Liebe im Gepäck (German Edition)
meine ich natürlich.« Sie lachte auf und schlug ihm mit der flachen Hand auf den Oberarm. »Du hast mich genau verstanden! Du bist kreativ, Mat. Und du kommst aus der Werbebranche und hast sicher viel bessere Ideen, wie sich der Querulin-Koffer vermarkten lässt!«
Sie sah so voll Begeisterung zu ihm auf, dass Harry gar nicht anders konnte, als zärtlich zu ihr hinunterzulächeln. Ihre Augen weiteten sich überrascht. Er hatte so große Lust, sie zu küssen. Keinen kleinen Kuss wie auf dem Rollfeld, kein kurzes Aufeinandertreffen der Zungen wie im Aufzug – nein, einen langen, alles verschlingenden, aufregenden, hingebungsvollen Kuss. Warum fiel ihm bloß in diesem Augenblick der Dolph-Lundgren-Verschnitt mit der Narbe am Kinn ein und Franziskas Ansichten über die Treue? Er hatte doch sonst nicht die geringsten Skrupel, sich keinen Deut um etwaige Verlobte oder Ehemänner zu scheren!
»Weißt du, Franziska«, er räusperte sich ausgiebig, »lass uns nicht zu langfristige Pläne schmieden. Ich teile dir meine Ideen mit, und du entscheidest, was du davon umsetzen möchtest. Und ich kann gern auch ein, zwei Telefonate führen, um dir bei der Vermarktung zu helfen. Was sein wird, wenn wir erst wieder in Deutschland sind, brauchen wir ja jetzt nicht zu entscheiden. Lassen wir alles auf uns zukommen. Dort holtmich mein Leben wieder ein, ich habe ziemlich viele Verpflichtungen …«
Franziska konnte nicht anders, sie musste ihm um den Hals fallen. »Mat, du bist einfach ein Schatz!« Sie drückte ihm einen dicken Kuss auf die Wange. »Es ist schön, dass uns der Zufall zusammengeführt hat. Du bist so …« Das nächste Wort blieb ihr im Hals stecken, als sie seinen Blick wahrnahm. Überraschung war darin zu lesen, Wärme und noch etwas, was sie nicht genau deuten konnte.
Da standen sie, Franziska hatte ihn immer noch fest an sich gedrückt, und auch er hob langsam, fast zögernd die Hände zu ihrem Rücken. Sie konnte seinen Herzschlag spüren, und ihrer klopfte wie wild, bis hinauf zu ihrem Hals. Als er sich zu ihr herunterbeugte, war es das Natürlichste auf der Welt, dass sie ihm ihr Gesicht entgegenhob. Und als ihre Lippen sich trafen, da war es das Natürlichste auf der Welt, dass sie die ihren öffnete, um seiner Zunge Einlass zu gewähren. Und dass sie die Hände zu seinem Kopf hob, um diesen noch enger an sich zu ziehen.
Nicht den kleinsten Augenblick dachte sie an Bertrand. Wie hätte sie diese Glut, diese Leidenschaft, diese Innigkeit auch nur im Geringsten mit ihrem steifen, distanzierten Verlobten in Verbindung bringen können?
Ob Mat sie jetzt wohl auf ihr Bett werfen und ihr die Kleider vom Leib reißen würde? Sie hätte nur zu große Lust, ihm sein Hemd auszuziehen, um herauszufinden, ob seine Arme wirklich so muskulös waren, wie sie sich unter der Kleidung anfühlten.
Bertrand hasste Sport. So! Jetzt war er doch da, der Gedanke an den Verlobten in der fernen Heimat. Undmit einem Schlag war noch etwas da: das schlechte Gewissen. Sie machte sich von Harry los und trat einen Schritt zurück. Ihr Atem ging schnell, die Wangen waren gerötet. Ihre Haare durch seine Hände in Unordnung geraten. »Das war rein freundschaftlich«, brachte sie mühsam hervor.
Harry war völlig überrumpelt und wartete, ob noch eine Erklärung folgen würde.
Diese kam prompt: »Wir wollen nichts voneinander. Du nicht von mir. Ich nicht von dir.«
Er konnte es nicht fassen. Diese Frau war wirklich eine neue Erfahrung. Er beeilte sich zu nicken, und sein Kopf bewegte sich dabei so rasch und unnatürlich wie der eines Wackeldackels hinter der Heckscheibe eines Autos.
»Reine Freundschaft. Alles klar.« Er stopfte sein Hemd wieder ordentlich in die Hose. »Was hältst du davon, wenn wir ins Restaurant hinuntergehen? Ich habe einen Riesenhunger.«
XI
Es stellte sich heraus, dass sie am nächsten Tag nicht erfolgreicher sein sollten als am vergangenen. Gegen halb neun, als Franziska sich gerade aufmachte, ihr Zimmer zu verlassen und den Frühstücksraum aufzusuchen, klopfte es an der Tür, und ein uniformierter Page überreichte ihr mit einer kleinen Verbeugung ein weißes Kuvert. Lukas hatte ihr eine Nachricht zukommen lassen:
»Tut mir Leid, Franzi, ich kann euch heute nicht abholen. Mich hat die Grippe erwischt. Ich hoffe, ich bin morgen wieder auf den Beinen. Ich melde mich. Am besten, ihr bleibt im Hotel. Gruß, Luke«
Ein wenig seltsam war es schon, Mat beim Frühstück gegenüberzutreten und so zu tun, als
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