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Liebe im Zeichen des Nordlichts

Liebe im Zeichen des Nordlichts

Titel: Liebe im Zeichen des Nordlichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen MacMahon
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»Ich bin eine Leseratte. Es geht nur darum, eine Geschichte zu erzählen.«
     
    Sie waren ganz anders, als er sie sich vorgestellt hatte, viel lebhafter. Della mit ihrem dunkelroten Lippenstift und ihrem honigblonden Haar und Simon mit seinem ordentlich gebügelten Hemd und der goldgeränderten Brille waren beides Menschen mit klaren Konturen.
    Selbst das Haus vermittelte eine klare Aussage. Alles, angefangen von der glänzend schwarzen Tür mit den Buntglasscheiben bis zur im Schachbrettmuster gefliesten Vorhalle, machte Eindruck. Das strahlend weiß gestrichene Holz und die leuchtend gelben Wände. Auf dem Weg in die Küche fielen Bruno die Kunstdrucke im Flur auf. Er hätte sie gerne gründlicher betrachtet, aber Della scheuchte ihn weiter, und ihm blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.
    »Vorsicht, Kopf!«, rief sie ihm zu, worauf er sich gerade noch rechtzeitig duckte.
    Die Küche befand sich im hinteren Teil des Hauses und war ein großer Raum mit Schiebetüren, die in den Garten führten. Addie hatte den Anbau geplant. Kurz blieb Bruno stehen, sah sich um und ließ ehrfürchtig die Ergebnisse ihrer Bemühungen auf sich wirken. Wie wundervoll musste es sein, dachte er, wenn die eigenen Ideen Wirklichkeit wurden.
    Die eine Wand wurde von gerahmten Gemälden der Kinder geziert, die andere von einer laminierten Weltkarte. Aus einigen Ländern ragten Stecknadeln. Bruno bemerkte eine in New York und fragte sich, ob er wohl der Grund dafür war.
    Unter der Karte war ein langer Holztisch für das Abendessen gedeckt. Leuchtend rosafarbene Servietten steckten zusammengerollt in den Gläsern. In der Mitte des Tisches stand eine flache Schale mit rosafarbenen und roten Rosen. Für die Butter gab es eigene Tellerchen. Die Butter darauf war mit dem Messer glattgestrichen worden.
    Die Kinder hatten Tischkarten gebastelt. Auf der von Bruno prangte die amerikanische Flagge, die von Addie war mit Herzchen verziert. Die vier kicherten, als sie ihr die Karten zeigten, hielten die Hände vor den Mund und wanden sich vor unterdrücktem Gelächter.
    »Na wartet«, sagte Addie. »Wenn ihr Teenager seid, werde ich mich blutig rächen.«
    Sogar Lola hatte eine Tischkarte. Sie war mit Pfotenabdrücken geschmückt und stand neben einem Puddingschälchen voller Wasser auf dem Boden.
    Addie war stolz auf sie, als sie alle einander vorstellte. Die Kinder waren zwar temperamentvoll, aber gut erzogen und konnten sich benehmen. »Schön, dich kennenzulernen, Bruno«, verkündete Elsa sehr förmlich und zog schüchtern die Schultern hoch.
    »Ich freue mich auch, dich kennenzulernen, Elsa«, erwiderte Bruno im gleichen Tonfall.
    Nachdem sie alle ihre Namen genannt hatten, wollte er feststellen, ob er sie sich auch gemerkt hatte. Sie umringten ihn erwartungsvoll.
    »Also, lasst mal schauen«, begann er und zeigte auf die Nächstbeste. »Du bist Tess.«
    Sie errötete und schüttelte den Kopf.
    »Nein!«, protestierte ihre Schwester. »Ich bin Tess!«
    »Verzeih mir, Tess.« Er wandte sich wieder an die erste der Schwestern. »Das bedeutet, dass du Stella sein musst.«
    Stella nickte heftig. »Unsere Namen kommen alle aus Büchern«, erklärte sie. »Mein richtiger Name ist Estella aus
Große Erwartungen.
«
    »Wie schön, nach einem so wundervollen Buch benannt zu sein«, sagte Bruno, worauf Stella vor Freude wieder errötete.
    »Mein Name stammt aus
Frei geboren
«, verkündete Elsa. »Elsa, die Löwin.«
    Bruno nahm das mit einer kleinen Verbeugung respektvoll zur Kenntnis.
    »Lisa ist die Einzige, die ihren Namen nicht aus einem Buch hat«, sprach Stella aufgeregt weiter, »sondern aus
The Simpsons.
«
    »Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass es mit dieser Kultur bergab geht«, murmelte Simon.
    Doch Bruno nickte feierlich und machte ein ernstes Gesicht. Nur seine Augen lächelten.
    Lisa stand vor ihm. Sie trug eine Badehaube auf dem Kopf, einen Badeanzug über einer Strickstrumpfhose und stemmte die Beine in den Boden. Außerdem hatte sie eine Schwimmbrille über die Stirn geschoben, die so eng saß, dass sich ihre Augenbrauen verzogen. Sie starrte Bruno an und rechnete offenbar damit, dass er etwas sagte.
    Bruno holte tief Luft.
    »Lisa Simpson«, begann er, »ist eine wichtige Figur der literarischen Moderne. Du solltest dich glücklich schätzen, nach ihr benannt zu sein.«
    Lisa sah ihn kurz an, machte kehrt und rannte aus der Küche.
    »Wir haben es den Kindern überlassen, sich ihren Namen selbst auszusuchen«, sagte Della und

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