Liebe in getrennten Betten (German Edition)
unbändiges Verlangen, dass du es keine Minute länger ausgehalten hast und hierhergelaufen bist.“ Sie schaute ihn nur an, sagte aber nichts. „War es so?“, fragte Nick.
Sichtlich verlegen biss sich Zoe auf die Unterlippe, schwieg aber weiter beharrlich.
„Sprich mit mir, Zoe. Sag mir, was los ist.“
Endlich fasste sie sich ein Herz und erklärte: „Ich habe gedacht, wenn ich nicht bald, sehr bald mit dir schlafe, hast du es satt mit mir und suchst dir eine andere – eine, die nicht so kompliziert ist.“
Das war das Dümmste, das er je gehört hatte. „Du wirst es vielleicht nicht glauben“, erklärte Nick, „aber ein Mann ist durchaus dazu imstande, drei Tage mit einer Frau zusammen zu sein, ohne mit ihr schlafen und daran zu zerbrechen.“ Er lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Und selbst wenn es drei Wochen sind. Wenn es gar nicht mehr anders geht, kann man ja die Angelegenheit immer noch – selbst in die Hand nehmen, um es einmal so auszudrücken.“
Zoe blickte verlegen zu Boden.
Nick fand es rührend und auch ein wenig amüsant, dass eine Frau, die ihm im Bett schon die aufregendsten Dinge ins Ohr geflüstert hatte, dermaßen rot werden konnte. Er klopfte mit den Händen auf seine Knie. „Komm, setz dich hierhin zu mir.“
Die Frau, die sich ihm eben noch sprichwörtlich an den Hals geworfen hatte, zögerte. Dann setzte sie sich vorsichtig auf seine Knie, wobei sie sorgsam darauf achtete, dass der Rock sittsam ihre Beine bedeckte.
Nick umfasste mit den Händen ihre Taille und zog sie an sich. Sie sank gegen seine breite Brust. Das fühlte sich schon wesentlich besser an als der vergebliche Versuch vorhin.
„Also, warum hast du gedacht, ich würde mich von dir trennen, wenn du nicht mit mir schläfst?“, fragte er.
Sie sah ihn an. In ihrem Gesicht konnte er all die Zweifel und die Verwirrung lesen, die sie quälten. „Weil ich immer alle Menschen auf Distanz halte“, antwortete sie schließlich. Jetzt war er es, der sie verwirrt ansah. „Ja. Ich kann mich anderen gegenüber nicht richtig öffnen. Eines Tages wirst du es leid sein, darauf zu warten, und wirst dir jemand anderes suchen.“
Nick fragte sich, wer ihr diesen Unsinn eingeredet hatte. Wie konnte eine intelligente Frau wie sie sich mit solch krausen Gedanken plagen? „Und du meinst, Sex wäre das passende Rezept, um sich jemandem zu öffnen.“
Sie zuckte die Achseln. „Es ist immerhin ein Anfang.“
„Hältst du mich tatsächlich für so oberflächlich?“
Zoe schüttelte den Kopf. Sie schämte sich, dass er überhaupt diesen Eindruck gewinnen konnte.
„Wenn es tatsächlich so wäre, dass ich das Gefühl hätte, du würdest mich aus deinem Gefühlsleben ausschließen, könntest du auch zehnmal am Tage mit mir schlafen, ohne mich von dem Gegenteil zu überzeugen.“ Er strich ihr ein paar ihrer widerspenstigen blonden Locken aus der Stirn. „Du hast gute Gründe genannt, warum du dir mit uns noch Zeit lassen willst, und das ist völlig in Ordnung. Ich respektiere diese Gründe. Ich glaube sogar, ich kann sie ein wenig nachvollziehen.“
„Das ist es aber gerade doch.“ Zoes Stimme klang noch bekümmerter. „Ich weiß nicht einmal, ob meine Gründe wirklich so gut sind. Ich kenn mich selbst nicht mehr aus. Wir sind Freunde seit Jahren. Bis auf dieses eine bewusste Mal ist uns nicht einmal die Idee gekommen, miteinander zu schlafen. Dann, nach dieser Nacht, bekomme ich plötzlich Zweifel, ob unsere Beziehung wirklich tiefer geht oder ob sie nur mit Sex zu tun hat, womit ich unseren Sex nicht abwerten will. Etwas so Unglaubliches habe ich noch nicht erlebt. Ich denke ziemlich oft daran – das heißt eigentlich unablässig, wenn mir nicht gerade schlecht ist oder ich nicht heule.“
Nick musste lachen.
„Gut, heute habe ich mich vielleicht nicht gerade klug angestellt. Aber manchmal würde ich dich tatsächlich am liebsten aufs nächste Bett werfen. Und trotzdem bestehe ich darauf, dass wir uns diese Enthaltsamkeit auferlegen. Das ist doch schizophren! Ich kann es mir nur so erklären, dass es tatsächlich stimmt und ich einfach nicht in der Lage bin, offen zu sein und Menschen an mich heranzulassen.“
Nick zuckte die Achseln. „Es gibt vielleicht eine viel einfachere Erklärung dafür. Du hast im Augenblick so viele Dinge, die auf dich einstürmen. Da hast du wahrscheinlich den Kopf gar nicht dafür frei, mit mir zu schlafen.“
Zoes Miene hellte
Weitere Kostenlose Bücher