Liebe im Spiel
Schliff und nahm dann den Nylonumhang von dessen Schultern. »Ja?«
Polly zog Ran entschlossen in den Laden und schloss die Tür hinter ihnen. »Tut mir Leid, aber es scheint da ein kleines Missverständnis gegeben zu haben.«
»Wie?«
»Wir wollten einen Haarschnitt.«
»Aber ich habe ihm gerade die Haare geschnitten!«
»Ich fürchte, Sie haben es nicht richtig gemacht.«
Der Friseur wirkte streitlustig. Er war ein dünner, sauertöpfischer Mensch. »Was stimmt nicht damit?«
»Nun, er sieht nicht anders aus als vorher – ich kann nicht sehen, dass ihm überhaupt die Haare geschnitten wurden.« Polly hob eine Locke von Rans glänzendem, schulterlangen Haar an. »Ich dachte, ich hätte Ihnen erklärt, was er wollte. Und offen gesagt, haben Sie ihm dafür, dass Sie tatsächlich nichts gemacht haben, zu viel berechnet.«
Der Friseur stemmte die Hände in die Hüften. »Hören Sie, ich habe nur gemacht, worum er gebeten hat, richtig? Er sagte, ich sollte nur wenig abschneiden. Er sagte, nur die Spitzen. Sagen Sie es ihr, Kumpel.«
Er wandte sich an Ran, der hilflos die Achseln zuckte.
»Das muss ein Irrtum sein«, fauchte Polly. »Ich dachte, ich hätte deutlich gemacht, dass er es im Nacken und an den Seiten kurz haben und oben lang lassen will – nun, der Name Hugh Grant sagt Ihnen wahrscheinlich nicht viel. Sag es ihm, Liebling.«
»Ich will es nicht so kurz«, murrte Ran. »Ich werde wie ein Schnösel aussehen.«
»Nein, wirst du nicht. Zum letzten Mal, dein Haar sieht so vollkommen lächerlich aus. Nur Motorradkuriere haben so grässlich lange Haare.«
»Aber so bin ich«, sagte Ran allmählich gereizt. »Das drückt aus, wer ich bin.«
»Unsinn. Du wurdest nicht damit geboren, um Gottes willen.« Polly sah den Friseur an. »Schneiden Sie es bitte noch einmal. Natürlich werden wir auch noch mal bezahlen.« Zufrieden damit, dass die Angelegenheit geregelt war, setzte sie sich auf einen kleinen, wackeligen Plastikstuhl in einer Ecke und schlug ihre neue Ausgabe der Vogue auf.
Der Friseur sah Ran zweifelnd an. »Nun?«
Ran stand da, die Hände in den Taschen seiner neuen schwarzen Leinenhose zu Fäusten geballt, elend und besiegt. »Ja, in Ordnung. Ich meine, danke.«
»Dann setzen Sie sich.« Der Friseur deutete auf den freien Stuhl.
Ran presste die Augen zu. Geschickt und ordentlich, wenn auch nicht bereitwillig, nahm der Friseur sein Haar in Angriff. Er schnitt es im Nacken nahe am Schädel ab und griff dann nach dem Elektrorasierer. Als er ihn einschaltete, flehte Ran Mitleid erregend. Der Friseur zögerte.
»Oh, um Himmels willen«, sagte Polly.
Der Rasierer brummte. Rans Haar war rund um den Nacken und an den Seiten geschoren, glänzend und glatt wie das eines Seehunds. Eine dicke Locke fiel malerisch über seine Stirn. Polly schlug ihre Zeitschrift zu, um genauer zuzusehen.
»Fertig«, sagte der Friseur. »Sie können sie jetzt öffnen.«
Ran öffnete die Augen, begegnete seinem neuen Selbst im Spiegel und stieß ein Stöhnen aus. »Scheiße!«
»Ja, das ist ausgezeichnet – und es hat kein bisschen wehgetan, oder?« Polly war aufgestanden und suchte nun in ihrer Handtasche herum »Genau so, wie wir es wollten.« Sie bezahlte, fügte ein Trinkgeld hinzu und führte Ran aus dem Laden.
Er sagte: »Ich sehe wie ein Arschloch aus.«
»Liebling, sei nicht albern. Es steht dir wunderbar.« Polly frohlockte. Sie konnte kaum glauben, wie gut er jetzt aussah: empfindsam, mit nur einem verführerischen Hauch Wuscheligkeit. Mit der neuen Leinenhose und dem weißen Leinenhemd, die sie ihm gekauft hatte, war er ein äußerst leckerer Anblick. Sie betrachtete ihrer beider Spiegelbild im Fenster. Genauso wollte sie heute Abend vor Justine und Hugo erscheinen. Justine war mit Polly zur Schule gegangen und hatte angerufen, um anzukündigen, dass sie Hugos Mutter im hintersten Gloucestershire besuchen würden. Natürlich wollte sie, obwohl sie Polly wie üblich versichert hatte, sie vermisst zu haben, aufs genaueste Ran inspizieren. Dann würde sie nach London zurückeilen und Pollys übrigem Bekanntenkreis davon berichten, sodass die richtige Präsentation lebenswichtig war. Semple Farm war noch nicht vorzeigbar. Polly hatte vereinbart, Justine und Hugo bei einem Konzert zu treffen und sie danach zum Essen in ein Landhaus-Hotel auszuführen. Jetzt konnte sie sich darauf freuen, zuversichtlich, dass es Justine vor Neid zerreißen würde.
Wenn Ran nur fröhlicher würde. Er schüttelte Pollys Hand
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