Liebe fuer ein ganzes Leben (Rosen-Reihe)
meine Liebe", meinte er und raunte ihr dann so leise zu, daß sie es kaum verstehen konnte: "Wenn du das Testament Doktor Huber übergibst, schadest du dir damit nur selbst. Entweder, du fügst dich in meine Spielregeln, oder du gibst alles auf, für das du gekämpft hast."
Andrea zuckte wie unter einem Schlag zusammen. "Du bist ein hundsgemeiner Kerl, Philipp!" stieß sie halblaut hervor. "Du..." Sie winkte ab und ging einfach davon.
"Ein zu null für mich", bemerkte der junge Mann mit einem bösen Lächeln. Zufrieden kehrte er in sein Wohnzimmer zurück.
* * *
Die Stimmung im Herrenhaus war äußerst schlecht. Das Personal spürte die Spannungen, die zwischen dem neuen Gutsherrn, Andrea Wieland und Daniela bestanden. Und auch der Verwalter und die Arbeiter auf dem Gut fühlten sich unter der neuen Herrschaft alles andere als wohl. Für Richard von Castan wären sie durchs Feuer gegangen, für dessen Neffen hatten sie nichts als Verachtung.
"Ich frage mich, wie das noch weitergehen soll", bemerkte Gudrun Wendt zur Köchin. Meistens hielt sie sich mit ihren Ä ußerungen zurück, aber jetzt war sie zu verbittert, um ihrem Zorn nicht Ausdruck zu verleihen. "Wenn ich nicht schon so alt wäre, ich glaube, ich würde mir allen Ernstes überlegen, ob ich auf Castan bleibe."
"Ein Mann und zwei Frauen tut niemals gut." Hingebungsvoll knetete die Köchin den Brotteig.
"Ach was, Frau von Castan macht sich doch gar nichts aus unserem Gutsherrn", wehrte die Mamsell ab. "Sie zeigt es ihm deutlich genug. Außerdem ist sie sicher nicht grundlos so oft bei den Stettens. Ich sage Ihnen, bald wird es eine Verlobung geben."
"Ja, Frau von Castan und Julian von Stetten wären ein schönes Paar." Sinnend blickte die Köchin aus dem Fenster. "Aber wie es hier weitergehen soll, ist mir ein Rä tsel!"
"Frau Wieland führt sich auf, als sei sie bereits die Haushe rrin", meinte Mamsell Wendt erbost. Erst am Morgen hatte sie mit Andrea eine heftige Auseinandersetzung gehabt.
"Gott bewahre uns davor!" rief die Köchin aus. Sie deckte den Brotteig mit einem weißen Tuch zu. Gründlich wusch sie sich die Hände, bevor sie nach dem Mi ttagessen sah.
Daniela nahm an diesem Tag das Mittagessen völlig allein auf der Terrasse ein. Ihr Cousin war wieder einmal weggefahren, und Andrea Wieland hatte sich mit heftigen Kopfschmerzen entschu ldigen lassen. Zum ersten Male seit Tagen schmeckte es daher der jungen Frau besonders gut. Sie befand sich in einer glücklichen Stimmung. Am frühen Vormittag hatte Julian angerufen und ihr gesagt, daß er gegen drei Uhr aus Hamburg zurückkommen würde. Sie wollten sich unten am Strand treffen.
Aber gerade, als sie ihre Badesachen einpackte, kam ein Anruf von Julian. Er hatte mit seinem Wagen eine Panne. "Tut mir leid, aber es kann noch stundenlang dauern, bis der Wagen wieder in Or dnung ist."
"Da kann man nichts machen, Julian", meinte Daniela und ve rsuchte, ihm ihre Enttäuschung nicht merken zu lassen. "Rufst du mich an, wenn du wieder zurück bist?"
"Natürlich, Liebling. Und morgen nehme ich mir frei, damit wir den ganzen Tag zusammen sein können. Also sei nicht traurig, daß es heute nicht klappt."
"Ich werde mir wenigstens Mühe geben, Julian", versprach sie.
Daniela überlegte, was sie mit dem angebrochenen Nachmittag machen sollte. Da sie keine Lust hatte, in der Bibliothek zu arbe iten, beschloß sie, trotz allem Baden zu gehen. Sie nahm sich eines der Fahrräder, die im Anbau standen, und radelte zum Strand hinunter.
Die junge Frau kehrte erst am späten Nachmittag vom Meer zurück. Ihre Enttäuschung hatte sie inzwischen überwunden. Sie wollte es sich mit einem Buch in ihrem Zimmer gemütlich m achen.
Als Daniela das Herrenhaus betrat, kam gerade Andrea Wi eland die Treppe herunter. Sie hob ihren Kopf noch etwas höher, um über Daniela hinwegzusehen. Plötzlich schrie sie auf, stürzte vornüber und konnte sich gerade noch am Geländer festhalten. Ihre Handtasche flog in einem hohen Bogen in die Halle hinunter.
Mit wenigen Schritten war Daniela bei der Sekretärin. "Haben Sie sich weh getan?" fragte sie, ohne daran zu denken, wie Andrea Wieland zu ihr stand.
"Nein", erwiderte Andrea unfreundlich.
Daniela drehte sich um und begann, die aus der Tasche gefa llenen Kosmetikutensilien aufzusammeln. Neben einem bunten Beutel lag ein winziger Schlüssel. In einem plötzlichen Impuls schob sie das Schlüsselchen unter den Teppich.
"Ich brauche Ihre Hilfe nicht", sagte Andrea grob und
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