Liebe im Zeichen des Nordlichts
du, wo die Tennisschläger sind?
Simon, erwiderte sie. Ich bin nicht deine Mutter. Wenn du mich noch einmal so nennst, schlafe ich nie wieder mit dir.
Della macht keine Gefangenen.
Nach dem Tod ihrer Mutter übernahm Della diese Rolle. Sie wurde die Hausherrin, so wie man einen neuen Präsidenten vereidigt, nachdem der alte gestorben ist.
Addie kann sich nicht mehr an die Nacht erinnern, als ihre Mutter starb. Sie hat alles vergessen, was in dieser Zeit geschah. Della hingegen hat es noch gut im Gedächtnis, wünscht jedoch, dass es anders wäre. Sie weiß noch, wie sie aus dem Krankenhaus nach Hause gekommen sind und wie einsam es war, nur noch zu dritt zu sein. Sie weiß noch, wie sie Suppe aus dem Kühlschrank genommen und sie aufgewärmt hat. Sie weiß noch, wie sie, dampfende Schalen vor sich, am Tisch saßen. Addie war die Einzige, die etwas herunterbrachte. Sie war schließlich noch ein Kind. Nach dem Abendessen zogen sie alle ihre Pyjamas an, und Hugh und Addie warfen ihre schmutzigen Sachen so wie immer in den Wäschekorb im Bad. Am nächsten Tag holte Della die Wäsche heraus und stopfte sie in die Maschine. Und so fing es an. Damals war sie zehn Jahre alt.
Eine Dame wurde eingestellt, es war immer eine Dame im Haus. Doch Della führte das Kommando. Sie bereitete die Schulbrote für sie beide vor. Sie schrieb die Entschuldigungen. Sie sorgte dafür, dass Addie zu Geburtstagsfeiern immer ein eingewickeltes Geschenk mitbrachte. Sie dachte stets daran, eine Karte beizulegen. Bis heute wartet sie darauf, dass es ihr jemand dankt.
Über Nacht war aus einer vierköpfigen Familie eine dreiköpfige geworden. Aus einem Paar mit zwei kleinen Mädchen wurde ein Paar mit einem kleinen Mädchen. Della stieg eine Stufe höher und nahm den Platz neben Hugh als zweite Erwachsene im Haus ein. Und Addie war das geliebte einzige Kind.
Nun ist Della wieder Mutter. Manchmal fühlt sie sich, als sei sie die Mutter aller Beteiligten. Sie ist das wilde Mädchen mit dem bürgerlichen Leben. In ihrem Haus ist jeder willkommen, auch wenn er nicht hier wohnt. Und die Wahrheit ist, dass sie sich zwar darüber beklagt, es ihr aber eigentlich so gefällt.
Als Addie ihr Baby verlor, brach es Della fast das Herz, und sie trauerte um die kleine Nichte oder den kleinen Neffen, die sie bereits liebgewonnen hatte. Sie hatte sich bereits ausgemalt, dass sich ihr Kreis erweitern würde. Noch eine Familie außer ihrer eigenen. Noch ein Zuhause mit Addie als Zentrum. Addie als Mutter. Natürlich hätte das einiges zwischen ihnen verändert. Es hätte eine völlig neue Familienstruktur geschaffen.
Und in einem finsteren und schmutzigen Winkel ihres Herzens ist Della froh, dass es nie zu dieser Veränderung gekommen ist.
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Kapitel 13
M it ihren achtunddreißig Jahren ist Addie noch nie von einem Mann zum Essen eingeladen worden.
Sie hat zwar versucht, das Bruno zu erklären, aber er verstand sie einfach nicht.
»Für dich bedeutet das nur Gutes«, sagte sie. Anstatt ihn anzusehen, tat sie, als läse sie die Speisekarte.
»Was bedeutet es denn für mich?« Er war fasziniert.
Sie blickte noch immer nicht auf. »Oh, da gibt es gewisse sexuelle Vergünstigungen, die ich dem ersten Mann angedeihen lassen wollte, der mit mir ausgehen möchte.« Sie fasste es nicht, wie sie so etwas sagen konnte.
»Nun, worauf warten wir?« Er legte die Speisekarte weg, griff nach seiner Jacke und tat, als wolle er aufstehen.
»Ohne Abendessen?« Sie lachte. »Das soll wohl ein Scherz sein.«
Auf der Suche nach einem Tisch waren sie in mindestens sechs Restaurants gewesen. Samstagabends um neun war überall die Hölle los, und es gab sogar schon Wartelisten. Schließlich gingen sie zu Danny’s. Addie meldete sie telefonisch an. Offenbar ahnte Danny, dass es sich um ein Rendezvous handelte, denn als sie ankamen, wartete ein kleiner Tisch für zwei im hinteren Teil des Lokals auf sie. Eine einsame Rose ragte aus einem Milchkännchen.
Bruno bestand darauf, Addie den Stuhl zurechtzurücken. Beim Hinsetzen sah sie Danny, ihre Mäntel in der Hand, hinter ihm stehen. Sie erkannte an seiner Miene, wie sehr er sich für sie freute. Als sie ihn mit einem finsteren Blick bedachte, lächelte er nur reizend und wackelte mit dem Kopf wie ein Flaschengeist.
»Ich habe solchen Hunger, ich könnte ein Pferd verschlingen«, verkündete Bruno.
»Mir hängt der Magen auch bis in die Kniekehlen.« Addie öffnete die Speisekarte und tat, als studiere sie sie. Sie
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