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Liebe im Zeichen des Nordlichts

Liebe im Zeichen des Nordlichts

Titel: Liebe im Zeichen des Nordlichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen MacMahon
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Trotzanfall bekommen, weinen und schreien und mit den Fäusten trommeln können, um sich der Situation zu entziehen.
    »Ich hätte dir nie helfen sollen«, sagte sie. »Ich hätte Hugh das dämliche Foto nicht zeigen und ihn nicht nach ihren Namen fragen dürfen.«
    Die Arme dickköpfig vor der Brust verschränkt, verharrte sie auf dem Beifahrersitz. Wie gerne hätte sie alle Türen verriegelt und sich im Auto verschanzt.
    Aber Bruno stieg bereits aus und öffnete die Heckklappe, um Lola herauszulassen.
    »Sie haben sicher nichts dagegen, wenn Lola mitkommt.«
     
    Später hatte Addie ein schrecklich schlechtes Gewissen.
    Sie waren so nett. Und sie hatten sich sehr viel Mühe gemacht. Es gab selbstgebackenes Schwarzbrot und einen Rosinenkuchen. Der Küchentisch war mit einem frisch gebügelten Tischtuch und dem besten Porzellan gedeckt. Man merkte sofort, dass auch die Toilette gerade erst geputzt worden war. Am Waschbeckenrand lag ein nagelneues Stück Seife. Auf dem Teppich im Flur waren noch die Spuren des Staubsaugers zu sehen. Offenbar waren sie den ganzen Vormittag lang mit den Vorbereitungen für ihren amerikanischen Besuch beschäftigt gewesen.
    Anfangs hatte Addie sich im Hintergrund gehalten. Sie hatte gedacht, dass sie nur eine Nebenrolle spielte. Wie sie die Dinge betrachtete, war sie nichts weiter als eine Statistin. Doch Bruno stellte sie vor, und sie waren begeistert. Sie freuten sich ja so, sie zu sehen! Sie umarmten sie, als sei sie ihr eigenes Kind. Dann traten sie zurück, um ihr Gesicht zu mustern.
    »Sie ähnelt Tante May sehr, findest du nicht? Dass sie zu unserer Familie gehört, ist nicht zu leugnen.«
    »Ich fasse es nicht. Was ist nur aus den Jahren geworden? Als du das letzte Mal hier warst, kannst du nicht älter als sechs oder sieben gewesen sein. Wir haben dir draußen die Welpen gezeigt. Unser Hund hatte gerade Welpen bekommen. Erinnerst du dich?«
    Addie brachte es nicht über sich, ihnen zu sagen, dass sie sich an gar nichts mehr erinnerte. Sie hatte nicht einmal gewusst, dass es sie gab. Sie warf Bruno einen verzweifelten und hilfesuchenden Blick zu. Doch der kauerte gerade auf dem Boden und durchwühlte seine Tasche nach einem Geschenk, das er mitgebracht hatte. Addie drehte sich vom Ansturm ihrer Gefühle der Kopf. Sie fragte, wo die Toilette war.
    Ich arrogantes Miststück, dachte sie, während sie sich die Hände wusch. Ich wollte diesen Leuten nicht begegnen, weil ich mich für etwas Besseres halte. Ich bin wirklich das Hinterletzte.
    Langsam trocknete sie sich die Hände an dem schneeweißen Handtuch ab, bevor sie sich wieder nach draußen wagte.
    Sie waren zu zweit, zwei Schwestern, Mary und Theresa. Da Addie nicht richtig zugehört hatte, vergaß sie sofort, wer wer war. Die eine wohnte, wie sie erklärte, eigentlich in Navan, war aber eigens hergekommen. Bei ihr klang es, als sei die Fahrt keine vier Kilometer weit, sondern vierhundert.
    Sie waren die Töchter von einer der Frauen auf dem Foto, also Hughs Cousinen ersten Grades, war das richtig? Warum hatte Addie nie von ihnen gehört? Das ergab keinen Sinn.
    »Du bist der einzige noch lebende Boylan«, sagte eine der Cousinen zu Bruno. »In unserem Zweig der Familie gab es nur Mädchen, nachdem unser Bruder starb. Also hat niemand den Familiennamen weitergegeben.«
    »Auf diesen Gedanken bin ich noch nie gekommen«, erwiderte Bruno. »Du hast recht. Ich bin der letzte Boylan.«
    Begeisterung malte sich auf seinem Gesicht.
    »Wir verlassen uns darauf«, meinte die eine, »dass du den Namen weiterträgst.« Sie stießen einander an und nickten ihm zu.
    »Aber, aber«, tadelte die andere.
    Addie wand sich vor Verlegenheit. Doch Bruno genoss es. Er beugte sich über den Tisch und tat nichts, um seine Freude zu verhehlen.
    Addie hielt Ausschau nach Lola.
    »Sie möchte sicher hinaus in den Garten«, hatten sie bei Lolas Anblick gesagt.
    Die beiden waren sich einig.
    »Oh, ja, sie ist sicher lieber draußen.«
    Das hieß, dass sie Lola nicht im Haus haben wollten. Für Addie eine Erleichterung, denn sobald man sich Wohnzimmer umsah und die zierliche Vitrine voller Porzellanfigürchen, die Spitzendecken auf den Beistelltischen und die Häkeldeckchen auf den Lehnen von Sofa und Sesseln auf sich wirken ließ, wusste man genau, dass es keine gute Idee war, Lola ins Haus zu lassen.
    Inzwischen hatte Addie sie entdeckt. Durch die Glastür der Küche hatte sie Lola gut im Blick. Sie lief im Garten herum und schnupperte heftig an den

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