Liebe im Spiel
gesamtes Leben aus den Fugen geraten.
Zwei Faktoren verkomplizierten die ganze Situation noch zusätzlich. Die Tatsache, dass Nancy bei Forbes & Gunning arbeitete, wo alle seine Kollegen hingingen, war schon schwierig genug. Und dem Weinlokal fernzubleiben bedeutete auch nicht, sie meiden zu können, weil sowohl Adrian als auch Polly so zutiefst mit ihrer Schwester verbunden waren. Der rätselhafte Adrian meinte es, soweit Berry es beurteilen konnte, sehr ernst mit seiner Werbung um Rufa. Und je ernster es ihm wurde, desto größer wurde Pollys Entschlossenheit, die Bekanntschaft mit der zukünftigen Mrs. Mecklenberg zu pflegen.
Adrian ging methodisch vor. Innerhalb weniger Wochen wurden die Einladungen zum Mittagessen zu Einladungen zu Konzerten und Abendessen. Und während die Werbung voranschritt, freundete sich Polly zunehmend mit Rufa an und tolerierte auch Nancy bereitwilliger. Die Dinge spitzten sich eines Abends zu, als Berry aus dem Büro nach Hause kam, während er sich traurig zu seiner Willensstärke gratulierte, nicht zu Forbes & Gunning gegangen zu sein – und in jeder Ecke seines Knole-Sofas eine rothaarige Hasty vorfand. Polly hatte sie beide zum Abendessen eingeladen.
»Ich hoffe, du hast nichts dagegen«, sagte Polly in der Küche unter vier Augen zu ihm. »Ich konnte schlecht Rufa allein einladen.«
Sie mochte Nancy nicht und nahm an, dass es Berry genauso ging.
Er sagte, wobei er zum Himmel betete, zwanglos zu klingen: »Ich habe nichts gegen Nancy.«
Polly nahm ihm die Aktentasche aus der Hand und reichte ihm einen Korkenzieher. »Ich verlasse mich darauf, dass du sie unterhältst, während ich meine Kontakte zu Rufa festige. Du weißt, wie Nancy Unterhaltungen unterwandert.«
Berry sah ihr zu, wie sie Spargelspitzen arrangierte, und dachte, wie erschöpfend und undankbar es war, ständig öffentlich zu leben. Selbst wenn sie beide allein waren, hörte Polly nie vollständig auf, ein unsichtbares Publikum beeindrucken zu wollen. So als ob ein Satellit auf sie gerichtet wäre. Sie konnte die Hasty-Mädchen glauben lassen, sie lebten immer so, weil sie es, verdammt nochmal, auch taten.
»Es ist nicht so, dass ich sie nicht mag«, sagte Polly gerade. Sie rieb jetzt mit dem Rücken zu ihm auf der Arbeitsfläche Parmesan. »Aber seien wir ehrlich, sie wird niemals Rufas reine Qualitäten erreichen. Nun, kannst du dir vorstellen, dass Adrian jemanden wie Nancy mit zu einem Kammerkonzert nähme? Ich fürchte, sie hat etwas eher Provinzielles, wenn nicht sogar annähernd Vulgäres an sich.«
Berry bemerkte bestürzt, dass er von einer jähen, heftigen Abneigung zu Polly ergriffen wurde. Das war noch nie zuvor geschehen, und es erschreckte ihn, der Wahrheit ins Auge zu sehen.
Diese ganze Sache stürzte ihn in mehr als nur überhitzte Verblendung. Das war es, die volle Ladung – er hatte sich in Nancy verliebt. Wenn sie einen Raum betrat, ging die Sonne auf, und er versank in kalte Düsterkeit, wenn sie ihn wieder verließ. Ihr Charme, ihr Lachen und ihre gute Laune veränderten magisch die Atmosphäre. Ihre unerwarteten Anwandlungen reiner Freundlichkeit raubten ihm fast die Kraft. Er war wahnsinnig in Nancy verliebt, so wie er noch nie zuvor in jemanden verliebt gewesen war. Und er war unvermeidlich Polly versprochen. Er könnte sie sitzen lassen – und sich auf ewig verachten. Oder er könnte Nancy ignorieren und an gebrochenem Herzen sterben. Er war in beiden Fällen zu lebenslangem Elend und einer Dauererektion verdammt.
Er versuchte, seinen verräterischen Körper bis zur Unterwerfung zu erschöpfen. Anstatt zur Mittagszeit im Weinlokal vorbeizuschauen, ging Berry ins Fitnesscenter (Polly hatte ihm zum Geburtstag eine Jahreskarte geschenkt). Anstatt vor der Arbeit Schokoladenbrezeln und Rosinenmuffins zu essen, ging er ins Fitnesscenter. Er ging nach der Arbeit, wie gewöhnlich, ins Weinlokal, verbrachte aber die ganze Zeit nur vor einem Glas Mineralwasser und sehnte sich nach ihrer Aufmerksamkeit.
Er verlor das Interesse am Essen. Als die Frühlingstage länger wurden, schmolz sein Bauch dahin. Alle seine Anzüge wurden dreimal enger gemacht und dann entsorgt. Sein Kinn wurde spitz, und unter den Wangenknochen entstanden deutliche Höhlungen. Berry betrachtete sein neues Spiegelbild beim Rasieren – beunruhigend riesige braune Augen in einem knochigen, jungenhaften Gesicht – und hielt sich für eine jämmerliche Gestalt. Andere Leute erzählten ihm jedoch dauernd, wie großartig
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