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Liebe im Zeichen des Nordlichts

Liebe im Zeichen des Nordlichts

Titel: Liebe im Zeichen des Nordlichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen MacMahon
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sie ihre eigene Kippe mit einer eleganten Bewegung weggeworfen hatte, drehte sie sich um und kehrte ins Haus zurück.
     
    »Du hast total abgenommen«, meinte sie beim Kaffeekochen zu Addie. »Das ist gemein«, flüsterte sie. »Sicher liegt es am vielen Sex.«
    Addie blickte rasch über die Schulter, um festzustellen, ob Bruno das gehört hatte, aber der war mit Simon ins Gespräch vertieft.
    »Nun«, sagte sie und drehte sich wieder zu Della um. »Wie findest du ihn?«
    Della musterte ihn eine Weile, als sehe sie ihn zum ersten Mal, und wandte sich dann wieder an ihre Schwester. Sie legte den Arm um sie und beugte sich zu ihr hinüber.
    »Ich finde ihn toll, Ad, wirklich toll.«
    Und das war ihr Ernst. Zum ersten Mal im Leben konnte sie ehrlich diese Feststellung machen.
    Wenn man die beiden beobachtete, stand es zweifelsfrei fest: Sie passten ausgezeichnet zusammen. Wie sie sich aneinander freuten, hatte etwas Unschuldiges an sich, das an eine Sandkastenliebe erinnerte. Die Art, wie er sie ansah, verriet, dass er in sie verliebt war. Davon war Della überzeugt. Außerdem strahlte Addie. Della hatte sie noch nie so erlebt. Sie wirkte, als hätte sie den ganzen Tag in der Sonne verbracht.
    Es gibt keinen Grund zur Sorge, das musste sich Della immer wieder vor Augen halten. Warum sollte etwas schiefgehen? Ich bin nur nervös, weil sie so glücklich ist. Ich möchte nicht, dass sie wieder enttäuscht wird. Ich bin eine Glucke und grüble zu viel. Aber ganz gleich, wie sehr Della sich auch dagegen wehrte, sie wurde das mulmige Gefühl in der Magengrube einfach nicht los. Irgendetwas sagte ihr, dass die Sache ein schlimmes Ende nehmen würde.
     
    Wenn sie das nächste Mal nach draußen gingen, um eine zu rauchen, würde sie ihn darauf ansprechen, beschloss sie.
    Inzwischen waren die Kinder oben und zogen ihre Pyjamas an. Simon hatte noch eine Flasche Wein geöffnet. Für gewöhnlich schlug er am Sonntagabend nicht so über die Stränge, aber er verstand sich großartig mit Bruno. Ihr gemeinsames Thema war Bruce Springsteen.
    »Nicht du auch noch«, stöhnte Addie.
    »Wusstest du nicht, dass ich ein Fan von Bruce bin?«, wunderte sich Simon. »Slane Castle, 1985 . Ich war dort und habe sogar ein T-Shirt gekauft.«
    Della verdrehte die Augen zur Decke. »Das einzige Konzert, auf dem er jemals war, der Spießer.«
    »Ich habe ihn auf einer Hochzeit kennengelernt«, erklärte sie Bruno, als sie ihm draußen eine Zigarette gab. »Ich habe ihm eine halbe Ecstasy-Tablette verabreicht, und es endete mit Sex in einer Besenkammer. Deshalb habe ich ihn irrtümlicherweise für einen wilden Buben gehalten.« Sie lachte auf. »Das war das einzig Wilde, was er je im Leben getan hat, außer mich zu heiraten.«
    Sie konnte gerade noch erkennen, dass er grinste.
    Sie saßen am Terrassentisch. Die Spitzen ihrer Zigaretten glommen im dunklen Garten. Die Fenster waren große gelbe Quadrate an einer schwarzen Hausmauer.
    »Bruno«, sagte Della in eindringlichem Ton. »Ich möchte, dass du behutsam mit ihr umgehst.«
    Kurz hielt sie inne, um an ihrer Zigarette zu ziehen und den Rauch auszupusten, bevor sie weitersprach. Obwohl sie wusste, dass sie sich einmischte, konnte sie einfach nicht anders.
    »Sie ist sehr empfindsam und hat in letzter Zeit viel mitgemacht. Wie ich annehme, hat sie es dir erzählt.«
    Bruno zögerte. Er empfand es als Vertrauensbruch, aus dem Nähkästchen zu plaudern, drehte sich um und blickte durch die Glastüren ins Haus, wo Addie, eines von Dellas Kindern auf dem Schoß, am Tisch saß. Sie zwirbelte am Haar des Mädchens herum. Auch die anderen Kinder hatten sich inzwischen wieder an den Tisch gesetzt. Ihre strahlenden Gesichter waren in gelbes Licht getaucht. Lachen wehte zur offenen Tür heraus.
    Bruno fühlte sich, als befänden Della und er sich draußen auf dem Meer, trieben auf einem schwankenden Schiff durch die Dunkelheit und betrachteten die Lichter am Ufer.
    Er wandte sich zu ihr um.
    »Das mit dem Baby hat sie mir gesagt«, begann er.
    Della unterbrach ihn, so sehr brannte ihr das Thema unter den Nägeln.
    »Es hat ihr viel abverlangt, weißt du. Sie ist noch immer ein wenig wackelig auf den Beinen.«
    »Natürlich ist sie das. Ein Baby zu verlieren …«
    Allerdings gelang es Bruno nicht, den Satz zu beenden. Fünfzig Jahre alt, und er konnte nur daran denken, wie wenig er sich im Leben auskannte. Er fühlte sich jung und unerfahren, ein bisschen ein Entdecker, der mitten in einen Stamm hineingeraten

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