Liebe fuer ein ganzes Leben (Rosen-Reihe)
auch nicht", gestand Daniela und erzählte ihm von der herablassenden Liebenswürdigkeit, mit der ihr Andrea bege gnete. "Sie behandelt mich wie eine arme Verwandte. Hinter jedem zweiten Wort von ihr steckt eine Bosheit." Die junge Frau seufzte auf. "Außerdem führt sie sich auf, als sei sie jetzt die Gutsherrin. Und Philipp läßt es geschehen. Ich verstehe das nicht."
"Die beiden haben etwas miteinander", erwiderte ihr Freund. "Jeder in der Umgebung weiß es, nur dein Großonkel war a hnungslos." Er zog sie an sich. "Wenn ich nicht hoffen würde, daß du etwas über das verschwundene Testament erfahren könntest, würde ich dich da sofort herausholen."
"Wenn es Philipp genommen hat, was du ja vermutest, wird er es vernichtet haben."
"Nicht unbedingt", widersprach Julian. "Seltsamerweise heben die Täter gestohlene Papiere meist auf. Aber es muß nicht unbedingt dein Cousin gewesen sein, ebensogut könnte Frau Wieland das Testament genommen haben. Als Sekretärin deines Großonkels wußte sie sicher, wo er es aufbewahrt hat."
"Ich würde ihr ohne weiteres zutrauen, das Testament einfach gestohlen zu haben."
"Wo steckt dein Cousin jetzt eigentlich? Auf dem Gut, oder ist er mal wieder unterwegs?"
"Er ist vorgestern weggefahren. Wohin...?" Sie hob die Schu ltern.
"Vermutlich stattet er Baden-Baden einen erneuten Besuch ab", bemerkte ihr Freund verächtlich." Er küßte sie auf die Stirn. "Aber sprechen wir von den schönen Dingen des Lebens. Meine Eltern würden sich freuen, wenn du am Sonntag nachmittag zu uns zum Kaffee kommen würdest."
"Wissen sie denn von uns beiden?" fragte Daniela überrascht.
"Ja, natürlich", sagte Julian. "Sie finden dich sehr nett."
"Ich kenne sie doch kaum. Wir sind uns bei der Beerdigung meines Großonkels zum ersten Mal begegnet." Sie schmiegte sich an ihn. "Ehrlich, ich habe ein bißchen Angst vor deinen Eltern. Dein Vater sieht so streng und unnahbar aus."
"Du wirst bald feststellen, daß er ein ungemein gutmütiger Mensch ist."
"Holst du mich ab?"
"Ja, so gegen vierzehn Uhr." Er griff unter ihr Kinn und hob es sanft an. "Ich wünschte, ich müßte jetzt noch nicht gehen, aber auf mich wartet heute noch eine ganze Menge A rbeit."
"Die wichtiger ist als ich?" scherzte sie.
"Viel wichtiger", behauptete er und küßte sie so leidenschaftlich, daß es Daniela vorkam, als würde sie plötzlich hoch oben in den Wolken schweben.
* * *
Philipp von Castan kehrte erst am Sonntag vormittag auf das Gut zurück. Daniela saß zusammen mit ihm und Andrea Wieland beim Mittagessen, als sie ihm sagte, daß Julians Eltern sie für den Nachmittag nach Stetten eingeladen hatten.
Philipps Gesicht wurde dunkel vor Zorn. "Mir gefällt es nicht, daß Julian ständig um dich herumscharwenzelt", sagte er erregt, ohne auf Andrea Rüc ksicht zu nehmen.
"Er ist unser Nachbar, und ich mag ihn sehr gern", entgegnete sie. "Julian holt mich um zwei ab."
"Du mußt ja wissen, was du tust, Daniela", erklärte er. "Ich kann dich jedenfalls nicht mehr als warnen."
"Was du hiermit getan hättest", meinte die junge Frau ung erührt.
Sie merkte ihm an, daß er gerne noch mehr gesagt hätte, es aber wegen seiner Sekretärin unterließ. Wenn die Sache nicht so ernst gewesen wäre, hätte sie sein Verhalten amüsiert. Bildete er sich wirklich ein, gegen Julian eine Chance zu haben? Wie konnte er glauben, daß sie sich jemals an einen Spieler binden würde?
Julian war pünktlich. Punkt zwei Uhr fuhr sein Wagen vor. Daniela eilte ihm entgegen. Am liebsten hätte sie sich in seine Arme geworfen, doch es ging keinen etwas an, daß sie sich ineinander verliebt hatten.
Von Castan nach Stetten war es quasi nur ein Katzensprung, doch die jungen Leute brauchten länger, als man es erwarten konnte. Julian fuhr einen Umweg, um seine Freundin im Schutz eines kleinen Wäldchens erst einmal ausgiebig in die Arme zu nehmen.
Rechts und links der Auffahrt zum Gutshaus wuchsen Rosenbüsche. Ihr betäubender Duft drang durch die offenen Wagenfenster. Auch am Haus rankten sich Rosen hinauf. Sie bildeten einen wundervollen Kontrast zu den dunklen Mauern und grünen Fensterläden. Nie zuvor in ihrem Leben hatte die junge Frau auf einem Platz so viele Rosen gesehen.
"Meine Mutter liebt Rosen über alles", sagte Julian, als er se ine Freundin ins Haus führte. "Nachher führe ich dich ein bißchen herum, aber jetzt sollten wir meine Familie nicht länger warten lassen." Er grinste. "Unser kleiner Umweg war nämlich nicht
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