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Liebe im Gepäck (German Edition)

Liebe im Gepäck (German Edition)

Titel: Liebe im Gepäck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Berg
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zwischen sich und das gefürchtete Teleobjektiv. Kein wirklich aussichtsreiches Unterfangen: Wie sollte sich ein Mann von 1,85 hinter einer Frau von 1,65 verstecken können? Er beugte sich zu ihr hinunter. Er musste so klein sein wie sie, dann gelang es vielleicht. Schon war sein Kopf auf der Höhe ihres Gesichtes. Er sah ihr Erstaunen, den überraschten Ausdruck in ihren graublauen Augen. Ihr Mund war leicht geöffnet und … da küsste er sie.
    Leicht geöffnete Lippen zu küssen war wohl ein in den letzten Jahren wie von selbst entstandener Reflex. Und wäre es so weitergegangen, wie Harry es in den letzten Jahren gewohnt war, so würden die Lippen, die er jetzt küsste, weich, und seine Zunge könnte in den Mund eindringen, um ihre Zunge zu begrüßen. Dannwürde er sie kurz loslassen und sie würde »Oh, Seeberstein!« hauchen. Und dann würde er sie noch einmal an sich ziehen.
    Doch heute war es anders.
    Ihre schmale Hand stemmte sich energisch gegen seine Brust, und ihre Stimme sagte: »Geht es Ihnen noch gut?«
    Und eine riesige Pranke legte sich auf seine Schulter, und eine tiefe Männerstimme in bayrischem Dialekt ertönte befehlend: »Küssen könnt’s im Flugzeug auch. Jetzt verstellt’s nicht länger den Eingang.«
    Und dann wurde er mit einem energischen Stoß zur Gangway geschoben.
    Harry warf einen verstohlenen Blick auf die Restaurantterrasse. Der Reporter war verschwunden. Er atmete hörbar auf. Vielleicht war die ganze Aktion umsonst gewesen. Es war wirklich zu blöd, dass er die Nerven verloren hatte. Wie sollte ihn denn Werner Schlanz erkannt haben? Er sah jetzt aus wie sein Bruder. Er war Matthias Gerstenberg.

    Die Flugbegleiterin kam mit dem Getränkewagen durch den engen Mittelgang. »Was darf ich Ihnen als Aperitif servieren?«
    »Champagner«, bestellte Harry gewohnheitsmäßig.
    »Für mich einen Tomatensaft mit Salz und Pfeffer.«
    Harry sah Franziska erstaunt von der Seite an: »Tomatensaft?« Er wandte sich an die Stewardess. »Für mich auch Tomatensaft. Streichen Sie den Champagner.«
    Dann verrührten sie in stillem Einvernehmen Pfeffer in der roten Flüssigkeit.
    »Wissen Sie, dass ich noch nie in einem Flugzeug Tomatensaft getrunken habe? Ich bin es so gewohnt, Champagner zu trinken, dass ich gar nicht auf die Idee gekommen wäre, etwas anderes zu bestellen.«
    Franziska lachte auf: »Na sicher. Wer von uns ist es nicht gewohnt, ständig Champagner zu trinken?« Ihre Stimme klang unverhohlen spöttisch. »Ich habe eher den Verdacht, dass Sie überhaupt noch nie geflogen sind. Jeder Fluganfänger bestellt Champagner. Das ist aber nicht unbedingt empfehlenswert. Er ist zwar gratis, steigt einem aber ganz schön in den Kopf.«
    »Ich mache Anfängerfehler? Ich? Welche?«
    »Sie wissen nicht, wie man ein Gepäckstück aufgibt, erwarten einen privaten Butler für das Handgepäck, küssen vor lauter Aufregung wildfremde Frauen …«
    »Wo? Wann? Ich habe keine einzige wildfremde Frau geküsst, seitdem ich hier im Flugzeug sitze.« In seinen Augen blitzte es amüsiert.
    Und wie er es erwartet hatte, kam umgehend der Protest: »Sie haben MICH geküsst!«
    Harry grinste: »Ja, ja, Sie. Aber Sie sind doch nicht wildfremd. Sie haben mir ein Ticket verkauft. Wir haben schon eine Stunde lang miteinander gesprochen. Glauben Sie mir, ich habe schon Frauen geküsst, die kannte ich nicht einmal fünf Minuten.«
    Franziska musste wider Willen grinsen: »Oh, was für ein Weiberheld!«
    Jetzt lachten sie beide.
    »Wie kamen Sie überhaupt dazu, mich zu küssen? Schließlich kennen wir uns kaum. Und außerdem binich verlobt.« Sie wunderte sich selbst darüber, wie wichtig es ihr war, ihn von diesem Umstand in Kenntnis zu setzen.
    Harry war alles andere als beeindruckt: »Na und? Ich bin verheiratet. Hat es mich davon abgehalten?«
    »Seltsame Vorstellung von Moral. Aber für einen Mann, der es gewohnt ist, ausschließlich Champagner zu trinken, wahrscheinlich durchaus angebracht.«
    Harry fand zunehmend Gefallen an ihren spöttischen Bemerkungen: »Natürlich, da haben Sie völlig Recht. Apropos verlobt: Wo ist denn der glückliche Verlobte? Er lässt Sie so ganz allein ans andere Ende der Welt fliegen? Na ja, wahrscheinlich reisen Sie in wenigen Tagen wieder zurück, da lässt sich die Trennung schon aushalten.«
    »Ich bleibe mehrere Wochen«, erklärte Franziska kühl.
    Harry nippte an seinem Tomatensaft: »Mehrere Wochen? Ohne den Herrn Verlobten? Wie viele Frauen wird der wohl in der

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