Liebe für Anfänger
unterschreiben. Sie können mir glauben, ich lebe ganz gut von den ganzen Unterhaltszahlungen.«
Billie musste bei dem Gedanken, dass Deedees Männer versuchten, bei den Scheidungsverhandlungen ihre geistige Gesundheit zurückzukaufen, fast laut lachen. Und sie konnte sich nur zu gut vorstellen, welche Sorte Mann Deedee für sie aussuchen würde. »Das ist ein nettes Angebot, aber ich glaube, ich suche mir lieber selbst einen. Es ist ja, na ja, etwas sehr Persönliches, verstehen Sie?«
»Wie wollen Sie denn einen Mann kennen lernen, wenn Sie so häuslich sind? Der Märchenprinz wird wohl kaum eines Tages anklopfen und Sie vom Hocker hauen. Und ich bin sehr diskret in solchen Dingen.«
Billie hatte den Verdacht, dass Deedee ungefähr so diskret wäre wie ein Schnellzug. »Ich habe ganz eigene Vorstellungen, was ich von einem Mann erwarte«, sagte Billie, und überlegte, wie sie sich aus Deedees Verkupplungs-Plänen herauswinden könnte, aber die Frau sah so entschlossen drein, dass es bestimmt nicht einfach werden würde. »Und um ehrlich zu sein, ich bin irgendwie schon, sagen wir mal, an jemandem interessiert.« Sie dachte an den Chemielehrer, den sie ungefähr so interessant fand wie eine wochenalte Zeitung. Den Trumpf könnte sie jederzeit ziehen.
Deedee verdrehte die Augen. »Sagen Sie nicht, es ist Nick.«
Billie starrte sie an. »Nick?« Sie war gar nicht auf die Idee gekommen, Nick als Ausrede zu benutzen.
»Ich sag ja, alle Frauen stehen auf ihn. Sie sollten mal sehen, wie affig seine Schülerinnen lächeln, wenn er vorbeigeht. Das ist richtig ekelhaft, wie die sich aufführen.«
Billie dachte darüber nach. Deedee hatte ihr die Lösung soeben auf dem Silbertablett serviert. Nick Kaharchek war der perfekte Mann, um Deedee von ihrer Verkupplungsaktion abzuhalten. Und außerdem, welcher Mann bei klarem Verstand würde gegen einen der reichsten und erfolgreichsten Männer von Loudoun County antreten? Ganz zu schweigen von Nicks Aussehen. Und Nick brauchte es ja nicht zu wissen.
Außerdem war er ihr etwas schuldig.
Billie presste sich die Hand auf die Stirn und seufzte theatralisch. »Ich muss Ihnen die Wahrheit sagen, Deedee«, sagte sie. »Aber das müssen Sie wirklich für sich behalten.
Ich bin kein Stück besser als all die anderen Frauen, die hinter Nick her sind. Ich komme einfach nicht dagegen an.«
Deedee antwortete mit einem entgeisterten Blick. Sie hatte offensichtlich nichts verstanden. »Was sagen Sie da?«
»Ich bin heiß auf ihn, Deedee. Heiß wie ein Vulkan kurz vorm Ausbruch.« Sie war wirklich gut. »Immer, wenn ich ihn sehe, spüre ich plötzlich diese glühende Hitze im Bauch, die sich windet und herumwirbelt wie ein Tornado, so wild und stürmisch, dass ich fürchte, es bricht aus mir heraus wie flüssige Lava, und ich spucke Feuer in den Himmel.« Deedee starrte sie an.
»Uuuh!«
KAPITEL 4
Billie wühlte im Gefrierschrank und überlegte, welches Fertiggericht sie sich zum Mittagessen in die Mikrowelle schieben sollte. Sie hatte die Wahl: fettarmes Hühnchen mit Gemüse, fettarmes Hühnchen mit Fettuccini oder fettfreie Hühnersuppe. Sie schloss die Tür und lehnte den Kopf dagegen.
Sie hätte ihren gesunden Fuß für ein saftiges, medium gebratenes Steak, würzige Pommes und einen schönen grünen Salat in dicker Blauschimmelkäse-Soße hergegeben. Und ein bisschen Schokolade natürlich. Eine Mahlzeit ohne etwas Schokoladiges zum Nachtisch war einfach keine richtige Mahlzeit.
Es war ruhig im Haus. Deedee hielt das zweite Nickerchen an diesem Tag, diesmal wegen einer Migräne, die Billies Geständnis über ihre Gefühle für Nick ausgelöst hatte.
Okay, sie hatte es vielleicht ein bisschen übertrieben mit dem Gerede über Lava und Feuerspucken, aber Deedee hatte die Botschaft jedenfalls laut und deutlich vernommen.
Billie hatte nicht damit gerechnet, dass ihr das Kopfschmerzen bereiten würde. Sie hatte bloß Deedees Plan vereiteln wollen, ihr einen Mann zu suchen.
Billie drehte sich um, als es an der Hintertür klopfte. Sie war fast erleichtert, das vertraute Gesicht von Raoul, dem Kammerjäger, zu sehen, und ließ ihn ein. »Wie geht‘s, oh Großer Kämpfer gegen die Insekten?«
Sein pechschwarzes Haar war akkurat gekämmt, und das hellgrüne Muscleshirt – mit dem er die Muskeln betonte, die er sich als Bauarbeiter antrainiert hatte – warb für die Schädlingsbekämpfung Hernandez.
»Was ist denn mit deinem Fuß passiert?«, fragte er.
»Da ist mir nach der
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