Liebe im Spiel
stehe gerne morgens zu einer vernünftigen Zeit auf und schicke Linnet gerne in anständiger Kleidung zur Schule.«
Ran ging beunruhigt auf den glänzenden Dielen und Blumenteppichen auf und ab. »Als du mit mir zusammengelebt hast, mochtest du all dieses Zeug nie.«
»Ich habe dich genug geliebt, um mich damit abzufinden, es nicht zu besitzen.«
»Besitz? Seit wann legst du Wert auf Besitz?«
»Nun, es geht nicht nur darum«, antwortete Lydia. »Es sind eigentlich nicht die Dinge. Es geht darum, denselben Standard zu haben wie andere Leute.«
»Hör auf«, sagte Ran unglücklich. »Du klingst wie Poll.«
»Tatsächlich hat sie mir vieles beigebracht. Sie wartet nicht auf Erlaubnis.«
»Das bist nicht du!« Auf seinem wunderschönen Gesicht waren erste Falten und an seinen Schläfen graue Haare zu sehen. Er konnte, wie der große Mann, nicht gegen die Zeit ankämpfen.
Lydia hatte die feste und bewusste Entscheidung getroffen, ihn nicht so wie der große Mann werden zu lassen. Sie setzte sich aufs Bett. »Es tut mir Leid, wenn dir diese Veränderungen nicht gefallen. Aber du hast keinerlei Recht mehr, Einwände dagegen zu erheben.«
»Habe ich doch, wenn sie meine Tochter betreffen«, sagte Ran.
Lydia hatte dieses Argument erwartet und war darauf vorbereitet. »Linnet ist es noch nie besser gegangen«, sagte sie ruhig. »Sie ist zur Ruhe gekommen und sicher. Sie schließt in der Schule richtige Freundschaften, anstatt wie früher wie eine eigentümliche kleine Ausgestoßene behandelt zu werden. Wenn du mich für die Art, wie ich sie aufziehe, kritisieren willst, dann verpiss dich.«
Rans Augen weiteten sich. Lydia sagte solche Dinge nicht, niemals.
Sie wartete darauf, dass er erkannte, wie hoch der Berg war, den er erklimmen musste. Schweigen entstand, das sie nicht füllen wollte. Von der Party unten schwebten Lachen und Stimmen herauf.
Ran blieb stehen. Er war blass und wirkte plötzlich um Jahre älter.
»Früher hat sie niemand zum Spielen nach Hause eingeladen«, sagte Lydia. »Teilweise, weil ihre Mutter als Depressive galt, die in einer Bruchbude lebte. Und teilweise, weil ihr Vater ein Sexbesessener war – der ebenfalls in einer Bruchbude lebte. Ihre einzigen wahren Freunde in dieser Zeit waren die Ressany-Brüder.«
»Ein Sexbesessener?« Ran konnte in seiner erstaunten Benommenheit nur die Schlüsselworte wiederholen. Seine sanfte Lydia hatte nie gesprochen, als könnte sein Verhalten nach gewöhnlichen Maßstäben beurteilt werden.
Sie seufzte. »Du wolltest reden, und nun rede ich die ganze Zeit. Tut mir Leid.«
»Du hättest mir von Linnet erzählen sollen«, sagte er weich.
»Was hättest du getan?«
»Ich weiß es nicht.« Er sank auf dem Teppich auf die Knie. »Ich hätte versucht, es besser zu machen. Es bringt mich um, wenn sie unglücklich ist. Ich hasse mich dafür, zugelassen zu haben, dass sich Polly zwischen uns stellen konnte. Warum bin ich solch ein idiotischer Scheißkerl?«
Sie lächelte. »Du greifst nach Dingen, die du magst, ohne an die Konsequenzen zu denken. Wie Linnet, wenn sie Schwäne jagt.«
Er war weder weinerlich oder gereizt, noch versuchte er, sich geschwätzig zu rechtfertigen. »Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen«, sagte er leise. »Ich habe unglaubliche Fehler begangen.«
»Ist Polly ein Fehler?«
»Das arme Ding, es ist nicht ihre Schuld.«
Lydia wiederholte: »Ist Polly ein Fehler?«
»Ja«, sagte Ran demütig. »O Gott, es ist schrecklich. Du solltest sehen, was sie mit dem Haus gemacht hat. Sie denkt, sie hätte mich gekauft. Ich kann ihr nicht begreiflich machen, dass ich sie nicht heiraten will.«
»Aber du wirst es tun?«
Ran griff nach ihrer Hand. »Nein, ich werde Polly nicht heiraten. Ich habe mir nur eingeredet, dass ich in sie verliebt sei – nun, du weißt, wie ich bin.«
Lydias Hand spannte sich in seiner an. »Also wirst du es ihr sagen?«
»Ja. Auch wenn sie mich wahrscheinlich umbringen und in meinem Haus hocken bleiben wird, bis ich ihr alles zurückzahlen kann, was sie dafür ausgegeben hat. Aber das kümmert mich nicht. Es ist immer noch besser, als meinem Baby wehzutun.« Ran stöhnte leise und führte Lydias Hand an seine Wange. »Diese Mal habe ich mich in einen riesigen Schlamassel reingeritten, hm? Und sieh dich nur an und sieh, welch ein verdammt großer Narr ich war, dich gehen zu lassen. Es tut mir Leid, dass ich heute Abend wütend wurde, aber wenn du so wunderschön aussiehst – und mich mit
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