Liebe im Spiel
Plastikhülle wackelte.
Nancy trug die Platte mit den Würstchen zum alten Stall hinaus, wo Roger das Feuer entzündet hatte. Es bildete jetzt eine zwei Meter hohe Wand aus orangefarbenen und scharlachroten Flammen, die heftig knisternd Funken sprühten. Auf dem Küchentisch war ein üppiges Buffet aufgebaut worden. Drinks und Snacks wurden herumgereicht. Alles schien gut zu laufen, obwohl Nancy immer noch ihre Zweifel hatte. Ganz abgesehen von der Verlegenheit aller in Meilen Umkreis, die über Rufa Bescheid wussten, hatte sie nie zuvor die alleinige Verantwortung für eine Party übernommen.
Sie hielt einen Moment inne. Sie vermisste Rufa so sehr, dass ihr Tränen in die Augen traten. Seit Edward die Neuigkeit aus Oxford überbracht hatte, vergoss Nancy Ströme von Tränen. Wo, um alles in der Welt, hielt sich die dumme Nuss versteckt? Rose war überzeugt, dass sie in ein paar Tagen wieder auftauchen würde, aber Nancy kannte ihre Schwester besser. Rufa konnte entsetzlich stur sein. Sie schämte sich weitaus eher als sonst jemand in der Familie – sie würde ihnen niemals gegenübertreten, solange sie sich nicht selbst wieder gegenübertreten konnte. Sie würde eher sterben, als nach Hause zu kommen.
Nancy hatte den Abend in dem Weinlokal an Roshans Schulter heulend verbracht, während sie sich Rufa einsam und verzweifelt vorstellte. Dann war sie nach Melismate zurückgeeilt und hatte darauf bestanden, die Polizei zu rufen. Rufa war jedoch erwachsen, und die Polizei konnte nicht viel tun. Ihre einzige Hoffnung war Edward. Ungefähr eine Woche, nachdem die Postkarte aus Durham eintraf, hatte Edward den Umschlag mit Rufas Kreditkartenauszügen geöffnet und entdeckt, dass sie in Edinburgh war. Er suchte sie jetzt, und er würde es sie wissen lassen, sobald er sie fand. Nancy liebte ihn dafür, dass er Rufa liebte. Sie wusste nicht, wie sie die Ängste ertragen hätte, wenn Edward sich nicht kümmern würde.
Diese Party war ein Versuch, die Angst zu vertreiben. Der Riss in der Familie ängstigte sie alle. Der große Mann hatte in Notzeiten stets damit reagiert, eine Party zu veranstalten, und es war sein Geist, den sie nun zu beschwören versuchten. Nancy war über den Arbeitsaufwand entsetzt gewesen – das Telefonieren, das endlose Einkaufen, das Schneiden, das Zubereiten und allgemein das Organisieren. Sonst hatte sich Rufa stets um alles das gekümmert und es irgendwie geschafft, den Eindruck zu erwecken, als amüsiere sie sich gleichzeitig. Sie war eine Wunderwirkerin, eine Magierin.
Aber dies ist meine Party, dachte Nancy. Ich muss die Dinge auf meine Art tun.
Rose wanderte zwischen den Gästegruppen umher und füllte Weingläser auf. Lydia und Selena waren zu dieser Gelegenheit großartig über sich hinausgewachsen. Selena, die man zuletzt trübsinnig zu Foto-Shootings hatte davonschleichen sehen, hatte Nancy dadurch überrascht, dass sie sie in einem hübschen kleinen Golf vom Bahnhof abgeholt hatte. Seit ihrer Rückkehr nach Melismate hatte sie den Führerschein gemacht und fuhr sich und Linnet jetzt selbst zur Schule. Zum Abendessen an diesem Abend hatte sie einen beeindruckenden Wild-Schmortopf gemacht. Sie war jung genug, das Albtraum-Jahr auszulöschen und wieder eine Zierde für St. Hildy’s zu sein, fast als wäre der große Mann nicht gestorben.
Auch Lydia war eine Offenbarung gewesen. Sie war so zart und sanft wie immer, aber nicht mehr so schwach, dass sie zusammenzubrechen drohte. Ihre ausgezeichnete Kochkunst hatte das Essen möglich gemacht – sie hatte Pfefferkuchenmännchen, komplizierte Salate, gebackene Kartoffeln und vegetarische Hot Dogs gezaubert.
»Hör auf, mir zu danken«, hatte sie zuvor gesagt. »Betrachte es als Belohnung für die Aufheiterung Linnets. Sie hat dich seit Tagen nicht mehr mit deiner eigenen Stimme sprechen lassen.«
»Hör mal, ich würde mit Freuden den Rest meines Lebens wie die Ressany-Bären sprechen, wenn es Linnet hilft.« Es war Nancy zu Herzen gegangen, Linnet jede Nacht um Rufa weinend vorzufinden und gefragt zu werden, warum sie nicht einmal anrief.
Während Nancy Linnet jetzt betrachtete, entschied sie, dass die Party eine brillante Ablenkung darstellte. Sie hatte Terry und Sandra Poulter dazugebeten, die für Edward arbeiteten und ein Kind in Linnets Klasse in der Dorfschule hatten. Ein weiteres Kind, aus derselben Klasse, war von zwei von Lydias Freundinnen aus dem Chor mitgebracht worden. Nancy lächelte über die drei kleinen Mädchen, die
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