Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)
während des Spiels hinausgeworfen worden war.
»Und weibische Locken«, fügte Claude mit seinem weichen frankokanadischen Akzent hinzu. »Aber nicht so schlimm wie Jagr, die Schwuchtel.«
Dmitri löste den Blick nur widerwillig vom Bildschirm, während sein Landsmann Pavel Bure zur Umkleidekabine eskortiert wurde. »Jaromir Jagr ist Schwuchtel?«, fragte er entgeistert und meinte den Star-Flügelspieler der Pittsburgh Penguins.
Hugh schüttelte grinsend den Kopf und sah John an. »Was meinst du, Wall?«
»Nee, Jagr schlägt zu hart zu, um ’ne Schwuchtel zu sein«, antwortete er schulterzuckend. »Der ist nicht schwul.«
»Schon, aber er hat massenhaft Goldkettchen um den Hals hängen«, widersprach Hugh, der berühmt dafür war, dummes Zeug zu labern, bloß um zu provozieren. »Entweder ist Jagr ’ne Schwuchtel oder ein Fan von Mr. T.«
Dmitri schnaubte verärgert und deutete auf die drei Goldketten um seinen Hals. »Ketten nicht bedeutet Schwuchtel.«
»Wer ist Mr. T?«, wollte Claude wissen.
»Hast du dir nie im Fernsehen Das A-Team angeschaut? Mr. T ist der bullige schwarze Kerl mit dem Irokesenschnitt und dem vielen Goldschmuck«, erklärte Hugh. »Er und George Peppard haben mal für die Regierung gearbeitet und Sachen in die Luft gesprengt.«
»Ketten nicht bedeutet Schwuchtel«, beharrte Dmitri.
»Vielleicht nicht«, räumte Hugh ein. »Aber ich weiß ganz sicher, dass das Tragen vieler Ketten was mit der Schwanzgröße zu tun hat.«
»Blödsinn«, spottete Dmitri.
John streckte lachend den Arm über die Rückenlehne der beigefarbenen Ledercouch. »Woher weißt du das, Hugh? Hast du heimlich geguckt?«
Hugh sprang auf und zielte mit einer leeren Coladose auf John. Seine Augen verengten sich, und ein Lächeln umspielte seinen Mund. Den Blick kannte John. Er hatte ihn schon hundertmal gesehen, kurz bevor »Der Höhlenmensch« Blut sehen wollte und verbal jedem gegnerischen Spieler in die Eier trat, der es wagte, der Torlinie zu nahe zu kommen. »Ich hab mein Leben lang mit Kerlen geduscht. Ich muss nicht heimlich gucken, um zu wissen, dass Typen, die mit Gold behangen sind wie Christbäume, ihren kleinen Schwanz kompensieren.«
Claude lachte, und Dmitri schüttelte den Kopf. »Stimmt nicht«, brummte er.
»Doch, Tree«, beteuerte Hugh, während er in die Küche schlenderte. »In Russland bedeuten viele Goldketten vielleicht, dass man ein richtiger Hengst ist, aber du bist jetzt in Amerika, und da kannst du nicht rumlaufen und so was wie ’nen kleinen Schwanz publik machen. Du musst dich anpassen, wenn du nicht zum Gespött der Leute werden willst.«
»Oder wenn du mit amerikanischen Frauen ausgehen willst«, fügte John hinzu.
Es klingelte an der Tür, als Hugh gerade am Eingangsbereich vorbeikam. »Soll ich aufmachen?«, fragte er.
»Klar. Das ist wahrscheinlich Heisler«, antwortete John und meinte den neuesten Stürmer der Chinooks. »Er hat gesagt, er kommt vielleicht vorbei.«
»John?« Dmitri lenkte Johns Aufmerksamkeit auf sich und rutschte zur Kante des Ledersessels, in dem er saß. »Ist wahr? Amerikanische Frau denkt, Kettchen heißt, kein Schwanz?«
John verkniff sich mit Mühe das Lachen. »Ja, Tree. Es stimmt. Hast du in letzter Zeit etwa Probleme gehabt, dich zu verabreden?«
Dmitri schaute perplex drein und rutschte wieder in seinen Sessel zurück.
John verlor den Kampf und brach in Gelächter aus. Er schaute Claude an, der Dmitris Verwirrung ebenfalls saukomisch fand.
»Äh, Wall. Es ist nicht Heisler.«
John warf einen Blick über die Schulter, und das Lachen blieb ihm im Halse stecken, als er Georgeanne im Eingang seines Wohnzimmers stehen sah.
»Wenn ich störe, kann ich ein andermal wiederkommen.« Ihr Blick schoss irritiert von einem Männergesicht zum anderen, und sie wich mehrere Schritte zur Tür zurück.
»Nein.« John, der von ihrem plötzlichen Auftauchen total überrumpelt war, sprang hastig auf. Er griff nach der Fernbedienung auf dem Couchtisch und würgte die Glotze ab. »Nein. Geh nicht«, rief er und warf die Fernbedienung aufs Sofa.
»Ich sehe ja, dass du zu tun hast. Ich hätte vorher anrufen sollen.« Sie warf Hugh einen irritierten Blick zu, der neben ihr stand, und schaute dann wieder zu John. »Das hab ich sogar getan, aber du hast nicht abgenommen. Dann ist mir eingefallen, dass du gesagt hast, dass du nie ans Telefon gehst, und da bin ich auf gut Glück hergefahren, und … Tja, was ich eigentlich sagen wollte …« Sie fuchtelte nervös
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