Liebe geht auch einfach
sollte in einer Partnerschaft selbstverständlich sein.
Die Gefahr, dass man sich »voneinander wegentwickelt« ist nur dann gegeben, wenn man den Partner nicht an seiner Entwicklung teilhaben lässt oder sie nicht mit ihm teilen kann. Wenn er ihren Seminaren gegenüber negativ eingestellt ist und nichts darüber hören will, tut er damit der Beziehung keinen Gefallen. Wenn sie seine beruflichen Ambitionen nicht unterstützt, wird er sich nicht akzeptiert fühlen.
»Was ich festhalte, das flieht vor mir, und was ich loslasse, folgt mir hinterher.« (Tibetische Weisheit)
In einer gesunden Beziehung hat jeder seine Freiräume, die er nutzt und über die er sich mit dem Partner austauscht. Das sorgt für Lebendigkeit und schafft wiederum Nähe – die jedoch nicht zu verwechseln ist mit erzwungener Nähe, tagtäglichem »Aufeinandersitzen« und zwanghaftem Miteinander, das bei den meisten Menschen eher Fluchtgedanken aufkommen lässt.
Nähe und Distanz
Nähe und Distanz sind zwei Seiten derselben Medaille, das eine gibt es nicht ohne das andere. Es handelt sich dabei nicht um Gegensätze, sondern um Energien, sie sich gegenseitig bedingen und auch anziehen. Genauso wie Ebbe und Flut, Leere und Fülle, Yin und Yang.
Wenn man sich in einer Beziehung ständig nahe ist, sich tagtäglich sieht, bleibt die Sehnsucht auf der Strecke. Sehnsucht erzeugt Begehren und beides lässt sich nur durch Distanz herstellen. Ist der Partner ab und zu weg, lernt man es wieder schätzen, wenn er zurückkommt. So erzeugt die vorherige Distanz ein größeres Gefühl der Nähe.
Sie kennen das sicher: Mal genießen Sie es, stundenlang Händchen zu halten, ein andermal brauchen Sie Ruhe und Freiheit, die Nähe wird Ihnen zu viel. Dieses Auf und Ab ist wie Ebbe und Flut, beides ist natürlich und beides hat seine Zeit.
Allerdings deckt sich der Grad der Nähe, die Sie gerade suchen oder ertragen, nicht unbedingt mit dem, was Ihr Partner wünscht. Werden wir zurückgewiesen, weil der Partner gerade mal seine Freiheit braucht, so sind wir verletzt. Werden wir jedoch vom anderen zu stark bedrängt, wollen wir weg.
Definieren Sie Ihre Bedürfnisse
Im Idealfall treffen zwei Gleichgesinnte aufeinander: Beide haben das Bedürfnis, jede freie Minute miteinander zu verbringen oder beide sind mit ihrer Fernbeziehung glücklich, in der sie sich nur jedes zweite Wochenende sehen.
Doch die meisten Beziehungen sehen anders aus: Der eine braucht seine Freiheit, der andere fühlt sich ungeliebt oder bereits verlassen, wenn der Partner mal zwei Tage nicht anruft. Schläft der eine lieber unter seiner eigenen Decke, wertet das der andere bereits als Liebesentzug. Hinter einem solchen Verhalten steckt fast immer die Angst, eines Tages verlassen zu werden.
Definieren Sie daher Ihre Bedürfnisse und fassen Sie Ihre Gefühle in Worte. Lassen Sie Ihren Partner wissen, wie viel Nähe Sie von ihm brauchen. Bei einer Fernbeziehung kann eine SMS am Tag oder ein Telefonat reichen, nach dem Motto »Ich wünsche mir ein tägliches Lebenszeichen von dir«.
Teilen Sie auch Ihre Bedürfnisse nach körperlicher Nähe mit, wie Händchenhalten, Kuscheln oder heißen Sex. Werden Sie sich darüber klar, was konkret Sie brauchen.
Doch bringen Sie Ihre Wünsche nicht als Vorwurf zum Ausdruck (»Nie streichelst du mich!«), sondern artikulieren Sie immer klare Bedürfnisse: »Ich wünsche mir, dass du mich abends auf dem Sofa auch mal in den Arm nimmst.«
Kleine Geheimnisse darf man hüten
Eine gesunde Distanz entsteht auch dadurch, dass man kleine Geheimnisse für sich behält und nicht alles dem Partner mitteilen muss. Jeder Mensch hat wahrscheinlich geheime Wünsche und Fantasien, die nicht unbedingt ausgesprochen werden müssen. Es ist vollkommen legitim, wenn man nicht alles mit dem Partner teilt, auch und gerade in einer sehr engen Beziehung. So gibt es vielleicht gewisse »Peinlichkeiten« in Ihrer Vergangenheit, die Sie lieber für sich behalten und die auch nichts mit der jetzigen Partnerschaft zu tun haben. Hüten Sie ruhig solche kleinen Geheimnisse!
Wie gesagt, es kann vorkommen, dass der eine Partner eine andere Vorstellung von Nähe hat, als der andere: Der eine braucht mehr Nähe, der andere entfernt sich lieber. Dabei ist weder das eine noch das andere geschlechtsspezifisch. Wer Distanz sucht, empfindet sich dadurch vielleicht als weniger verletzlich. Rückt ihm der Partner dann zu dicht auf die Pelle, treibt ihn das womöglich in die Flucht. Beobachten Sie
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