Liebe im Spiel
seelisch-geistigen Botschaften bombardierst, die ich nicht ignorieren kann …«
»Wenn du mich jetzt willst, muss es für immer sein«, sagte Lydia. »Und wenn du mich für immer willst, werden andere Regeln gelten müssen. Du weißt, was ich meine.« Sie war atemlos, zwang sich, die Worte zu sagen, die sie in Gedanken so häufig geprobt hatte. »Du hast mich furchtbar unglücklich gemacht, als wir verheiratet waren. Als du mich das erste Mal betrogen hast, dachte ich, ich würde sterben. Du sagtest mir, ich würde mich daran gewöhnen …«
»O Gott!« Ran zuckte zusammen. »Das habe ich nicht wirklich gesagt, oder?«
»Aber ich habe mich nie daran gewöhnt. Jedes weitere Mal war ein weiterer Tod. Ich habe nie aufgehört zu hoffen, dass du mich wieder willst.« Sie schluckte schwer. Tränen schimmerten in ihren Augen. »Vielleicht wäre es nicht so wichtig, wenn ich dich nicht lieben würde.«
Die Jahre fielen von ihm ab. Er lächelte zum ersten Mal an diesem Abend aus vollem Herzen. »Liebst du mich denn noch?«
»Ich weiß nicht, wie du mich das fragen kannst – ich habe keine Sekunde lang aufgehört, dich zu lieben …« Lydias Stimme brach vor Schluchzen.
Ran sprang auf, um sich neben sie aufs Bett zu setzen und sie in die Arme zu nehmen. Er zog ihren Kopf sanft an seine Schulter. Er flüsterte: »Liddy, bitte, verzeih mir, und lass uns neu anfangen. Ich bin ein dummer Scheißkerl, aber ich habe zumindest gelernt, dass ich nicht ohne dich glücklich sein kann. Oder ohne Linnet. Ich möchte meine Familie zurück.«
Nancy war am Ende dieses Abends ziemlich ungut auf Lydia zu sprechen. Sie war während des Abendessens verschwunden und hatte es ihren Schwestern überlassen, die Chorleute zu unterhalten und vorzugeben, sich zu freuen, als sie plötzlich Madrigale zu singen begannen. Lydias Abwesenheit hatte sie offensichtlich verwirrt, und Nancy hatte sich eine schwache Geschichte über eine plötzliche Migräne ausgedacht.
Die Party befand sich nun im Endstadium, und die letzten Trinkenden halfen freundlicherweise beim Aufräumen. Linnet und ihre verbliebene Freundin, Lauren Poulter, hatten sich aufs Sofa im Salon gekuschelt und schauten durch zufallende Augenlider Die kleine Meerjungfrau. Rose und Nancy schabten Essensreste in den Mülleimer und füllten den Geschirrspüler. Selena stand am Spülbecken und schrubbte die Töpfe.
Mitten in all der Geschäftigkeit und Verwirrung dauerte es einige Minuten, bis Nancy Polly bemerkte. Sie stand da, angespannt vor Zorn, zwischen den groben Strickjacken und rußigen Händen der letzten Gäste. Sie trug eine neue Barbour-Jacke über einem schwarzen Cocktailkleid aus Samt. Ein einzelner Diamant glitzerte an ihrer Kehle.
»Ich bin gekommen, um Ran zu holen.« Sie war zu wütend, um sich darum zu kümmern, wer sie hörte.
Nancy warf Kartoffelschalen in den Mülleimer. »Ran? Ich dachte, er wäre schon vor Ewigkeiten gegangen. Ist er nicht zu Hause?«
»Ich weiß, dass er hier ist, Nancy«, sagte Polly. »Und wenn ich ihn nicht sofort sehen kann, will ich ihn nie wiedersehen.«
»Immer langsam, niemand versucht ihn zu verstecken.« Nancy berührte Roses Schulter. »Mum, hast du Ran gesehen?«
»Nein, und diese erbärmliche Lydia habe ich auch nicht gesehen – wie konnte sie es wagen, uns im Stich zu lassen? Ich wusste nicht, wo ich während dieser Madrigale hinsehen sollte. Welch eine Scheiße.« Rose hatte ihren brutal-ehrlichen Zustand der Beschwipstheit erreicht.
Pollys hübsches Gesicht war eine japanische Noh-Maske des Zorns. »Er hat es mir ganz allein überlassen, die Dinnerparty durchzustehen. Ich bin noch nie in meinem Leben so gedemütigt worden. Und ich weigere mich, zu Hause zu warten, bis er zurückzukommen gedenkt.«
»Nun, du kannst ihn gerne suchen«, sagte Rose freundlich. »Möchtest du eine Tasse Tee, während du hier bist?«
»Nein – danke.« Polly schritt entschlossen auf den Klang des Lachens in der Großen Halle zu. Im Eingang schnaubte sie ungeduldig und drehte in Richtung Treppe ab.
Rose und Nancy beobachteten sie, mit eher distanziertem Mitleid.
Rose sagte: »Sie kann es ebenso gut selbst entdecken. Er würde es nie schaffen, es ihr zu sagen.«
Nancy seufzte und verdrehte die Augen. »Warum konnte Liddy nicht jemand anderen verführen?«
»Weil sie Ran geheiratet hat«, sagte Rose. »Sie hat im Gegensatz zu ihm erkannt, dass eine Ehe nicht biologisch abbaubar ist – besonders wenn ein Kind da ist. Er musste lernen, dass es
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