Liebe im Gepäck (German Edition)
auf die Papiere und nickte. Dann wandte sie sich an ihren Verlobten: »Hallo, Bertrand. Kannst du mir bitte erklären, was du hier machst?«
Bertrand entschied in Windeseile, dass Angriff die beste Verteidigung sei: »Ich bin hier, um mit Herrn Kaufmann zu sprechen und diese Koffergeschichte ein für alle Mal zu erledigen. Ich habe ihm mitgeteilt, dass ich nicht wünsche, dass dieser Koffer jemals produziert wird. Was habe ich von einer Frau, die nie zu Hause ist? Und wenn sie zu Hause ist, nichts anderes im Kopf hat als ihre so genannte Erfindung? Ich habe es als meine Pflicht als Mann angesehen, dem Spuk ein Ende zu bereiten. Schon allein unseren ungeborenen Kindern zuliebe …«
»Aha«, Harry gab ganz harmloses Interesse vor, »Sie sind nur hier, um mit Herrn Kaufmann zu sprechen. Sie haben gar nicht die Absicht, bei Firma Yu Yi vorzusprechen?«
Joe Kaufmann, froh darüber, dass sein Geschäftspartner eine so kluge Ausrede gefunden hatte, beeilte sich zu versichern: »Nein, niemals! Natürlich habe ich sofort alle Termine bei Yu Yi abgesagt. Ich wäre doch nie mit Monsieur de Valleau dort hingegangen. Wofür halten Sie mich? Ich bin doch bei Frau Querulin im Wort …«
»Seien Sie froh, dass ich nicht ausspreche, wofür ich Sie halte«, erklärte Harry kühl, »doch dies verbietet mir mein Standesempfinden als Rechtsanwalt.« Nun konnte er sich doch ein Grinsen nicht verkneifen. »Und da ich Sie beide vor einer guten Stunde in den Räumlichkeiten von Yu Yi gesehen habe, brauche ich dies auch nicht näher auszuführen.«
Kaufmann fuhr auf: »Sie wollen uns gesehen haben? Ausgeschlossen! Wo genau, bitte sehr, sollte das gewesen sein?« Es war offensichtlich, dass ihm Harrys Worte ganz und gar nicht gelegen kamen. »Was für eine Schauergeschichte reimen Sie sich da zusammen?«
Bertrand legte Joe Kaufmann die Hand auf den Unterarm: »Lassen Sie es gut sein. Ich weiß, dass uns der Rechtsanwalt gesehen hat, ich wäre ja fast in ihn hineingelaufen. Nach der Besprechung, als ich das Zimmer kurz verließ, um das Telefonat mit der Werbeagentur wegen der Vermarktung der Koffer zu führen.«
Jetzt war es raus. Jetzt war es ausgesprochen.
Und wieder suchte Bertrand Zuflucht in einem Angriff: »Wie kommt es überhaupt, dass Sie hier sind, Herr Wie-immer-Sie-auch-heißen? Ich habe doch dafür gesorgt, dass Franziskas Rechtsanwalt zu Hause bleibt!«
»Du warst das! Du hast Dr. Sommer angerufen und so getan, als seist du vom Krankenhaus. Und gesagt, die Geburt seines Kindes stehe unmittelbar bevor!«
In Bertrands Augen zeigte sich Stolz: »Richtig. Ich war das. Das war doch ein genialer Schachzug, nicht wahr? Zum Glück hattest du einmal erwähnt, dass die Frau des Anwalts schwanger ist. Und seine Handynummer hast du mir ja auch bereitwillig gegeben.« Bertrand grinste boshaft.
Franziska wäre ihm am liebsten an die Gurgel gefahren. »Ich hätte dich nie für so … verschlagen gehalten! Wenn ich mir dich so ansehe, dann kann ich mich nur wundern. Das ist nicht der Mann, mit dem ich mich verlobt habe!«
»Aber natürlich bin ich das, Chérie. Du hast dir nur nie die Mühe gemacht, mich wirklich kennen zu lernen. Du hattest in deinem Schädel ja immer nur Koffer, Koffer, Koffer! Mon Dieu!«
»Warum wollten Sie denn, dass Dr. Sommer zu Hause bleibt? Warum fürchteten Sie seine Anwesenheit hier in Peking mehr als die von Franziska?«, fragte Harry.
»Ich fürchte gar nichts. Der Rechtsanwalt ist mir doch piepegal! Ich war lediglich der irrigen Annahme, dass Franziska auch zu Hause bleibt, wenn ihr der Anwalt abspringt. Sie war es, die ich keinesfalls hier in Peking haben wollte, wie Sie sich denken können. Aber, da habe ich sie wohl unterschätzt. Und ich habe auch nicht damit gerechnet, dass sie umgehend Ersatz für diesen Sommer herbeischaffen kann.«
Franziska konnte es immer noch nicht fassen: »Aber warum, Bertrand?« Anfangs war ihr zum Weinen zumute gewesen. Dann hatte ihr blanker Zorn die Kehle zugeschnürt. Jetzt hatte sie ihre Gefühle wieder im Griff.
»Welcher Mann mag schon eine Frau, die erfolgreicher ist als er, Chérie? Ich sicher nicht. Also holte ich mir den Erfolg selbst, um unsere Liebe nicht zu gefährden.«
»Ha!«, war alles, was Harry dazu einfiel.
»Sie halten sich da raus, Herr Rechtsanwalt, Sie geht das gar nichts an«, fuhr Bertrand auf.
»Und ob es ihn etwas angeht, Bertrand! Er vertritt meine Interessen! Du wolltest dir die Liebe zurückholen? Ich wusste gar nicht, dass sie
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