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Liebe im Zeichen des Nordlichts

Liebe im Zeichen des Nordlichts

Titel: Liebe im Zeichen des Nordlichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen MacMahon
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wünschte. Sie zwang sich, die Augenbrauen hochzuziehen und ein interessiertes Gesicht zu machen.
    Ohne etwas von ihren finsteren Gedanken zu ahnen, beugte er sich vor, um sich ihr anzuvertrauen.
    »… mein ganzes Leben lang wollte ich Schriftsteller sein. Ich habe immer daran geglaubt, dass ich es schaffen würde. Ich hatte nur nie die Zeit, etwas zu schreiben.«
    Plötzlich bekam sie das Bedürfnis, ihn zu kränken, und sie konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen. Doch noch während sie sie aussprach, schämte sie sich dafür.
    »Glaubt nicht jeder, dass er ein Buch in sich trägt?«
    »So heißt es wenigstens.«
    »Also«, fuhr sie fort, »und wovon handelt deins?«
    »Nun«, begann er zögernd. »Bis jetzt ist es nur eine Idee. Der Anfang einer Idee.«
    Eine Weile musterte er sie forschend. Offenbar überlegte er, ob er ihr sein Projekt beschreiben sollte.
    Lass es, hätte sie am liebsten gesagt. Fühl dich nicht dazu verpflichtet.
    Aber es war zu spät.
    »Gut, ich erzähle es dir.«
    Er faltete seine Serviette vor sich auf dem Tisch zusammen und strich mit der Hand darüber, als wolle er sie glätten.
    »Es geht um einen Typen. Natürlich ist er Amerikaner und wie ich aus New Jersey.«
    Addie hatte Mühe, ihre Mimik zu beherrschen.
    »Das Buch fängt an, als er gerade in Irland ankommt, dem Land seiner Vorfahren. Er ist auf einer Selbstfindungsreise und sucht nach seiner Vergangenheit.«
    Immer noch fuhr er mit der Hand über die Serviette und warf Addie hin und wieder einen Blick zu.
    »Daran denke ich in letzter Zeit häufig. Irgendwann im Leben erreicht man einen Punkt, an dem man seine Vergangenheit entdecken muss, bevor man in die Zukunft schauen kann.«
    Sie musste sich zusammennehmen, um nicht die Augen zu verdrehen.
    Er klappte die Serviette zu wie ein Buch und klopfte darauf.
    »Jedenfalls lernt er gleich nach seiner Ankunft in Irland ein wunderschönes irisches Mädchen kennen. Und er verliebt sich bis über beide Ohren in sie.«
    Sofort merkte sie wieder auf. Offenbar war er schlauer, als sie gedacht hatte.
    Sie lächelte. »Ich glaube, ich weiß, worauf du hinauswillst.«
    Er legte den Zeigefinger an die Lippen, damit sie nicht weitersprach.
    »Er lernt also diese Frau kennen. Und er weiß sofort, dass sie die Frau seines Lebens ist.«
    Sie legte den Kopf zur Seite und lächelte ihn wissend an.
    »Er will sie nur ins Bett kriegen.«
    Aber er brachte sie zum Schweigen, indem er die Hand hob, eine priesterliche Geste, als wolle er sie mit Weihwasser besprengen.
    »Du machst etwas Billiges daraus, und das solltest du nicht tun. Ich rede hier von einer großen Liebesgeschichte.«
    Addie schüttelte den Kopf und unterbrach ihn.
    »Die Sache hat keine Zukunft. Er ist Ausländer. Er wird nach Hause zurückkehren und sie vergessen.«
    »Woher weißt du das? Was macht dich so sicher, das Ende zu kennen?«
    Zu ihrem Entsetzen klopfte ihr das Herz bis zum Hals. Sie bemühte sich um einen scherzhaften Ton.
    »Warum verrätst du es mir dann nicht? Schließlich bist du der Schriftsteller.«
    »Das kann ich nicht«, erwiderte er mit einem entschuldigenden Kopfschütteln.
    »Ich habe keine Ahnung, wie die Geschichte ausgeht, noch nicht. Und selbst wenn es anders wäre, würde ich es dir nicht sagen. Kein guter Schriftsteller gibt das Ende seiner Geschichte preis.«
     
    Spät in der Nacht schoben die Kellner die Tische an die Wände, und alle tanzten. Harry Belafonte,
oh, island in the sun.
Die Gäste sprangen umher und sangen dabei lauthals mit. Es war wirklich seltsam, wie gut sie sich amüsierten. So, als hätten sie ihre Probleme an der Garderobe abgegeben und nicht den geringsten Grund zur Sorge.
    Wenn so die Rezession aussieht, dann her damit, dachte Addie. Allerdings deutete sie die Zeichen falsch. Das hier war nicht die Rezession, sondern die Phase davor, in der noch niemand die Realität wahrhaben will und alle die Augen davor verschließen.
    »Das ist kein normaler Samstagabend in Dublin«, rief Addie Bruno zu. Das Erstaunen stand ihr ins Gesicht geschrieben. So etwas war hier noch nie passiert. Es war wirklich ausgesprochen ungewöhnlich.
    »Du musst einen ganz falschen Eindruck von uns kriegen«, schrie sie ihm ins Ohr, nicht sicher, ob er sie verstehen konnte.
    »Eigentlich sind wir nicht so.«
    Später erinnerte sich Bruno oft an jene Nacht, in der sie bei Danny’s mit wildfremden Menschen bis in die frühen Morgenstunden getanzt hatten. Und immer wenn er daran dachte, hatte er das Bild vor

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