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Liebe im Zeichen des Nordlichts

Liebe im Zeichen des Nordlichts

Titel: Liebe im Zeichen des Nordlichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen MacMahon
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Einwände einen nach dem anderen durchgegangen. Nachdem ich meinen Job verloren hatte, konnte ich nicht schlafen und lag hellwach im Bett. Also habe ich über die Gründe nachgedacht, warum ich die Reise nicht machen konnte. Und keiner davon war mehr vorhanden. Da sagte ich mir: Bruno, jetzt hält dich nichts mehr auf. Der Moment der Wahrheit.«
    »Das war sicher ein gutes Gefühl.«
    Er hielt inne und überlegte kurz, bevor er antwortete.
    »Nein«, erwiderte er. »Ich hatte eine Scheißangst!«
    Er fing an zu lachen, so unerwartet und ansteckend, dass Addie mitlachte. Ihr Lachen klang wie ein Außenbordmotor, fing tief unten in der Kehle an und drang als lautstarkes Prusten aus ihrem Mund.
    »Sich selbst neu zu erschaffen« – er schüttelte den Kopf, als traue er seinen Augen nicht ganz – »ist in meinem Alter ziemlich beängstigend.«
    »Aber wenigstens hast du dich nicht Bange machen lassen«, meinte Addie.
    Ich hätte nie den Mut, wieder ganz von vorne anzufangen, dachte sie dabei und verbesserte sich im nächsten Moment. Ich habe den Mut bis jetzt nicht gehabt. Doch gleichzeitig war tief in ihrem Innersten ein winziger Funke entfacht worden, der das Wort »vielleicht« verhieß.
    Es war, als könnte er ihre Gedanken lesen.
    »Was würdest du sein wollen, wenn du dich selbst neu erfinden könntest?«
    Sie zögerte keine einzige Sekunde.
    »Ich würde Swimmingpools entwerfen.«
    »Swimmingpools …« Er ließ die Antwort auf sich wirken und untersuchte sie schmunzelnd, als hätte sie ihm gerade einen ungewöhnlichen Gegenstand präsentiert.
    »Warum ausgerechnet Swimmingpools?«
    »Weil ich das schon immer wollte. Als Kind habe ich allen erzählt, ich würde einmal eine berühmte Swimmingpool-Designerin sein. Ich würde tolle Pools entwerfen und die ganze Welt bereisen, um sie auszuprobieren.«
    Sein forschender Blick machte sie plötzlich verlegen, so dass sie schüchtern nach ihrem Weinglas griff.
    »Und warum hast du es nicht getan?«
    Er betrachtete sie erwartungsvoll und rechnete offenbar mit einer Antwort. Sie verschluckte sich an ihrem Wein, ein bisschen geriet ihr in die Luftröhre, und ihr traten die Tränen in die Augen. Sie spürte, wie ihr Gesicht rot anlief, und schlug sich mit der flachen Hand auf die Brust, bevor sie ihr Wasserglas nahm.
    Als sie einen großen Schluck trank, konnte sie wieder klar sehen und frei durchatmen. Er beobachtete sie und wartete noch immer auf eine Antwort.
    »Wie kannst du mich so etwas fragen?«
    »Was fragen?«
    »Warum ich nicht Swimmingpool-Designerin geworden bin. Das ist wirklich lustig.«
    »Was ist daran lustig?«
    »Weil es albern ist. Swimmingpool-Designerin ist kein Beruf.«
    Nun war er wirklich verdattert.
    »Warum nicht? Das verstehe ich nicht. Werden denn keine Leute gebraucht, die Swimmingpools entwerfen? Es gibt doch sicher welche, die das tun.«
    Nun war es an ihr, ihn anzustarren. Ihr wurde klar, dass er es absolut ernst meinte. Er hatte ihr eine Frage gestellt und wollte eine Antwort.
    »Das war nur ein Kindertraum«, entgegnete sie. »Meine Nichte wollte zum Beispiel Löwen in Afrika aufspüren, wenn sie einmal groß war. Kinder haben solche Ideen, Bruno. Das sind keine realistischen Berufspläne.«
    »Aber warum nicht?«, hakte er nach. »Ich habe eine Freundin aus Collegetagen, die in Kambodscha Tiger aufspürt. Sie arbeitet beim World Wildlife Fund. Sicher machen sie mit Löwen in Afrika das Gleiche. Bestimmt gibt es jemanden, der damit seine Brötchen verdient. Also existieren sicher auch Leute, die von Berufs wegen Swimmingpools entwerfen. Das muss einfach so sein. Und ich sehe keinen Grund, warum du es nicht tun solltest.«
    Er prostete ihr zu. Sein Grinsen wirkte beinahe selbstzufrieden.
    Er ist interessant, dachte sie. Er ist wirklich interessant. Und das war eine völlig neue Erkenntnis, denn damit hatte sie nicht gerechnet.
    Sie sah ihm in die Augen und hielt seinem Blick länger stand, als ihr angenehm war. Dann hob sie kurz ihr eigenes Glas und nahm einen großen Schluck.
    »Und was hast du mit deinem neuen Leben vor?«
    Seine Antwort fiel langsam und würdevoll aus.
    »Ich wäre gerne Schriftsteller.«
    Das hatte ganz und gar keine positive Wirkung auf sie, und sie ertappte sich bei einem Anflug von Gereiztheit. Vor einem Moment noch hatte er sie fasziniert, und jetzt fühlte sie sich gelangweilt. Sie wollte nicht, dass er Schriftsteller wurde. Es gefiel ihr, dass er Banker war. Schriftsteller war das Letzte, was sie sich für ihn

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