Liebe im Spiel
drohendem Schnee. Er war unmittelbar nach Nancys atemlosem Anruf nach Edinburgh gefahren und hatte nur kurz angehalten, um Rose die hoffnungsvolle Neuigkeit mitzuteilen. Er war in den frühen Morgenstunden in seinem Hotel am Charlotte Square eingetroffen, nach einer angespannten, ungeduldigen Fahrt entlang endloser Autobahnen. Es hatte ihn selbst überrascht, dass er etwas geschlafen hatte, obwohl er seit seiner Hochzeit kaum eine friedliche, traumlose Nacht verbracht hatte. Er konnte an nichts anderes denken, bis er wusste, dass Rufa in Sicherheit war.
Die drei vorhergehenden Fahrten nach Edinburgh hatten seine Entschlossenheit nur noch verstärkt. Er hatte das verlegene, aber hilfsbereite Personal im Hotel befragt, in dem Rufa ihre Kreditkarte benutzt hatte. Ein Mädchen hatte sich erinnert, dass sie auf Wohnungssuche war. Edward hatte sich verbissen durch alle Zimmervermittlungen gearbeitet, die im Telefonbuch standen, war kreuz und quer durch die Stadt gefahren. Und sie hatte die ganze Zeit hier geschuftet. Er musste hundertmal in wenigen Metern Entfernung an ihr vorbeigegangen sein.
Er wartete bis zur Mittagszeit, da er Rufa bei der Arbeit antreffen wollte, wo weniger Chance bestand, dass sie vor ihm davonlaufen könnte. Er überquerte die schmale Straße und trat zum Fenster des Cafés, während er sich für eine weitere Enttäuschung wappnete.
Sein Herz blieb fast stehen. Da war sie.
Rufa, in einer gestreiften Schlachterschürze, stand in einer Art offenen Küche an einem großen Kochtopf. Edward hatte sie zuletzt am Flughafen gesehen, als er nach Den Haag geflogen war, und war bestürzt über ihre Veränderung. Sie war viel zu dünn. Ihre Wangen wiesen deutliche Höhlungen auf, und dunkle Schatten lagen unter ihren Augen. Sie war blass und erschöpft und unerträglich schön. Als er begriff, dass sie wirklich, wahrhaftig da war, empfand er einen Moment tiefster Erleichterung.
Sie wandte den Kopf und sah ihn. Sie erstarrte, die Augen vor Schreck geweitet. Edward betrat das Café, schritt direkt zu Rufa und schlang die Arme um sie. Er konnte sie nicht nahe genug halten. Ihre Knochen fühlten sich unter mehreren Schichten Kleidung scharf abgegrenzt und zerbrechlich an. Er atmete den Duft ihres Haars ein wie Sauerstoff. Dann schob er sie sanft von sich, damit er ihr ins Gesicht sehen konnte. Die Hände auf ihren Schultern, sah er ihr zögernd in die Augen. Ihr Blick war tränenleer und verwirrt.
»Mein Liebling«, murmelte Edward, die Blicke der Menschen um sie herum bewusst ignorierend. »Sag etwas. Sage mir, dass du nicht wieder davonlaufen wirst. Sag, dass du froh bist, gefunden worden zu sein.«
Rufa sagte: »Ich habe mein Baby verloren.« Ein lautloses Schluchzen schüttelte sie. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und weinte an seiner Schulter.
Sie weinte nicht lange. Sie entzog sich ihm, wischte sich mit dem Handrücken die Tränen fort und stammelte Entschuldigungen. Sie bestand darauf, ihre Schicht zu beenden. Edward wollte sie nicht verlassen. Er richtete sich an einem Ecktisch ein und fixierte sie mit seinem Blick, als hätte er Angst, sie könnte davonfliegen. Sie brachte ihm einen Teller Stovies herüber, die er aß, ohne etwas zu schmecken. Die Schicht endete, und das Café leerte sich. Er beobachtete, wie sie sich zwischen dem Topf und dem Herd hin und her bewegte, den Gästen zulächelte, mit der anderen Frau in der offenen Küche sprach.
Es war, als wäre er in einem bizarren Traum gefangen. Sie schaute gelegentlich zu ihm herüber, zweifelnd und ängstlich. Jedes Mal, wenn sie es tat, lächelte er ihr zu, entschlossen, sie zu beruhigen. Er war nicht gekommen, um sie zu schelten oder zu verdammen. Er wollte, dass sie wusste, dass sie gerettet war. Sie brauchte eindeutig Rettung. Er dachte, dass sie sich allmählich freute, ihn zu sehen. Ein Funke von etwas wie Hoffnung erschien in ihren kummervollen Augen, wenn er lächelte.
Die andere Frau kam mit einer Tasse Tee zu Edwards Tisch herüber. »Sie sind Ihr Ehemann, nicht wahr? Sie hat mir ein wenig über Sie erzählt. Ich schicke sie fort, sobald wir mit dem warmen Essen durch sind.«
Er hätte die Frau gerne mit Fragen gelöchert, aber das war unmöglich. Er musste warten, bis Rufa die Herdplatte gesäubert, den Tresen mit Dettox abgewischt und ihre Schürze zusammengefaltet hatte. Sie war sehr blass und schwankte leicht, wenn sie still stand. Edward beobachtete, vor Ungeduld brodelnd, wie die Cafébesitzerin Rufas Mantel nach vorn
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