Liebe für Anfänger
»Los!«
»Memmen Sie nicht so rum«, sagte Deedee. »Ist doch nur eine blöde Alarmanlage.« Sie griff durch das kaputte Fenster und schloss die Tür auf.
»Kommen Sie schon, es dauert nur eine Minute.«
»Das ist Einbruch!«
Deedee fuchtelte mit den roten Nägeln herum. »Nick wird das schon nichts ausmachen. Er sagt immer, ich soll einfallsreicher sein. Er wird stolz auf mich sein.«
»Sind das Hunde?«
»Ach du lieber Gott, die Hunde habe ich ja völlig vergessen!« Deedee zog Billie ins Haus und warf die Terrassentür zu, gerade als ein zusammengewürfeltes Rudel Hunde durch das Wäldchen gestürmt kam.
»Na toll!«, schrie Billie, um die Alarmanlage zu übertönen. »Erst jault die Alarmanlage, dann geht ein Haufen Kampfhunde auf uns los. Und nicht nur das, es ist auch noch ein Verrückter unterwegs, oder eher ein
Kind,
das mit Sprengstoff spielt. Sonst noch was?«
Deedee stöckelte über die Terracotta-Fliesen im Wintergarten und sah zum vorderen Fenster hinaus. »Ach du Kacke, da ist die Polizei. Ich schwör‘s, man könnte meinen, die haben das Haus observiert.« Sie zuckte mit den Schultern.
»Wahrscheinlich fürchten sie, dass Max ausflippt.« Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging die breite Haupttreppe hinauf. »Erklären Sie denen das, ich hole derweil meine Kette.«
Billie starrte in die blitzenden Lichter. Keine Panik, sagte sie sich, und fragte sich gleichzeitig, wie sie es so schnell hierher geschafft hatten. Es war wie in einem Alptraum, nur mit weit geöffneten Augen. Sie leckte sich die trockenen Lippen. Sie war noch nie festgenommen worden, sie hatte noch nie ein Knöllchen bekommen. Sie hatte ein vorbildliches Leben geführt. Und jetzt musste sie der Polizei erklären, dass ihre Freundin oben einen Safe aufbrach.
Sie öffnete die Haustür und winkte den Polizisten in den drei Einsatzwagen zaghaft zu. Diesmal war Deedee zu weit gegangen. Billie hoffte nur, dass die Gefängniskleidung orange war, denn Deedee hatte gesagt, sie sähe darin grauenhaft aus.
»Das ist alles ein Missverständnis«, sagte Billie, wissend, dass das nicht funktionieren konnte.
»Hände hoch, Lady!«, rief ein Polizist und richtete seine Pistole auf sie.
Ihr Magen plumpste ins Bodenlose. Billie nahm sofort die Hände über den Kopf. »Lassen Sie es mich erklären«, rief sie laut, um die Sirenen zu übertönen. »Ich bin keine Einbrecherin. Also, Deedee, Mr Kaharcheks Cousine, brauchte ihre Stargio. Das ist ein Schmuckstück, das extra für eines ihrer Abendkleider entworfen wurde«, fügte sie hinzu, falls die Beamten nicht verstanden, wovon sie sprach.
Einer von ihnen verdrehte die Augen. »Deedee Holt, diese beknackte Rothaarige?«
Billie nickte und ließ die Luft ab, die in ihren Lungen fest gesteckt hatte. Sie zischte heraus wie aus einem Hochofen.
»Deedee besteht darauf, dass Schmuck und Schuhe zu ihrer Kleidung passen. Ich persönlich finde sowas ja nicht so wichtig.«
Der Polizist kam auf sie zu. »Sie können die Hände runternehmen.«
Billie weinte fast vor Erleichterung. Sie kannten Deedee.
Es war alles in Ordnung.
Er gab einen Code in den Wandcomputer ein und schaltete den Alarm ab.
»Das ist aber nicht Deedees Auto«, sagte er und deutete auf Billies Minivan.
»Es ist meins«, sagte Billie.
»Lassen Sie sie bloß nicht damit fahren.«
Deedee kam auf ihren Absätzen die Treppe heruntergestöckelt und quetschte sich durch die Tür neben Billie. Die Polizisten schnappten kollektiv nach Luft, während Deedee mit prachtvoll geschmücktem Dekollete für sie posierte und lächelte. »Ach, hallo, Gentlemen. Ich hoffe, ich habe nicht schon wieder Umstände gemacht.«
»Wo ist Mr Kaharchek?«
Deedee schnitt eine Grimasse. »In Upperville, irgendeinen Gaul angucken, wo sonst?«
Frankies Limousine fuhr auf der runden Einfahrt vor, und er stieg aus. »Ich habe euren Zettel gelesen!«, rief er ihnen zu, als er auf den Polizisten zuging.
»Deedee musste ihre Kette holen« , erklärte er den Uniformierten am Fuß der Eingangstreppe. »Ohne die Stargio kann sie das Kleid nicht tragen.«
Der Polizist sah nur Deedee an. »Haben Sie je daran gedacht, Ihren Cousin um einen Schlüssel zu bitten?«
»Sie hat Probleme, Schlüssel bei sich zu behalten », antwortete Frankie für sie.
»Keine Sorge, ich komme für den Schaden auf.«
Deedee wackelte zur Limousine und stieg ein, wobei sie dem wachsamen Auge des Gesetzes ein bemerkenswertes Stück Bein zeigte. »Danke, Süße!«, rief sie Billie zu.
Weitere Kostenlose Bücher