Liebe im Spiel
verklemmt oder so, und ich kam nicht raus.«
Hinter ihr klopfte jemand energisch an die Fensterscheibe. Rufa wandte sich um und sah Roses wirren Kopf, die strahlte und etwas Unverständliches sagte.
Sie standen beide auf, als Rose ins Café platzte, mit Einkaufstüten beladen.
Nach einer geräuschvollen Begrüßung gelang es Rose, ihre Einkaufstüten abzulegen, und sie richtete ihre Aufmerksamkeit ganz auf Tristan. »Ich freue mich schrecklich, Sie kennen zu lernen. Ich weiß nicht, warum Ru Sie noch nicht mit nach Melismate mitgebracht hat.«
»Er muss eifrig lernen«, sagte Rufa.
»Bei dieser Hitze? Unsinn. Kommen Sie einmal abends herüber, wenn Liddy kocht. Du solltest besser auf deine Kochkünste achten, Ru – sie übertrifft dich bald.«
»Ich würde Melismate gerne sehen«, sagte Tristan. Sein Knie streifte unter dem Tisch Rufas. Sie wagte es nicht, ihn anzusehen. Sie konnten nicht nach Melismate gehen. Zum ersten Mal in ihrem Leben waren ihre Gefühle vollkommen außer Kontrolle.
Glücklicherweise wurden Roses Kaffee und die Doughnuts an den Tisch gebracht, was sie ablenkte. Leider fragte sie, als die Kellnerin wieder gegangen war: »Nun, wie geht es Edward?«
»Gut.« Rufa blickte auf ihren Teller. Sie hatte seit vorgestern nicht mehr mit ihm gesprochen. Zu seiner Beruhigung musste sie so bald wie möglich eine Nachricht in seinem Hotel hinterlassen – möglichst, ohne ihn persönlich zu sprechen. »Er muss lange warten, während das Gericht entscheidet, ob seine Aussage wichtig ist oder nicht. Er musste noch nicht aussagen.«
»Armer Mann«, sagte Rose. »Kaum einen Monat verheiratet und muss Meilen von zu Hause entfernt sinnlos herumhängen. Richte ihm liebe Grüße aus, wenn du mit ihm sprichst.«
»Mache ich.«
»Es muss ihn verrückt machen. Ich weiß, dass Edward es nicht ertragen kann, nichts zu tun zu haben. Er muss sich um etwas kümmern können. Ich dachte immer, er würde sich gut als südamerikanischer Diktator machen.«
Tristan lachte – Rufa konnte erkennen, dass er Rose mochte, was sowohl erfreulich als auch beunruhigend war. »Er wäre ein höchst effizienter Diktator – kein Herumlungern in der Sonne unter riesigen Hüten mehr.«
»Nun, Sie kennen ihn«, sagte Rose. »Glücklicherweise ist Ru genauso. Immer gestalten und ausbessern und zuschneiden und planen.«
Er lächelte Rufa auf eine Art an, die Rose rasch neugierig machte. »Ja, Rufa ist der lebende Vorwurf für Müßiggänger. Darum habe ich so viel gearbeitet – meine Tutor wird umfallen vor Erstaunen.«
Er neckte sie, hüllte sie in Wärme. Rufa lächelte, denn es fühlte sich wunderbar an. »Vielen Dank. Bei dir klingt es, als wäre ich total langweilig.«
Sie lachten. Rufas und Tristans Hände berührten sich unter dem Tisch.
Dann sagte Rose: »Ich hatte mich gefragt, ob Sie Alice ähnlich sehen würden, aber das ist überhaupt nicht der Fall. Sie sehen eher wie der große Mann aus.«
»O nein«, protestierte Rufa.
»O doch«, sagte Rose mit tiefem, erinnerungsträchtigem Seufzen. »Wie er war, als ich ihn anfänglich kennen lernte.«
Rufa nahm die Geldbörse aus ihrer Tasche. »Wir sollten gehen.«
Tristan sprang auf. »Ich bezahle.« Er trat zur Kasse am Tresen.
Rose beobachtete ihn weiterhin, mit nachdenklicher Miene. »Ein junger Apollo«, sagte sie.
»Was?« Rufa schien sie nicht gehört zu haben.
Rose sah sie an. »Vergiss nicht, Edward zu grüßen, ja?«
»Das werde ich.«
»Sag ihm, er soll bald nach Hause kommen.«
»Es hat keinen Sinn, ungeduldig zu sein«, sagte Rufa.
»Kommt uns besuchen, Liebes.« Rose strich kurz über Rufas Arm. »Das alte Haus vermisst dich. Wie auch meine kleine Linnet. Ich denke nicht gerne daran, dass du allein in diesem Farmhaus herumirrst.«
»Ich irre nicht allein herum. Tristan leistet mir Gesellschaft.«
Rose sagte: »Ja, nun. Pass auf jeden Fall auf dich auf.«
Kapitel Sechs
Der Friseurladen wirkte absolut nicht Vertrauen erweckend. Auf dem schmutzigen, karierten Linoleum lagen Haarbüschel. Schwarzweißfotografien von gewöhnlich aussehenden Männern, die total antiquierte Frisuren zur Schau trugen, grinsten anzüglich von den vergilbten Wänden. Der Friseur stand hinter einem der beiden Vinylstühle am Spiegel und kappte gerade die spärlichen Locken eines kahl werdenden Rentners. Der Himmel allein wusste, warum Ran darauf bestanden hatte, hierher zu kommen.
Der Friseur war nicht erfreut, Ran wiederzusehen. Er verlieh dem Kopf des Rentners den letzten
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