Liebe im Spiel
Belustigung war, einmal mehr, mit Missbilligung vermischt. »Rufa, denke bitte daran, dass ich nicht zu deinen Kreisen gehöre und gewiss nicht die Angewohnheit habe, Klatsch zu verbreiten. Ich würde nicht im Traum daran denken, mich einzumischen.« Er sah einen in der Nähe stehenden Kellner mit einer gewölbten Augenbraue an. »Wenn du nicht beabsichtigst, das zu essen, schlage ich vor, dass du mit Nicht-Essen beim Hauptgang weitermachst. Ich muss um drei zum Flughafen.«
»Ah, Berry.« Adrian, noch immer im Mantel, betrat Berrys Gemeinschaftsbüro.
Berry zuckte schuldbewusst zusammen, als er sich der Tatsache peinlich bewusst wurde, in Hosenträgern und Hemdsärmeln und mit geistesabwesender Miene erwischt worden zu sein. Er sprang auf. »Adrian. Wie ist das Meeting …?«
»Dies ist kein geschäftlicher Besuch.« Adrian wechselte seine Aktentasche in die andere Hand. »Und auch kein vergnüglicher, wenn ich darüber nachdenke. Triffst du noch immer diese Kellnerin-Schwester von Rufa Hasty?«
Berry spürte, wie sein Gesicht dunkelrot wurde. »Ja. Sie … sie arbeitet bei Forbes & Gunning. Ich gehe manchmal dorthin.«
»Wusstest du, das Rufa davongelaufen ist?«
»Ja, in der Tat.« Vor einer Woche, als er Stunden nach seiner Rückkehr aus Frankfurt ins Weinlokal geeilt war, hatte die andere Kellnerin – als sie sah, wie niedergeschlagen Berry war, weil Nancy nicht dort war – ihm die ganze Geschichte von Rufas Verschwinden erzählt. Sein Liebling Nancy hatte offensichtlich eine ganze Nacht damit verbracht, sich die Augen auszuweinen. Der Gedanke daran hatte ihm tatsächlich körperlichen Schmerz bereitet. Er sehnte sich nach einer Entschuldigung, sie in die Arme nehmen und trösten zu können.
»Nun, sagen Sie ihr, dass ich Rufa gesehen habe. Ich traf sie heute oben in Edinburgh und habe mit ihr zu Mittag gegessen. Sie arbeitet in einem Café namens Nessie’s, in einer Straße, die vom Grassmarket abgeht. Ich weiß nicht welche, aber es kann nicht allzu viele geben.«
Berry war erstaunt. Er gab sich Mühe, seinen Unterkiefer nicht herunterklappen zu lassen. »Hat sie Telefon?«
»Sie hat mir keine Nummer gegeben«, sagte Adrian. »Sie hat mir sogar ausdrücklich das Versprechen abgenommen, niemandem zu erzählen, dass ich sie gesehen habe.«
»Wodurch hat sie ihre Meinung geändert?«
Adrian seufzte. »Sie hat ihre Meinung nicht geändert. Ich habe sie angelogen. Sie sah so schrecklich aus, dass ich erkannte, dass ich jemanden zu ihr schicken müsste, um sie nach Hause zu holen.«
»Ist sie krank?« Das klang beunruhigend. Berry wusste, dass sich Adrian nie einmischen würde, wenn er eine andere Wahl hätte.
»Ja«, sagte Adrian klar. »Als sie mich sah, hatte sie gerade einen Schwächeanfall, anscheinend nach einer Fehlgeburt.« Seine Lider verzogen sich angewidert. »Die Ärztin meinte, sie sei anämisch, und wollte mir etwas über Infektionen und Depressionen erzählen – die ganze Erfahrung war höchst ärgerlich.«
»Dennoch«, sagte Berry kühn, »war es schrecklich nett von dir, dich um sie zu kümmern.«
Adrians Miene verzog sich unerwartet zu einem frostigen Halblächeln. »Wage es nicht, mich der Nettigkeit zu bezichtigen. Ich war dazu gezwungen, gegen meine besseren Instinkte. Darf ich meine Hände jetzt als in Unschuld gewaschen betrachten?«
»Ja, natürlich«, sagte Berry rasch. »Ich werde sofort zu Nancy gehen und es ihr sagen.« Er nahm sein Jacket von der Rückenlehne seines Stuhls. »Und bestimmt will sie, dass ich dir danke.«
»Sag ihr, sie soll dieses dumme Mädchen zu seinem Mann zurückschicken«, sagte Adrian. Er verließ das Büro ohne ein weiteres Wort, das Fenster, das er Rufa zugestanden hatte, nun geschlossen.
Berry wusste, dass die Sache dringend war, machte aber auf dem Weg nach draußen dennoch in den Waschräumen Halt, um sein krauses Haar mit Wasser zu glätten und seine Krawatte zu richten. Es war Abend, und die Menschenmengen entlang der Cheapside lichteten sich allmählich. Das üppige, seltsam sterile Glitzern des Weihnachtsbaums im Foyer von Berrys Gebäude zwang seine Gedanken ein Jahr zurück, zu dem bezaubernden Abend, an dem er Nancy zum ersten Mal gesehen hatte.
Es war wie die Erinnerung an das Leben eines anderen. Zu dieser Zeit im vorigen Jahr hatte er mit Polly zusammengelebt und zuversichtlich erwartet, das bis zum Ende ihrer Tage zu tun. Er war schwerfällig und selbstzufrieden gewesen. Polly war selbstbewusst bestrebt gewesen, ihre Seite
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