    Georgeanne erhob sich von der Couch. »Ich bin im Schlafzimmer, wenn was ist.« Lexie nickte und richtete ihre Aufmerksamkeit
wieder auf die kläffenden Dalmatiner auf der Mattscheibe.
    Georgeanne lief an dem kleinen Bad vorbei durch den Flur in ihr Schlafzimmer. Sie schüttelte ihre Smokingjacke ab und warf sie auf eine weiß-rosa gestreifte Chaiselongue.
    John wusste nichts von Lexie. Woher auch. Georgeanne hatte überreagiert, und jetzt hielt er sie wahrscheinlich für bekloppt, doch ihn wiederzusehen war ein furchtbarer Schock gewesen. Sie hatte sich stets bemüht, John aus dem Weg zu gehen. Sie bewegte sich nicht in denselben gesellschaftlichen Kreisen und besuchte nie ein Chinooks-Spiel, was kein großes Opfer war, weil sie Eishockey schrecklich gewalttätig fand. Aus Angst, ihm über den Weg zu laufen, richtete Heron’s nie Sportlerfeiern aus, was wiederum Mae nichts ausmachte, weil sie Sportskanonen hasste. Nicht in einer Million Jahre hätte sie geglaubt, ihn bei einer Krankenhaus-Benefizveranstaltung zu treffen.
    Georgeanne sank erschöpft auf ihr geblümtes Chintzdeckbett. Sie dachte nicht gern an John, doch ihn vollkommen zu vergessen war ein Ding der Unmöglichkeit. Hin und wieder lief sie durch ein Lebensmittelgeschäft und sah sein attraktives Gesicht von der Titelseite einer Sportzeitschrift auf sie herabblicken. Seattle war ganz verrückt nach den Chinooks und John

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