Liebe im Spiel
ernsthafte Bedeutung.
“Gehen wir zum Abendessen hinauf?” schlug Hugh vor, nachdem der Fotograf seine Bildserie beendet hatte.
Sie führten die kleine Hochzeitsgesellschaft durch die Gärten hinauf auf die breite Hotelterrasse, wo man einen Tisch für sie vorbereitet hatte. Darauf lagen ein makelloses weißes Tuch und ein Gedeck aus Silber und Gläsern, die in den goldenen Strahlen der Abendsonne funkelten. In der Mitte stand eine zweistöckige Hochzeitstorte mit einer winzigen Braut und einem winzigen Bräutigam aus Marzipan darauf und einer Kaskade aus zierlichen weißen Zuckerblumen, die auf einer Seite hin abfiel.
Natasha beobachtete, wie Hugh eine Magnumflasche Champagner öffnete und die schäumende goldfarbene Flüssigkeit in die Sektkelche goss, die man ihm bereitwillig zum Auffüllen hinhielt.
“Auf Natasha und Hugh”, brachte Lord Neville seinen Toast aus und hob sein Glas, um auf sie zu trinken.
Hugh wandte sich Natasha lächelnd zu. “Auf uns”, flüsterte er und stieß mit ihr an.
Irgendwie schaffte sie es, ihm zuzulächeln. “Auf uns.”
Es fanden noch zwei weitere Hochzeitsfeiern auf der Terrasse statt, aber ihre war mit Abstand die lauteste.
Als die Sonne unterging, zündete man Kerzen auf den Tischen an, und ein Pianist kam auf die kleine Bühne in der Ecke der Tanzfläche. Als das erste Paar das Podium betrat, reichte Hugh Natasha die Hand. “Was hältst du von einem Tanz mit deinem frisch angetrauten Ehemann?”
Dem ersten Tanz mit Hugh folgten weitere mit Onkel Timothy und Lord Neville und schließlich mit jedem der Burschen der Reihe nach. Selbst mit dem armen, schüchternen Jürgens mit den Sommersprossen, der ihr am ersten Abend die Tür geöffnet hatte und den seine Freunde fürchterlich neckten, weil er zwei linke Füße hatte und ihr ständig auf die Zehen trat.
Als es langsam spät wurde, verabschiedete sich Onkel Timothy. Gleich darauf bot Lord Neville höflich an, Debbie zurück nach Spaniard’s Cove zu begleiten. Die Jungs zogen los auf der Suche nach einer Disco, von der sie gehört hatten. Und schließlich waren Natasha und Hugh allein.
“Zeit, ins Bett zu gehen”, meinte Hugh.
“Ja, natürlich. Gehen wir?”
Der weiße Satin ihres Kleids raschelte bei jedem Schritt und lenkte unerwünschte Aufmerksamkeit auf sie, während sie das Foyer durchquerten. Hugh legte die Hand leicht unter ihren Ellbogen und führte sie auf die Tür zu, die am anderen Ende lag. Als er die Schlüsselkarte ins Schloss steckte, warf er Natasha einen spöttisch-amüsierten Blick zu. Er wusste, sie war angespannt - und er wusste auch, warum. Er öffnete die Tür und trat beiseite, um sie zuerst hineinzulassen.
Auf der Schwelle blieb sie erschrocken stehen. Es war die Hochzeitssuite. Am anderen Ende des Raums stand eine Doppeltür offen und gab den Blick auf ein riesiges Himmelbett frei, das in weißen Tüll eingehüllt war. Auf dem Tisch in der Mitte stand in einer Vase ein Strauß duftender roter Rosen.
“Nun, ich … glaube, ich werde jetzt schlafen gehen”, sagte Natasha. “Ich bin todmüde.
Letzte Nacht habe ich kaum ein Auge zugetan.”
“Mir ging es genauso”, erwiderte er.
“Also dann, ich … wirst du es auf der Couch bequem genug haben?”
“Es wird schon gehen.”
“Fein. Dann gute Nacht.”
” Gute Nacht”, sagte Natasha und ging durch den Raum in das Schlafzimmer.
Das Telefo n läutete ununterbrochen, aber Natasha wollte nicht rangehen. Viel zu schön waren ihre Träume, viel zu schön, um schon wach zu werden. Dann hatte jemand aus dem Nebenzimmer den Hörer abgenommen. Irgend jemand …
Die Erinnerung stürmte auf sie ein und zerriss die Traumschleier. Rasch setzte sie sich auf und blickte sich in dem romantisch eingerichteten Schlafzimmer um.
Die Tür ging auf, und Natasha wandte sich um, als Hugh erschien, noch ziemlich zerzaust und verschlafen. Etwas zu spät schnappte sie sich die Decke und zog sie hoch bis unters Kinn, denn sie fühlte sich befangen in dem zarten Seiden-und Spitzennachthemd, das sie sich für die Hochzeitsnacht gekauft hatte. “Kannst du nicht anklopfen?” fragte sie eisig.
“An die Schlafzimmertür meiner Ehefrau?” erwiderte er. “Der Anruf ist für dich.” Mit einem Kopfnicken deutete er auf das Telefon neben ihrem Bett.
Plötzlich besorgt, runzelte sie die Stirn. Wenn jemand sie um diese Stunde anrief, und das am Morgen ihrer Hochzeitsnacht, musste es etwas Dringendes sein. “Wer ist es?” fragte sie leicht
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