Liebe im Spiel
seine Augen. Er brüllte. Beide Hände zuckten zu seinem Gesicht, und Nancy wand sich frei.
Sie umarmte Rufa. »Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so sehr gefreut, dich zu sehen – wo, zum Teufel, hast du das gelernt?«
»Von Edward natürlich«, sagte Rufa scharf. »Er hat mir die Grundlagen der Selbstverteidigung beigebracht, als einer meiner Dinnerparty-Partner aufdringlich wurde.«
Tiger, die Fäuste noch immer auf die Augen gepresst, stieß ein weiteres Brüllen aus und stolperte blind durch den Raum. Beide Schwestern beobachteten ihn angewidert.
»Ich konnte ihn nicht aufhalten«, sagte Nancy, während sie ihr Haar glättete. »Es ging alles so schnell. Er ist stark wie ein verdammter Ochse. Er hat mich einfach hier reingezerrt, und jetzt ist vermutlich mein Lippenstift ruiniert.«
»Nancy, wenn du diesen widerlichen Affen heiratest, werde ich persönlich in der Kirche stehen und euer Aufgebot anfechten.«
»Danke, Schätzchen«, sagte Nancy. »Das wird nicht nötig sein. Lass uns nur sichergehen, dass meine nächste Zielperson kein lüsterner Obertrottel ist.«
Tiger stöhnte laut. Er schrie: »Miststück. Das tut verdammt weh!«
Roshan hatte mit offenem Mund im Eingang gestanden. Die Beleidigung brachte ihn wieder zu sich. »Es sollte wehtun!«, zischte er. »Lieber Gott, Sie sind es nicht einmal wert, ihren Kleidersaum zu küssen! Mädels, geht nach oben, und sagt dem Sicherheitsdienst Bescheid – ich werde hier bleiben. Und ihr solltet besser die Polizei rufen.«
Nancy nahm seinen Arm. »Liebling, du bist viel zu schmächtig und zart, um dieses Monster zu bändigen. Und wir brauchen den Sicherheitsdienst nicht. Es geht mir gut, und er ist außer Gefecht. Gehen wir einfach nach Hause.«
Tiger nahm die Hände vom Gesicht. Der erste Mensch, auf den sich seine blutunterlaufenen Augen richteten, war Roshan. Er wurde still, und eine unheimliche Ruhe umgab ihn. Es herrschte einen langen Moment Schweigen.
Mit tiefer Stimme, die weder laut noch schleppend klang, sagte Tiger: »Mein ganzes Leben lang habe ich nach dir gesucht.«
Dann verdrehte er die Augen und fiel in Ohnmacht.
Wieder saßen sie zu einer »Manöverkritik« um Wendys Küchentisch versammelt. Dieses Mal lachte Max jedoch nicht. Er sah Rufa mit neu gewonnenem Respekt an.
»Wärt ihr nicht in dem Moment reingegangen – nun, ihr werdet nicht mehr ohne bewaffnete Eskorte irgendwohin gehen, so viel steht fest. Ich hätte ihn umgebracht.«
»Ich brauchte keine bewaffnete Eskorte, ich hatte Ru«, erklärte Nancy und beugte sich vor, um ihre Hand zu drücken. »Denn es gibt keine bessere Freundin als eine Schwester / In ruhigen oder schweren Zeiten / Die einen bei Mühsal anspornt / Die einen auf den rechten Weg zurückführt …«
»Nicht!«, flehte Roshan, seine großen braunen Augen in Tränen schwimmend. »Wenn du noch mehr davon zitierst, kann ich nicht mehr.«
Rufa und Nancy, die feierlichem Ernst gefährlich nahe gekommen waren, fingen an zu lachen. Nancy sagte: »Ich wünschte jedoch, Pete wäre bei uns gewesen. Ich meine nicht, um uns zu beschützen – ich meine, wäre es nicht großartig, ein Foto davon zu haben?«
Roshan putzte sich die Nase und lächelte ihr kläglich zu. »Sein Anblick, wie er da auf dem Boden lag – wir wussten nicht, ob wir ihn liegen lassen oder wiederbeleben sollten.«
Max fragte: »Was habt ihr letztendlich mit dem Mistkerl gemacht?«
»Bevor wir uns entscheiden konnten, ist er aufgewacht und fing an zu weinen.«
»Dann folgte er uns lammfromm da raus«, sagte Rufa. »Wir haben ihn auf einem Stuhl unter der Treppe zurückgelassen. Er hat so geheult, dass wir es nicht übers Herz brachten, Aufhebens zu machen.«
»Ganz egal«, sagte Max, »er schuldet Nancy eine gewaltige Entschuldigung.«
Die Entschuldigung traf zur allgemeinen Überraschung am nächsten Morgen ein. Rufa öffnete die Haustür und fand einen Mann mit zwei großen, von Hand gebundenen Sträußen Tigerlilien vor, für Miss Rufa und Miss Nancy Hasty. Rufa dankte dem Mann, wider Willen recht entzückt, und wollte die Tür gerade wieder schließen, als er verkündete, er hätte noch eine Lieferung. Er ging zu seinem Wagen zurück und kehrte mit einem riesigen Korb blutroter Rosen zurück, der mit großen Schleifen und scharlachroten Seidenbändern geschmückt war. Rufa musste einige der Stiele beiseite schieben, damit er durch die Vordertür passte. Ein weißer Umschlag war am Henkel des Korbes befestigt, adressiert an
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