Liebe in getrennten Betten (German Edition)
Aber er wertete es als ein günstiges Zeichen. Sie machten Fortschritte.
Als er sein Büro betrat, stellte er fest, dass schon jemand dort war. Zoe lehnte an seinem Schreibtisch, und Mark O’Connell, das aktuelle Sorgenkind der Belegschaft, stand vor ihr. Offenbar war er gerade im Begriff zu gehen.
„Das ist fein, dass Sie sich mal sehen lassen“, meinte Nick, dessen gute Laune einen deutlichen Dämpfer bekam, als er seiner ansichtig wurde.
Er wurde von O’Connell kaum eines Blickes gewürdigt. Dann wandte sich der Arbeiter mit einem Lächeln an Zoe. „Danke, dass Sie mir zugehört haben. Ich muss mich jetzt wieder auf den Weg machen.“
Zoe lächelte zurück. Ihre Augen waren gerötet. Nick konnte sich überhaupt keinen Reim auf die ganze Szene machen. Hatte sie geweint? Was hatte das hier zu bedeuten. „Ist schon okay“, sagte Zoe. „Und versprechen Sie mir, dass Sie nichts unternehmen, bevor ich nicht mit Nick gesprochen habe.“
„Versprochen“, meinte der andere. Er nickte Nick kurz zu und verschwand durch die Tür.
Nick merkte, wie sich ihm die Nackenhaare aufstellten. „Was war das denn eben?“ Er betrachtete sie aufmerksam. „Hast du geweint? Hat das etwas mit ihm zu tun?“
„Nicht so schlimm“, wehrte sie ab. „Das kommt nur von meinen komischen Hormonen, dass ich in letzter Zeit immer etwas überreagiere.“
„Und was soll das, dass du mit mir sprechen musst? Was wird hier eigentlich gespielt?“
„Komm erst einmal herein und mach die Tür zu.“
Nick schloss die Tür und ging zu seinem Platz am Schreibtisch. „Ich bin nicht gerade erbaut darüber, dich hier allein mit diesem Kerl zu finden. Ich traue ihm nicht ganz über den Weg.“
Auf Zoes Gesicht deutete sich ein leicht amüsiertes Lächeln an. „Bist du vielleicht ein bisschen eifersüchtig?“
„Ach, Blödsinn“, erwiderte er barsch. Im Stillen musste er sich eingestehen, dass ihre Vermutung nicht ganz verkehrt war. Er reagierte tatsächlich wie der typische eifersüchtige Ehemann. „Entschuldige. Ich wollte dich nicht so anblaffen.“
„O’Connell ist gekommen, um zu kündigen“, berichtete Zoe.
„Das trifft sich gut. Dann brauche ich es nicht zu tun.“
„Ich habe ihm allerdings gesagt, er soll es lassen. Und ich habe ihm auch gesagt, dass er sich keine Sorgen machen soll, dass du ihn feuerst.“
Zoes Eigenmächtigkeit überraschte ihn. Dass sie sich so etwas herausnahm, war noch nie vorgekommen. Er konnte seinen Ärger nicht ganz unterdrücken, aber er hielt sich zurück. Erst wollte er erfahren, worum es ging. „Also?“, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Dieser Mann hatte tadellose Empfehlungen, als er zu uns kam. Sein voriger Arbeitgeber hat ihn uns ausdrücklich als sehr guten, zuverlässigen Mann empfohlen. Da habe ich mir gedacht, dass es irgendeinen Grund haben muss, dass er sich jetzt anders verhält.“
„Und?“
„Ich habe ihn ganz offen danach gefragt. Im Nachhinein denke ich, das hätte man schon früher machen sollen.“
„Und weiter?“, drängte Nick ungeduldig.
„Es hat eine Weile gedauert, bis er mit der Sprache herausrückte. Er gab selbst zu, dass er eine ganze Reihe von Versäumnissen auf dem Kerbholz hat.“
Nick musste sich mit aller Macht zurückhalten. Für ihn war offensichtlich, dass dieser Mann die Gunst der Stunde genutzt hatte, um auf der Mitleidstour zu reisen, und Zoe war in ihrem gegenwärtigen Zustand so leicht zu beeindrucken, dass sie sich alles zu Herzen nahm.
„Um es kurz zu machen: O’Connell hat eine kleine Tochter, die sehr krank ist.“
Noch immer runzelte er misstrauisch die Stirn. „Wie krank?“
„Sie hat eine seltene Art von Leukämie.“
Und was, wenn das doch alles nur Ausreden waren? „Und du glaubst es ihm?“
„Er hat mir Bilder gezeigt. Fotos von seiner Tochter im Krankenhaus.“ Zoes Stimme wurde unsicher. „Er hatte Tränen in den Augen, als er sie mir gab. Es war erschütternd zu sehen, wie die Krankheit dieses süße kleine Mädchen von sieben Jahren gezeichnet hat. Es war aber auch erschütternd zu sehen, wie dieser Bär von einem Mann darunter leidet.“
Nick fluchte leise vor sich hin. „Und warum hat er nicht selbst schon früher etwas davon gesagt?“
„Das ist doch sonnenklar. Das ist eben typisch Mann: Bloß keine Schwächen zugeben, bloß niemanden um Hilfe bitten. Dabei hat er erst vor drei Jahren seine Frau verloren und sorgt jetzt allein für das Kind. Sie sind extra hierher nach Detroit gezogen, weil
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