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Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)

Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)

Titel: Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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glücklich. Sie brauchte keinen Daddy. Sie brauchte John nicht.
    »Wenn du fertig bist, schau mal nach, ob dir dein pinkfarbenes Chiffonkleid noch passt«, meinte Georgeanne, während sie ihren Teller nahm und zur Spüle trug. Schließlich hatte sie selbst ihren Daddy auch nie kennengelernt und es überlebt. Sie hatte nie gewusst, wie es war, auf dem Schoß ihres Vaters zu sitzen, sich an ihn zu kuscheln und sein Herz schlagen zu hören. Sie hatte nie das Gefühl der Geborgenheit in seinen Armen gekannt oder das beruhigende Timbre seiner Stimme. Sie hatte es nie gekannt und war trotzdem gut klargekommen.
    Georgeanne starrte geistesabwesend durch das Fenster über der Spüle in den Garten. Sie hatte es nie gekannt, aber viele Male versucht, es sich vorzustellen.
    Sie erinnerte sich, wie sie heimlich durch Zäune gespäht hatte, um die Nachbarn dabei zu beobachten, wie sie über brennenden Fässern halbe Hähnchen brieten. Sie erinnerte sich, wie sie auf ihrem blauen Schwinn-Fahrrad mit dem Silberbananen-Sitz zu Jack Leonards Tankstelle gefahren war, um ihm beim Reifenwechseln zuzusehen, fasziniert von seinen großen, dreckigen Händen, die er sich immer an einem schmierigen Handtuch abwischte, das aus der Gesäßtasche seines schmutzig grauen Overalls hing. Sie erinnerte sich an die Abende, an denen sie auf der harten, vom Alter pockennarbigen Veranda des Hauses ihrer Großmutter gesessen
hatte, ein verwirrtes und neugieriges kleines Mädchen mit dunklem Pferdeschwanz und roten Cowboystiefeln, und die Männer aus der Nachbarschaft beobachtete, die von der Arbeit nach Hause kamen, und sich wünschte, auch einen Daddy zu haben. Sie hatte sie beobachtet und gewartet und sich die ganze Zeit über Fragen gestellt. Sie hatte sich gefragt, was Daddys so machten, wenn sie nach Hause kamen. Sie hatte sich das gefragt, weil sie es nicht wusste.
    Das Klappern von Lexies Stiefelabsätzen auf dem Küchenlinoleum riss Georgeanne aus ihren Erinnerungen. »Fertig?«, fragte sie, als sie sich Lexie zuwandte, um ihr den schmutzigen Teller und das leere Glas aus der Hand zu nehmen.
    »Ja. Darf ich morgen die Petit Fours servieren?«
    »Ja, darfst du«, antwortete Georgeanne und stellte den Teller und das Glas in die Spüle. »Und ich glaube, du bist inzwischen auch alt genug, den Tee einzugießen.«
    »Okay!« Lexie klatschte aufgeregt in die Hände und schlang die dünnen Ärmchen um Georgeannes Oberschenkel. »Ich hab dich lieb«, rief sie überschwänglich.
    »Ich dich auch.« Georgeanne schaute auf den Scheitel ihrer Tochter und legte die Hand sanft auf Lexies Rücken. Ihre Großmutter hatte sie auch lieb gehabt, doch ihre Liebe hatte nicht ausgereicht, um die Leere in ihr auszufüllen. Niemand war in der Lage gewesen, die Leere in ihrem Herzen auszufüllen, bis Lexie kam.
    Georgeanne strich Lexie über den Rücken. Sie war sehr stolz auf alles, was sie geleistet hatte. Sie hatte gelernt, mit ihrer Legasthenie zu leben, statt sie zu verleugnen. Sie hatte hart an sich gearbeitet, und alles, was sie besaß, alles, was sie geworden war, hatte sie ganz allein geschafft. Sie war glücklich so.
    Trotzdem wollte sie mehr für ihre Tochter. Sie sollte es besser haben.

ACHT
    Muskeln, Knochen und zähe Entschlossenheit prallten aufeinander, Schläger knallten aufs Eis, und das Brüllen Tausender tobender Fans dröhnte durch Johns Wohnzimmer. Auf dem Breitwandfernseher schlug die »Russische Rakete« Pavel Bure dem Verteidiger der Rangers, Jay Wells, mit einem Hohen Stock ins Gesicht, sodass sich der größere New Yorker Spieler langlegte.
    »Verdammt. Echt bewundernswert, dass sich ein Kerl von Bures Größe mit Wells anlegt.« Ein anerkennendes Lächeln umspielte Johns Lippen, als er seinen drei Gästen einen Blick zuwarf: Hugh »Höhlenmensch« Miner, Dmitri »Tree« Ulanov und Claude »Der Bestatter« Dupre.
    Eigentlich besuchten die drei Teamkollegen John im Hausboot, um sich auf seinem riesigen Fernseher das Baseballspiel zwischen den Dodgers und den Atlanta Braves anzuschauen. Doch schon nach zwei Innings hatten sie kollektiv die Köpfe geschüttelt, als wollten sie sagen: »Und dafür kriegen die mehr Kohle als wir?«, und lieber eine Aufzeichnung der Stanley-Cup-Meisterschaften in den Videorekorder geschoben.
    »Hast du Bures Ohren gesehen?«, fragte Hugh. »Er hat echt verdammt große Ohren.«
    Während Blut aus Jay Wells gebrochener Nase strömte, verließ Pavel mit hängenden Schultern die Eisbahn, da er wegen Disziplinlosigkeit

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