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Liebe im Zeichen des Nordlichts

Liebe im Zeichen des Nordlichts

Titel: Liebe im Zeichen des Nordlichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen MacMahon
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hereinströmenden Lichts und der Geräusche von draußen die Uhrzeit zu erraten. Sie schätzte, dass es später Vormittag war.
    Addie wusste, dass sie ihn wecken musste. Sie lag da und dachte darüber nach. Lautlos übte sie die Worte ein.
    Wach auf, du Faulpelz, würde sie so fröhlich wie möglich sagen. Selbst in ihrem Kopf hörte es sich schnippisch und abwehrend an. Musst du nicht aufstehen?, würde sie fragen. Dein Flugzeug wartet nicht. Sie grübelte immer noch, als im Zimmer ein Signalton losging.
    Das Geräusch erschreckte sie, denn sie kannte es nicht. Es war ihr völlig fremd, und sie hatte es noch nie zuvor gehört. Endlich wurde ihr klar, dass es die Weckfunktion seines Telefons sein musste. Allerdings konnte sie nicht feststellen, von wo das Geräusch kam, denn das Telefon selbst war nirgendwo zu sehen. Auf dem Nachttisch stand nur ein Glas Wasser, das sie mit ans Bett genommen hatte.
    Das Geräusch schien lauter zu werden. Bruno hatte ihr den Rücken zugekehrt und sich in Richtung Wand zusammengekrümmt. Nichts wies darauf hin, dass er den Wecker wahrgenommen hatte. Doch im nächsten Moment bewegten sich seine Schultern, und sein Kopf fuhr zurück.
    »Mist«, schimpfte er. »Ist es schon so spät?« Er rappelte sich auf und kletterte über sie hinweg wie ein Soldat aus dem Schützengraben.
    Addie drehte sich zur Seite und beobachtete ihn. Sie wusste, dass die Sekunden verstrichen, und sie konnte nichts dagegen tun.
    Bruno beugte sich über den Stuhl, auf den er seine Sachen geworfen hatte, und kramte in den Taschen seiner Jeans. Endlich fand er das Telefon und begann, die Tastatur zu bearbeiten, bis der Lärm verstummte.
    Als er aufblickte, stellte er fest, dass Addie wach war. Sie lächelte ihm zu, das tapferste Lächeln, das sie zustande brachte. Sie bemühte sich, ihre Augen mitlächeln zu lassen. Er starrte sie lange an. Dann kehrte er wortlos zum Fußende des Bettes zurück, krabbelte über die Decken und legte sich wieder an die Stelle, die er gerade verlassen hatte. Er wandte sich Addies Rücken zu und zog sie fest an sich.
    Kurz darauf waren sie beide wieder eingeschlafen.

[home]
    Kapitel 25
    M itte November wurden Hughs Gipsverbände abgenommen.
    Darunter kamen rosige, schwammige Hände zum Vorschein, die an Aas erinnerten. Die Haut war trocken und schuppig, die Härchen standen dicht und verfilzt. Hugh betrachtete sie voller Abscheu und fühlte sich an widerliche gründelnde Fische erinnert. Also entfernte er die Hände aus seinem Gesichtsfeld, indem er sie unter seine Oberschenkel schob. Er konnte den Anblick nicht ertragen.
    Auf seine Hände war er immer so stolz gewesen.
     
    »Die Hände eines Arztes«, pflegte Helen ehrfürchtig zu sagen. Dann bückte sie sich und küsste erst die eine und danach die andere.
    Damals waren die Mädchen verrückt nach Ärzten, was einem als Medizinstudent einen klaren Wettbewerbsvorteil verschaffte. Alle wollten mit einem ausgehen, und zwar nicht nur die Krankenschwestern. Auch die anderen Mädchen standen auf Medizinstudenten.
    Natürlich versuchten die Ingenieure ebenfalls abzusahnen. Bei Tanzveranstaltungen tupften sie sich TCP hinter die Ohren, um nach Desinfektionsmittel zu riechen. Bis sie erwischt wurden, hatten sie vielleicht schon einen Erfolg gelandet und einen Fuß in der Tür.
    Hugh musste schmunzeln, als er sich daran erinnerte.
    »Sie sind also Arzt«, hatte Helens Vater gesagt und auf einen Lehnsessel am Kamin seines Arbeitszimmers gewiesen. Ein köstlicher Bratenduft wehte durchs Haus, der samtige Geruch von Fleisch in der Pfanne. Man konnte die verschiedenen Bestandteile ausmachen. Die angebratene Oberfläche des Fleisches, das Blut, das in die heiße, fettige Sauce rann. Hugh knurrte der Magen, und er musste geräuschvoll im Sessel herumrutschen, damit Helens Vater es nicht hörte.
    Bis zum heutigen Tag hat er diese erste Begegnung noch klar im Gedächtnis.
    Im Auto unterwegs nach New Ross waren sie durch Ortschaften gekommen, die Hugh noch nie gesehen hatte. Ordentliche Städtchen mit buckeligen Brücken, Backsteinhäusern und gepflegten Gärten. Auf Hugh wirkten manche davon nicht irisch, sondern eher englisch. Nicht, dass er je in England gewesen wäre, aber so stellte er es sich wenigstens vor.
    Er weiß noch, wie jung und mittellos er sich neben ihr gefühlt hat. Allerdings auch stolz auf seine Leistungen und beinahe gierig.
    Sie besaß ein eigenes Auto, was absolut ungewöhnlich war. Einige seiner Freunde durften das Auto ihrer

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