Liebe im Spiel
Eine der Frauen wölbte bedeutungsvoll die Augenbrauen, als sie ihr die Hand reichte. Das sagte Rufa, deutlicher als die deutlichsten Worte, dass sie offiziell als Adrians nächste Gemahlin präsentiert wurde. Clarissa Watts-Wainwright bekräftigte dies, indem sie sie beständig in die Unterhaltungen beim Essen mit einbezog.
Nancy hasste die Langweiligkeit solch zwangsmäßiger Kultiviertheit – »Arsch zusammenkneifen«, wie sie es nannte. Rufa hatte jedoch das Gefühl, gut darin zu sein. Sie hatte harte Arbeit nie gescheut.
Als der Kaffee serviert wurde, ging man in den Salon zurück. Adrian erschien mit dem Pashmina. Er drapierte ihn um Rufas Schultern und führte sie nach draußen, unter dem Vorwand, die Gärten bewundern zu wollen.
Sie umfasste seinen Arm, zitterte in der rauen Frühlingsluft leicht und schaute über die Rasenfläche und Sträucher hinweg, die von Reihen leuchtender goldener Fenster gesäumt waren.
»Du frierst«, bemerkte Adrian. Er legte einen Arm um sie. »Ich sollte ein Wesen wie dich nicht den Elementen preisgeben. Du gehörst hinter Glas.«
Sie würde nichts dagegen einwenden, dachte aber unwillkürlich, wie sehr Nancy über diese Bemerkung gelacht hätte.
»Ich war schockiert«, sagte Adrian, »als du mir sagtest, du seist noch nie in Paris gewesen. Das ist eine erschreckende Bildungslücke.«
»Ich fürchte, da gibt es viele Lücken.«
»Entschuldige dich nicht für dein Unwissen. Es gefällt mir eher. Es bedeutet, dass du unverdorben bist. Dank deiner erstaunlich absonderlichen Erziehung besitzt du eine seltene Form von Unschuld. Ich stelle nur fest, dass ich den Gedanken nicht ertragen kann, du würdest Paris ohne mich sehen.«
Seine Stimme klang in dem großen, stillen Garten sehr ruhig. Er sprach dicht an ihrem Ohr. Rufa merkte, dass sie den Atem anhielt. »Hast du schon irgendwelche Pläne für das übernächste Wochenende?«
Ein Wochenende bedeutete Sex. Rufa hatte plötzlich Angst. Wenn sie damit nicht umgehen könnte, säße sie in der Falle. »Du weißt, dass ich nie Pläne habe.«
Sie hörte in der Dunkelheit das Lächeln in seiner Stimme. »Ich dachte, du wärst vielleicht auf einer deiner Dinnerpartys.« Ihr feiner kleiner »Job« amüsierte ihn.
»Es steht nichts an«, sagte Rufa. »Bis auf das Essen für Berry und Polly. Das du verspeisen wirst.«
»Ja, und ich gebe zu, dass ich neugierig bin. Ich treffe nicht oft auf Frauen, die kochen können. Aber das Wochenende in Paris ist unabhängig von deinem Termin. Magst du mitkommen?«
»Ich … das würde ich gerne.«
»Gut. Obwohl es in Paris – oder außerhalb, was das betrifft – nichts dir Vergleichbares gibt. Das habe ich noch nicht oft genug gesagt. Ich stelle nicht gerne das Offensichtliche fest.«
Sein Gesicht näherte sich ihrem. Die Zeit verlangsamte sich. Sie wurde sich der scharfen Abgrenzung seiner Züge bewusst. Seine Lippen waren kühl. Rufa blieb sehr still, zwang sich, sich zu entspannen. Nach dem anfänglichen Schock der Berührung merkte sie, dass sie dies leicht ertragen konnte. Es war sogar angenehm.
Sie verspürte eine verrückte Sekunde lang das Bedürfnis zu kichern. Jenseits der Sorge um den Geschlechtsakt, den sie, wie sie nun wusste, wahrscheinlich nicht verpatzen würde, lag die heftige Erleichterung, Melismate zu retten.
»Tu es nicht, Schätzchen – bitte, tu es nicht! Er wird dich in einen Glaskasten sperren, und du wirst das Tageslicht nie wiedersehen!«
Nancy warf sich, mit grell pinkfarbenem Handtuch und wirrem roten Haar, auf Rufas Bett.
»Runter von meinem Kleid«, fauchte Rufa. »Was ist los mit dir? Dieses Wochenende in Paris ist alles, wofür wir gearbeitet haben. Ich bin sicher, dass mir Adrian einen Heiratsantrag machen wird.«
»Du liebst ihn nicht!«
»Nance, ich will nicht wieder darüber reden. Ich mag ihn, das genügt. Du liebst Berry auch nicht.«
»Berry ist anders«, sagte Nancy. »Und ich auch. Bitte, Ru – hör mir zu – komm zur Vernunft, bevor es zu spät ist! Du wirst niemals damit umgehen können.«
Rufa zog ihr Chiffonkleid unter Nancy hervor. »Ich weiß, was ich tue. Ich bin vielleicht nicht unsterblich in Adrian verliebt. Aber ich bin auch nicht der Typ für wilde Leidenschaft.«
Nancy seufzte tief. »Doch, das bist du. Du bist genau der Typ. In der Sekunde, in der du jemandem begegnest, den du wirklich magst, wirst du rasend werden.«
»Dazu bin ich viel zu vernünftig«, sagte Rufa. »Einige von uns haben ein gewisses Maß an Kontrolle
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