Liebe fuer ein ganzes Leben (Rosen-Reihe)
schienen sich zu streiten.
"Gehn wir", sagte Daniela. "Nachher denken die beiden noch, wir würden sie belauschen."
Ebenso leise, wie sie gekommen waren, wollten sie sich z urückschleichen, da hörten sie ganz deutlich Philipp sagen: "Das Testament muß endgültig verschwinden, Andrea."
Die jungen Leute schauten sich nur kurz an. Durch Zufall ha tten sie jetzt etwas erfahren, was sie bisher nur angenommen hatten. Philipp hatte also tatsächlich das Testament heimlich gestohlen!
Julian griff nach Danielas Arm. "Komm", raunte er ihr zu.
Wortlos folgte sie ihm. Erst als sie außer Hörweite waren, meinte sie: "Bis jetzt hatte ich immer noch gehofft, daß du dich vielleicht doch getäuscht hast."
"Die Frage ist, wo ist das Testament jetzt", meinte er. "Es klang doch ganz so, als sei es nicht mehr in seinem Besitz."
"Ich werde versuchen, es herauszufinden."
"Nein, Daniela, das Risiko, daß man dich dabei erwischt, ist zu groß. Außerdem haben wir nicht viel Zeit, da Philipp das Test ament verschwinden lassen will. Am besten, wir wenden uns an die Polizei. Sie..."
"Nein, Julian", fiel ihm die junge Frau ins Wort. "Philipp mag zwar das Testament gestohlen haben, aber ich bringe es nicht fe rtig, ihn anzuzeigen. Ich bin mit ihm verwandt, wenn auch über hundert Ecken."
Julian wollte aufbegehren, doch dann nickte er. Auch ihm ging die Familie über alles. "Gut, aber versprich mir, daß du nichts Unüberlegtes tust, Liebling", forderte er. "Vorläufig unternimm bitte nichts. Ich werde mir irgend etwas einfallen lassen." Er schnitt eine Grimasse. "Darin bin ich nämlich ziemlich gut."
"Das glaube ich dir aufs Wort", versicherte seine Freundin und legte die Hände um seinen Nacken. Liebevoll küßte sie ihn auf die Nasenspitze. Wichtig war einzig und alleine, daß er sie liebte, alles andere konnte warten.
* * *
Obwohl Daniela ihrem Freund versprochen hatte nichts Unüberlegtes zu tun, wollte sie in den Räumen ihres Cousins nach dem Testament suchen. Doch erst ein paar Tage später ergab sich eine Gelegenheit dazu. Sie hatte den Nachmittag bei Julians Eltern verbracht. Julian selbst war in Hamburg, um dort einiges für seine Familie zu erledigen. Als der Chauffeur sie nach Castan zurückbrachte, erfuhr sie von der alten Mamsell, das Frau Wieland nach Oldenburg gefahren war. Philipp hatte schon Anfang der Woche das Gut verlassen und war mit unbekanntem Ziel verreist.
Obwohl sie nicht annahm, daß Philipp das verschwundene T estament im Arbeitszimmer versteckt hatte, durchsuchte sie es. Sie wollte keine Möglichkeit außer acht lassen. Anders als zu Lebzeiten des verstorbenen Gutsherrn, war es jetzt peinlich aufgeräumt. Man konnte ihrem Cousin viel nachsagen, doch nicht, daß er unordentlich war. Jeder Bleistift lag an seinem Platz.
Eine halbe Stunde später stieg die junge Frau in den ersten Stock hinauf. Philipps Suite lag im rechten Flügel. Sie begann mit dem Wohnzimmer. Auch hier herrschte peinlichste Ordnung. O bwohl sie auf Geheimfächer in den Möbeln achtete, konnte sie nichts entdecken.
Die Fenster des Zimmers gingen auf den Hof hinaus. Daniela hörte einen Wagen vorfahren. Hinter dem Vorhang verborgen spähte sie nach draußen. Ein undamenhaftes 'verdammt' glitt über ihre Lippen, als sie sah, daß Andrea Wieland heimgekehrt war. Höchste Zeit, Philipps Suite zu verlassen!
Die junge Frau wollte gerade die Gangtür öffnen, als sie Schritte hörte. Erschrocken flüchtete sie ins Schlafzimmer. Kaum hatte sie dessen Tür angelehnt, kam jemand ins Wohnzimmer. Am Klang der Schritte erkannte Daniela, daß es Philipp war. Sie verstand nicht, weshalb sie seinen Wagen nicht ebenfalls gehört hatte. Ihr Herz schlug vor Angst so laut, daß sie vermeinte, es müßte auch nebenan zu hören sein.
Eine zweite Tür gab es nicht und genauso wenig ein Versteck. Es hatte keinen Sinn, sie konnte hier nicht ewig bleiben. Irgen dwann würde Philipp ins Schlafzimmer kommen und sei es nur, um sich umzuziehen. Entschlossen nahm sie ein Buch vom Nachttisch und trat ins Wohnzimmer.
Philipp fuhr erschrocken herum. Er hatte gerade etwas in der obersten Schublade eines alten Sekretärs verstaut. "Daniela?" Stirnrunzelnd ging er ihr entgegen. "Was hast du denn in meinem Schla fzimmer getan?"
"Ich wollte mir nur ein Buch ausleihen", erwiderte die junge Frau mit einem unschuldigen Lächeln. "Hätte ich gewußt, daß du schon zurück bist, hätte ich dich natürlich gefragt."
"Du möchtest dir dieses Buch ausleihen?" fragte
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