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Liebe im Zeichen des Nordlichts

Liebe im Zeichen des Nordlichts

Titel: Liebe im Zeichen des Nordlichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen MacMahon
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verschluckt.
    Er suchte sie im ganzen Haus. Die Kinder hatten keine Ahnung, wo sie steckte oder wann sie sie zuletzt gesehen hatten. Sie nutzten ihre Abwesenheit aus, saßen auf dem Doppelbett, aßen Kräcker und sahen sich
Sabrina
an. Alles war voller Krümel.
    Die Hintertür stand weit offen. Simon trat auf die dunkle Terrasse hinaus. Eine irrationale Furcht stieg in ihm hoch.
    Er ging in den hinteren Teil des Gartens. Mit jedem Schritt wuchs seine Angst vor dem, was er möglicherweise dort vorfinden würde.
    »Della!«
    Sie kauerte auf dem Boden hinter einem der Blumenbeete wie ein kleiner dunkler Schatten und hatte ihn nicht einmal gehört.
    »Della, was, um Himmels willen, ist los?«
    Sie hob den Kopf und blickte ihn an, als hätte sie ein Gespenst gesehen. Ihre Haut wirkte im Mondlicht fleckig, ihr Gesicht war leichenblass.
    »Addie«, erwiderte sie. »Addie, Simon. Sie ist krank.«
    Simon kniete sich neben sie. Wer?, fragte er. Wer ist der behandelnde Arzt? Wer ist der Onkologe? Wer ist der Radiologe?, wiederholte er.
    »Hör endlich auf zu bohren! Ich weiß es nicht!«, schrie Della. »Macht es einen Unterschied, zu welchem Arzt sie geht? Ich kann nämlich keinen erkennen.«
    »Nein«, antwortete Simon und lehnte die Stirn an ihre. »Du hast recht. Wahrscheinlich macht es wirklich keinen Unterschied.«

[home]
    Kapitel 36
    I nzwischen hatte eine eigenartige Ruhe von Addie Besitz ergriffen. Man hätte es beinahe als Hochgefühl bezeichnen können.
    Plötzlich erschien ihr alles ganz klar. Es war, als schwebe sie an einem sonnigen Tag über dem Meer. Wenn es bewölkt ist, sieht das Wasser milchig aus, so dass man genauso gut über ein Gebirge hinwegfliegen könnte. Ganz gleich, ob das Meer nun grau, blau oder trüb ist, man kann nichts weiter ausmachen als die Wasseroberfläche. Nichts weist darauf hin, dass sich darunter etwas befindet. Doch an einem sonnigen Tag, da wird das Wasser so beschienen, dass man hinunter bis auf den Grund schauen kann. Man erkennt schwarze Felsstücke und Korallen und kann sogar beobachten, wie ein Schwarm Fische durchs Wasser gleitet. Das Flugzeug, in dem man sitzt, erinnert an eine dunkle Schablone, die sich, ruhig und von gekräuselten Wellen durchzogen, über die Wasserfläche bewegt.
    Das war die Klarheit, die Addie nun empfand. Ihr Leben wurde von oben erleuchtet, so dass sie es nun deutlich wahrnahm. Nach diesem Bewusstseinszustand hatte sie sich immer gesehnt, ihn jedoch nie erreicht. Erst jetzt.
     
    Als Bruno aufwachte, stellte sie sich schlafend.
    Während er im Schlafzimmer herumkramte und sich anzog, lag sie auf dem Bauch und presste mit geschlossenen Augen das Gesicht ins Kissen. Allerdings war sie hellwach und lauschte. Sie hörte, wie sich eine Schranktür öffnete und schloss, wie Bruno seine Stiefel nahm und hinaustrug, das leise Tappen seiner bestrumpften Füße auf dem Boden, das Scharren seines Hosensaums an den Dielen. Als er in die Küche ging, konnte sie das Blubbern des Wassers im Kessel ebenso hören wie das Klappern, als er Trockenfutter in Lolas Napf gab.
    Selbst als er draußen war, wagte sie es nicht, die Augen zu öffnen. Sie lag da, ließ sich in der Zeit treiben und hörte zu, wie er den Tag in Angriff nahm. Bevor er ging, kehrte er noch einmal zurück. Inzwischen hatte sie sich auf den Rücken gedreht. Als er sich über sie beugte, um sie zu küssen, wandte sie sich mit einem schlaftrunkenen Brummeln zur Seite. Nicht einmal sie selbst fand sich sehr überzeugend.
    »Bis später!«, rief sie ihm nach, als er das Zimmer wieder verließ. Ihre Stimme klang brüchig und heiser. Die ersten gesprochenen Worte des Tages.
    »Auf jeden Fall«, erwiderte er, während er zur Tür hinausspazierte. »Und vergiss nicht, dass wir eine Verabredung mit der Geschichte haben!«
    Es war schwer gewesen, es ihm nicht zu sagen. Der gestrige Abend war zur Qual geworden. Jede einzelne Minute hatte sie sich mit aller Kraft darauf konzentrieren müssen, zu schweigen und sich normal zu benehmen. Dabei fürchtete sie sich nicht vor seiner Trauer; sie wusste, dass man dagegen nichts tun konnte. Wovor sie Angst hatte, war eine Überreaktion. Sie konnte es nicht ertragen, dass jetzt alle durchdrehten, denn sie brauchte vor allem Ruhe.
    Addie schwang die Beine über die Bettkante, blieb einen Moment sitzen, hob die Arme über den Kopf und streckte den Rücken. Bei der Bewegung rutschte ihr das Nachthemd über die Schenkel, so dass das Haarbüschel zwischen ihren Beinen in Sicht kam.

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