Liebe im Spiel
»Ich habe so viele Schwierigkeiten verursacht. Ich muss Mum durch die Hölle geschickt haben. Selbst zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht richtig, warum ich davonlaufen musste. Ich werde es niemals erklären können.«
»Du wirst es nicht erklären müssen«, sagte Edward. Er nahm eine Hand vom Steuer, um kurz ihren Oberschenkel zu liebkosen. »Sie werden alle so wie ich reagieren und einfach froh sein, dich in Sicherheit zu wissen. Niemand wird weiter darüber reden wollen. Wenn sie dich erst in ihren Fängen haben, werden sie dich nie wieder gehen lassen.«
»Nun, das werden sie müssen«, sagte Rufa lächelnd. »Ich lebe jetzt bei meinem Ehemann. Und ich sehne mich bereits danach, wieder mit dir in einem warmen Bett zu liegen. Es war heute Morgen eine Qual aufzustehen.«
Er lachte leise. Sie hatten mit Unterbrechungen geschlafen, waren jedes Mal aufgewacht, wenn sich ihre nackte Haut berührte, und hatten sich geliebt, und sie hatten Braemar sehr früh verlassen, damit Rufa noch Weihnachtsgeschenke für Melismate und Essen für Edwards Farmhaus kaufen konnte. Sie hatte sich eigensinnig halb zu Tode gekauft und bezahlte dafür mit einem Schwindelgefühl und klingenden Ohren. Aber sie hatte die Liebe ihres Lebens gefunden: ihre fehlende Hälfte. Ihr Hunger nach Sex hatte sie letzte Nacht auf eine Weise überschwemmt, die vielleicht ein wenig peinlich gewesen wäre, wenn der fragliche Mann nicht Edward gewesen wäre. Müde, wie sie war, ließ die Erinnerung an seine Art, sie zu lieben, ihren Puls erneut schneller schlagen.
»Du bist erschöpft«, sagte Edward. »Ich habe dich erschöpft. Ich tue dir gar nicht gut. Ich hatte dich gewarnt, dass ich nicht aufhören könnte, wenn ich erst begonnen hätte.«
»Sei nicht albern, du bist für mich das Beste auf der Welt.« Sie schaute nachdenklich zum Haus voraus, während sie vorsichtig die schneebedeckte Auffahrt hinauffuhren. »Ich muss unwillkürlich denken, wie sehr sich der große Mann wohl freut. Ich meine, jetzt wo er tot ist – er hätte sich überhaupt nicht über uns gefreut, als er noch lebte.«
»Und du hast das Gefühl, dass wir jetzt seinen Segen haben?« Seine Stimme klang sanft.
»Ich weiß, es klingt kitschig. Aber das glaube ich.«
Edward hielt den Wagen vor dem Wohnzimmerfenster an, das von den bunten Lichtern des Weihnachtsbaums erfüllt war. Sie hörten Linnets Freudenschrei und ihr lautes, türenschlagendes Getrappel und lachten.
Er murmelte: »Dann weiß der große Mann auch, dass ich dir so viele Babys machen werde, wie du nur haben willst. Mein Haus wird vollkommen von grässlichem Plastikspielzeug übersät sein – und ich werde es jede verdammte Minute genießen.« Er küsste sie leicht auf die Lippen. »Also sei nicht zu unglücklich – schau zur Abwechslung einmal nach vorn. Es gibt nichts, wovor du Angst haben müsstest.«
Rufa versuchte, nach vorn zu schauen – etwas, was sie seit Monaten nicht mehr ohne Panik hatte tun können –, und fand die Vorstellung schmerzlich wunderschön. Weitere Tränen aus dem unerschöpflichen Brunnen in ihr ließen ihre müden Augen schwimmen. Sie und Edward würden eine Familie gründen. »Oh, Liebling …«
Die große Holztür öffnete sich langsam quietschend, aufgeschoben von der kleinen und ungeduldigen Gestalt Linnets. Energie durchströmte Rufa, auf einer riesigen Woge reinster Freude. Sie öffnete rasch ihre Tür, sank auf dem schneebedeckten Kies auf die Knie und umfing Linnet mit den Armen. Dann wurde das kleine Mädchen hochgehoben, und Roses Arme umschlossen Rufa. Sie atmete den vertrauten Geruch ihrer Mutter nach Tabak und Holzrauch ein und fühlte ihre vertraute, ausgebeulte, verwaschene Jacke. Rose wiegte ihre Tochter wie ein Baby und summte leise und sanft. »Mein Liebling, mein Blütenblatt, meine Seidenprinzessin, jetzt ist alles wieder gut.«
»Mummy, es tut mir so Leid«, murmelte Rufa in Roses unförmigen Wollbusen. »Es tut mir so, so Leid …«
»Liebes, dir braucht nichts Leid zu tun.«
»Das sage ich ihr auch die ganze Zeit«, sagte Edward. »Sie geht schon den ganzen Tag in Sack und Asche.«
»Nun, dann zieh sie aus. Wir feiern drinnen eine recht nette Party, und Sackkleidung widerspricht unserem Kleidungskodex.« Sie entließ Rufa mit einem schmatzenden Kuss, woraufhin sie heftig von ihren Schwestern umarmt wurde.
Rufa fragte: »Ist Nancy hier?« Sie sehnte sich nach Nancy. Sie hatten sich unendlich viel zu erzählen.
»Unterwegs«, versicherte Rose ihr. »Sie
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