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Liebe im Zeichen des Nordlichts

Liebe im Zeichen des Nordlichts

Titel: Liebe im Zeichen des Nordlichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen MacMahon
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Ahnungslosigkeit und seiner grenzenlosen Begeisterung mitreißen.
    »Okay«, sagte sie. »An den Wochenenden, wenn ich meine Schwester überreden kann, nach meinem Dad zu sehen. Dann verfahren wir nach der Methode Speichen eines Rades.«
     
    Bruno machte sich sofort an die Arbeit.
    Er stellte Playlisten bei iTunes zusammen und begann, sie von seinem Laptop auf leere CDs zu überspielen.
    Er fing mit den älteren Stücken an und suchte sehr, sehr sorgfältig Lieder aus, die sie überzeugen würden. Bruce von früher, Bruce von heute, bekannter und weniger bekannter Bruce. Er wusste, was er tat, und er war sich sicher, dass sie nicht würde widerstehen können.
    Jetzt war Bruno ein Missionar, ein Mann mit einer Mission. Ein Blick auf die Listen in ihrem iPod hatte genügt, um die Tonspur ihres Lebens nachzuvollziehen. Sie hatte ihr Leben als Trauerspiel inszeniert, als gottverdammte Tragödie mit einem traurigen Anfang, einem traurigen Mittelteil und einem traurigen Ende.
    Nach einem Blick auf ihren iPod hatte Bruno eine Entscheidung gefällt: Ich werde einen Film daraus machen, bei dem man sich gut fühlt.

[home]
    Kapitel 20
    W illst du mir nicht verraten, wohin wir fahren?«
    »Nein.«
    »Komm schon, du musst es mir sagen.«
    »Nein, Ma’am. Das Ziel ist geheim. Du wirst es sehen, wenn wir dort sind.« Er klang wie ein US -Marine.
    Die Strecke verhieß nichts Gutes. Die Kais entlang und durch den Phoenix Park. Aus der Stereoanlage dröhnte Bruce Springsteen.
    Er ließ Addie nicht zu Wort kommen.
    »Das ist ja wie auf einem Gefangenentransport. Ich fühle mich, als würde ich in ein Geheimgefängnis in Cavan gebracht.«
    »Hör einfach zu«, erwiderte er. »Du musst der Sache eine Chance geben. Lass sie einfach wirken.« Als ob es eine Tablette sei.
    So saß sie da wie ein Häftling und hatte keine andere Wahl, als zuzuhören.
    »Ich kenne diese Musik«, überschrie sie den Lärm. »Ich mag sie nur einfach nicht.«
    Aber Bruno achtete nicht auf sie, sondern sang lautlos mit, wippte beim Fahren mit dem Kopf und bewegte die Lippen zum Text.
    Als sie den Kreisverkehr mitten im Park erreichten, sah Bruno vor sich die amerikanische Flagge. Sie wehte hoch über dem Tor der Residenz des amerikanischen Botschafters und hob sich strahlend vom blauen Himmel ab. Am anderen Torpfosten hing die irische Trikolore, die gute, alte unscheinbare Trikolore.
    Bruce Springsteens rauhe Stimme dröhnte aus dem Autoradio, und Addie konnte nicht leugnen, dass der Moment etwas Erhabenes hatte.
    Bruno drückte mit dem Handballen auf die Hupe und fing an, aus voller Kehle mitzusingen.
    »Come on up for the rising«,
sang er.
»Come on up for the rising tonight.«
    Seine Stimme war vor Rührung belegt. Es war beinahe ansteckend. Wenn Addie den Text gekannt hätte, wäre sie in Versuchung geraten mitzusingen.
    Stattdessen lehnte sie den Kopf gegen den Sitz und schaute aus dem Fenster. Ein sonderbarer Nebelschleier hing dicht über dem Boden. Er lag auf dem Gras, ohne es zu berühren, wie ein Band aus statischem Knistern. Und aus diesem Nebel ragten die Geweihe Hunderter von Hirschen, deren Körper im Dunst verschwanden. Sie wirkten wie Geschöpfe, die gerade einer Zeitmaschine entstiegen.
    Das hätte sie Bruno gern gesagt, doch sie konnte sich selbst nicht denken hören.
     
    Vierzig Minuten und zehn Stücke auf der Bruce-Springsteen-Einführungs- CD später hatten sie die Grenze des Kreises Meath dreißig Kilometer hinter sich gelassen. Bruno stoppte den Wagen.
    »Das ist unsere erste Station.«
    »Was? Aber hier ist doch nichts.«
    »Oh, doch.« Er wies auf das Haus neben ihnen, ein Bungalow mit einer schauderhaft mintgrün gestrichenen Fassade aus Sichtbeton. »Das Haus unserer Cousinen auf dem Land. Wir sind zum Tee eingeladen.«
    Addies Augen weiteten sich vor Entsetzen.
    »Oh, mein Gott. Das ist wirklich ein Gefangenentransport. Das ist Folter. Ich will meine Cousinen nicht besuchen. Du weißt, dass ich meine Cousinen nicht besuchen will.«
    Sie wiederholte den Satz, weil sie es nicht fassen konnte. Sie fühlte sich wie in der Falle, so als sei sie hereingelegt worden, ausgetrickst, in die Ecke gedrängt. Wie sollte sie ihm erklären, dass sie überhaupt keine Lust hatte, ihre längst aus den Augen verlorenen Cousinen in einem Sichtbeton-Bungalow am Stadtrand von Navan zu sehen. Sie überlegte, ob sie im Auto warten oder zu Fuß in die nächste Stadt gehen sollte. Am liebsten wäre sie wieder ein Kind gewesen. Dann hätte sie einen

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