Liebe im Gepäck (German Edition)
anfühlte.
»Was um Himmels willen hat dich an meiner Antwort dazu gebracht, mir auf den Busen zu starren?«, unterbrach Franziska seine Gedanken.
Harry fuhr auf: »Äh, äh, du hast mir geantwortet?«
Sie hob mit der Spitze ihres Zeigefingers sein Kinn, sodass er ihr in die Augen schauen musste: »Das habe ich tatsächlich. Wärst du nicht so beschäftigt gewesen, auf meinen Busen zu starren, hättest du mich sogar gehört.«
Harry grinste reumütig: »Ich war in meinen Gedanken woanders. Entschuldige. Ich war bei einer … Werbekampagne. Für BHs. Aber jetzt bin ich ganz Ohr. Hörst du jetzt deutschsprachige Musik oder nicht?«
»Ja, ich höre alle drei, die du genannt hast. Grönemeyer am liebsten. Seeberstein mochte ich auch eine Zeit lang, aber ich finde seine letzte Single, na ja, gelinde gesagt, schwach.«
»Schwach?«
Franziska nickte: »Natürlich, wenn man sie mit seinen früheren CDs vergleicht. Da fehlt die Power, da fehlt das Engagement. Wo bleibt die Aussage? Im Herbst soll ja eine neue CD herauskommen, da kann man nur hoffen, dass sie besser ist.«
Was hätte Harry darauf sagen sollen? Außer »Du hast Recht«?
»Weißt du, wie Seeberstein aussieht?«, fragte er.
»Nicht genau. Obwohl man seine CDs sogar in Frankreich in manchen Läden kaufen kann. Ist das nicht so ein Johnny-Depp-Verschnitt mit Ziegenbart?«
Harry schluckte.
Der Kapitän meldete sich über den Bordlautsprecher, um die derzeitige Höhe des Flugzeugs und Details zur Strecke bekannt zu geben. Dann startete in der Economy-Class der Film, in der Business- und der ersten Klasse wurde das Inseat-Video-System aktiviert.
In den nächsten zwei Stunden starrten sie auf die beiden kleinen Bildschirme vor sich, um sich eine romantische Komödie anzuschauen. Sie lachten an denselben Stellen. Manchmal blickten sie sich an, wenn etwas besonders komisch war, um sich gemeinsam daran zu erfreuen.
Für Harry war es ein langer Tag gewesen. Und als die Stewardess jetzt Decken austeilte, kuschelte er seine Wange in das vorbereitete Kissen und deckte sich bis zum Hals zu. Er murmelte »Gute Nacht« und schlief binnen weniger Minuten ein. Das hatte er sich auf seinen langen Reisen angewöhnt. Am Anfang war es ihm schwer gefallen einzuschlafen. Doch von dem Tag an, an dem er sich die erste Klasse leisten konnte, ging es leichter. Hier in der Business-Class konnte er zwar dieFüße nicht so ausstrecken, wie er es gerne getan hätte, dennoch fielen ihm sofort die Augen zu.
Franziska schaute ihn von der Seite an. Er sah viel jünger aus, wenn er schlief. Entspannt, die Mundwinkel locker, nicht so verkniffen. Was mochte wohl der tatsächliche Grund dafür sein, dass dieser Mann so überstürzt nach China flog?
Noch drei Stunden bis Peking. Dann würde sie ihr Agent am Flughafen erwarten. Mit großem Erstaunen würde er sie nach dem Rechtsanwalt fragen. Dieser war den chinesischen Partnern durch ihren langen Schriftwechsel bereits bekannt. Und sein Kommen war angekündigt worden. Es war nicht gut, nun alleine zu erscheinen. Nicht, dass seine Anwesenheit aus rechtlicher Sicht unbedingt notwendig gewesen wäre. Es ging beim jetzigen Treffen nur noch um einen formalen Akt. Doch weil sie ihren chinesischen Partnern zeigen wollte, wie wichtig ihr dieses Projekt war, war es schlecht, dass jetzt nur sie auftauchte. Sie brauchte sich nichts vorzumachen. Emanzipation in Deutschland hin oder her: Ein männlicher Begleiter hätte der ganzen Angelegenheit mehr Würde verliehen, mehr Gewicht, mehr … Franziska setzte sich mit einem Ruck kerzengerade in ihrem Sitz auf und blickte zu Harry hinüber. Richtig, sie brauchte einen Mann an ihrer Seite. Aber musste das unbedingt ein Rechtsanwalt sein?
So als hätte Harry diesen Blick gespürt, begannen seine Augen zu blinzeln. Er erkannte Franziska, die sichmit freundlichem Lächeln zu ihm hinüberbeugte. »Ah, guten Morgen. Starrst du mich schon lange an? Ist es dein Hobby, Männer im Schlaf zu beobachten?«
Franziska lächelte: »Nein, im Allgemeinen nicht. Im Allgemeinen schlafen Männer auch nicht ein in meiner Gegenwart.«
Harry rappelte sich hoch. »Armer Verlobter«, sagte er spöttisch. »Armer … wie heißt der Mann überhaupt?«
»Bertrand.«
»Bertrand? Ein Mitbringsel aus Frankreich also. Wie sieht er aus? Groß, schlank, schwarzes kurz geschnittenes Haar, vielleicht Löckchen? Ein klassischer Latin Lover?«
»Groß stimmt. Aber sonst: Bertrand ist blond, hat braune Augen und ein sehr markantes
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