Liebe im Gepäck (German Edition)
Körper zurückgeführt. Auf seine wohlgeformten Arme im ärmellosen T-Shirt. Doch diese hatten vielleicht die männlichen Anhänger beeindruckt. Die weiblichen Fans bewerteten vor allem Harrys Gesicht. Und keiner von ihnen war sein Lächeln entgangen. Dieses Lächeln, das oft ganz unerwartet auftrat und nicht nur den Mund, sondern auch seine Augen erfasste. Dieses Lächeln war Harrys Türöffner. Dieses Lächeln hatte ihm so manche Liebesnacht beschert, ohne dass er große Worte brauchte. Nun bemerkte er, dass Franziska errötete, und auch das war eine Reaktion, die er als selbstverständlich hinnahm. Er nahm das Erröten als Zeichen ihres Interesses an ihm.
»Für alles gibt es ein erstes Mal?« Seine Stimme war tief, kaum mehr als ein Flüstern.
Franziska hielt es für besser, ihm nicht zu zeigen, wie anziehend sie ihn fand: »Du hältst dich für unwiderstehlich?« Das war eine mit höflichem Interesse und mit wohlwollendem Lächeln vorgebrachte Frage.
Harry war irritiert. »Ich bin unwiderstehlich«, brachte er in kindlich-trotzigem Tonfall hervor.
»Ja sicher«, sagte sie, und es schien Harry, als würde nicht viel fehlen und sie hätte ihm die Wange getätschelt, »da hat deine Frau ja großes Glück gehabt, dich zu bekommen.«
Die Flugbegleiterin servierte das Essen.
»Meine Frau hat einen Liebhaber.« Harry wusste selbst nicht genau, warum er das sagte.
Franziska sah ihn von der Seite an, um herauszufinden, ob das ein seltsamer Scherz war. Doch Harrys Gesicht war ernst. Sie überlegte, was sie darauf erwidern sollte, blieb aber stumm. Was hätte sie auch sagen sollen?
Schweigend widmeten sie sich ihrem Essen.
Harry konnte es nicht glauben. Was war bloß in ihn gefahren? Das war eben keine Frau, die er mit seinem Charme im Sturm eroberte. Sie war verlobt. Und sie hielt noch etwas auf Treue. Er hatte sich wie ein Idiot benommen. Wenn ihm nicht sofort etwas Unverfängliches einfiel, dann würden sie die nächsten neun Stunden schweigend verbringen. »Welche Art von Musik hörst du gerne?«
Franziska überraschte die Frage. Doch sie war froh, dass er das Gespräch wieder in harmlosere Bahnen gelenkt hatte. Und bemerkte nicht, dass Harry den Atem anhielt.
Gar so harmlos war die Frage nicht. Es wunderte ihn zunehmend, dass sie schon mehr als zwei Stunden in seiner Gesellschaft war und noch keinen Zusammenhang zwischen ihm und Seeberstein hergestellt hatte.
Franziska überlegte nicht lange: »Robbie Williams höre ich gerne. Sting. Brian Adams. In den letzten Jahren vor allem französische Musik. Die alten Sachen von Jaques Brel, Chansons von Patricia Kaas …«
Harry war erstaunt: »Woher kommt diese Vorliebe?«
»Wahrscheinlich daher, dass ich in den letzten Jahren in Frankreich gelebt habe. Ich bin erst vor zwei Monaten wieder nach Deutschland zurückgezogen.«
Harry nickte: »Das erklärt natürlich so manches.« Es war ihm nie gelungen, mit seinen Liedern in Frankreich wirklich Fuß zu fassen.
Franziska riss die Augen auf. »Erklärt was?«
»Na, deine Vorliebe für französische Chansons. Was denn sonst?«
Franziska schickte ihm einen zweifelnden Blick.
»Und du hörst gar keine deutschsprachige Musik?«
»Du meinst Volksmusik? So etwas wie den Musikantenstadl? Oder denkst du an Schlager?«
Harry hob abwehrend die Arme: »Nein, Gott bewahre! Ich denke eher an Westernhagen, Grönemeyer.« Er machte eine kurze Pause, so als müsste er Anlauf nehmen: »An Seeberstein.« Er hielt die Luft an. War er zu weit gegangen? Würde sie ihm nun mit einem Auflachen zu verstehen geben, dass sie ihn erkannt hatte? Sofort bereute er seine Frage. Er wollte weiter eine zufällige Flugzeugbekanntschaft für sie bleiben. Nicht der Star. Einfach ein Mann. Harry runzelte irritiert die Stirn. Es ging doch nicht darum, dass diese Franziskaihn als Mann wahrnahm! Er nahm sie schließlich auch nicht als Frau wahr. Sie war ein ganz anderer Typ als Giselle. Glich weder den Freundinnen, die er vor der Ehe gehabt hatte, noch den vielen Mädchen, mit denen er seither eine Nacht verbracht hatte. Diese Franziska war viel kleiner. Natürlich war ihr Gesicht hübsch, doch es fehlte ihr die Ausstrahlung eines Models. Das Make-up war viel zu dezent, sie wirkte fast ungeschminkt. Wer trug das so heutzutage? Die Frauen in seiner Umgebung sicherlich nicht. Und, diese Franziska hatte einen Busen. Mindestens Körbchengröße C. Er hatte noch nie etwas mit einer Frau mit großem Busen gehabt. Er wusste gar nicht, wie sich so etwas
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