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Liebe im Spiel

Liebe im Spiel

Titel: Liebe im Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Saunders
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Max in sein Zimmer zu folgen und damit herauszuplatzen, dass sie ihn innig liebte. Er brauchte diese Liebe nicht zu erwidern. In Nancys Moralsystem war einem Mann seine Liebe zu erklären, bevor man auf seine heiße, nackte Haut sank, der wesentliche, rechtmäßige Unterschied zwischen hochfliegender Leidenschaft und reinem Bumsen. Sex musste der Liebe entspringen – Sex ohne Liebe war unanständig.
    Das war der Kern ihrer Einwände gegen Adrian. Als sie dem Hochzeitsspiel zustimmte, hatte sie angenommen, dass die Liebe ihnen auf halbem Weg entgegenkäme, sobald der Boden bereitet sei. Vielleicht war sie naiv gewesen, aber der absolute Mangel der Liebe zwischen Adrian und ihrer Schwester störte sie zutiefst. Und es ängstigte sie der Gedanke, dass Rufa der Gnade dieses kalten Mannes ausgeliefert wäre.
    Ru ist so stur, dachte Nancy. Sie beharrt darauf, ohne Liebe leben zu können, obwohl sie sich so danach sehnt, geliebt zu werden.
    Die Türglocke schrillte. Nancy öffnete. Ein Mann wartete auf der Schwelle: groß und hager, wahrscheinlich Mitte dreißig. Sein Haar war dicht und dunkelgrau, sein Gesicht faltenlos und ordentlich rasiert. Sein marineblauer Anzug war um einiges zu elegant für die Tufnell Park Road am Nachmittag eines Wochentages. Und er sah blendend gut aus.
    Er sagte: »Hallo, Nancy.«
    Der Schock traf sie wie ein harter Schlag. Sie begegnete den kühlen Augen des gut aussehenden Fremden und keuchte: »Oh, mein Gott!«
    Es war Edward Reculver.
    Edward, ohne Bart und ohne die ausgebesserte Kleidung von Millets. Edward, mit ordentlichem Haarschnitt, anstatt der üblichen Sträflingsfrisur. Er sah makellos und rasiermesserscharf aus, um mindestens zehn Jahre jünger – als hätte ein alter Baum seine Rinde abgestreift. Es war umwerfend. Nancy war sowohl belustigt als auch beeindruckt davon, dass sie ihn eindeutig sexy fand – der alte Edward, ausgerechnet.
    »Ja, ich bin es wirklich«, sagte er. Er lächelte sein übliches schiefes Lächeln, vom Bart befreit. Er hatte diesen Bart getragen, seit er aus der Armee entlassen worden war. Davor hatte er einen üppigen Schnurrbart gehabt. Dies war das erste Mal, dass Nancy sein Gesicht bartlos sah.
    Sie keuchte: »Was ist mit dir passiert?«
    »Ich habe Demut gelernt, bin vernünftig geworden und habe mich rasiert«, sagte er. »In dieser Reihenfolge. Gefällt es dir?«
    »Entschieden«, sagte Nancy und lachte leise, während sie ihn betrachtete. »Du siehst ungefähr eine Million Jahre jünger aus. Du wirkst, als wärst du privatisiert und kostspielig neu gestaltet worden.«
    Darüber musste Edward herzlich lachen. »Schreckliches Kind – genau das hätte dein Vater auch gesagt. Ist Rufa da?«
    Nancy erinnerte sich, dass sie vermutlich ärgerlich auf ihn sein sollte – die neuartige Verwandlung hatte alles andere aus ihren Gedanken verdrängt. »Nein. Wenn du also hier bist, um sie noch einmal anzumachen, dann vergiss es.«
    Er zuckte gereizt zusammen, aber seine Stimme klang milde. »Bevor du mehr sagst – es tut mir wirklich Leid wegen des letzten Mals. Darum bin ich hier.«
    »Du machst Witze«, sagte Nancy. »Du entschuldigst dich nie.«
    »Nun, vielleicht habe ich mich geändert«, erwiderte er. Dann seufzte er tief und blickte stirnrunzelnd zu Boden. »Rufa hat unglaubliche Dinge zu mir gesagt. Aber ich habe … verdammt unverzeihliche Dinge zu ihr gesagt.« Er sah wachsam zu ihr hoch. »Ergibt das einen Sinn?«
    »Vollkommen«, sagte Nancy und dachte, dass Edward etwas sehr Nettes hatte, wenn er auf diese ruhige, direkte Art sprach. Sie erkannte, dass er ihnen seit dem Tod des großen Mannes nur seine belehrende, tyrannische Seite gezeigt hatte. Aber das hätte ebenso gut ein Zeichen von Trauer sein können, wie Rufas Besessenheit, Melismate zu retten – oder ihr eigener Hunger nach Romantik, oder Lydias Begehren Rans oder Selenas Selbstopferung hinter einem Berg Bücher. Edward reagierte ebenso auf Kummer wie sie alle. Es war seltsam, dachte Nancy, wie sie alle vergessen hatten, sich normal zu verhalten. »Du brauchst nicht zu befürchten, dass ich dir noch mehr Vorwürfe mache«, versicherte sie ihm. »Ich würde lügen, wenn ich behauptete, Ru wäre nicht aufgebracht. Aber das kommt nur, weil du einige Nägel auf den Kopf getroffen hast.«
    Er war gerührt. »Bin ich verrückt, weil ich mich so um sie sorge?«
    »Nein. Tatsächlich sorge ich mich auch ziemlich.« Nancy öffnete die Tür weiter. Sie konnte ihn noch nicht gehen lassen. »Komm

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