Liebe in getrennten Betten (German Edition)
das kurz nachdem die Frau an Krebs gestorben war.
Als O’Connell gegangen war, sank Nick seufzend in seinem Schreibtischsessel zurück. Er war nachdenklich geworden. Das Gespräch mit seinem Mitarbeiter hatte ihm deutlich vor Augen geführt, wie wertvoll das Leben war, und wie wichtig es war, sein Glück, wenn man es gefunden hatte, mit beiden Händen festzuhalten. Er dachte an Zoe. Ein Leben ohne sie konnte er sich überhaupt nicht mehr vorstellen. Er fühlte sich mit ihr auf eine Weise verbunden, wie mit keiner Frau, mit keinem Menschen je zuvor.
„Na? Scheint ja alles gut gelaufen zu sein.“
Nick blickte auf. Zoe stand mit strahlendem Gesicht in der Tür. Wie schön sie ist, dachte er. In diesem Augenblick kam alles zusammen: ihre Schönheit, ihre natürliche Ausstrahlung, die Freude über den gelungenen Coup mit O’Connell und die Aura des Glücks, die Frauen mitunter umspielt, wenn sie schwanger sind.
„Das denke ich auch. Hat er dir etwas gesagt?“
„Er ist zu mir gekommen, als ich gerade in die Teeküche wollte, hat mich mit seinen Pranken bei den Schultern genommen und mir einen dicken Kuss aufgedrückt.“ Zoe kicherte. „Du hättest die anderen mal sehen sollen. Denen sind fast die Augen aus dem Kopf gefallen.“
„Du lässt dich vor allen Leuten von fremden Männern küssen?“
Zoe war klar, dass Nicks finsterer Gesichtsausdruck nicht ernst gemeint sein konnte. „Er hat gelächelt. Ich habe immer gedacht, das kann der gar nicht. Ich glaube, wir haben ihm wirklich geholfen.“
„Ganz sicher.“
Zoe kam zu ihm herüber, setzte sich ihm, ohne zu zögern, auf den Schoß und schlang ihm die Arme um den Hals. „Ein schönes Gefühl ist das.“
„Ohne Frage“, antwortete Nick mit einem schweren Seufzer. Er war sich nicht ganz sicher, ob Zoe die gute Tat an O’Connell meinte oder den Sitzplatz, den sie gerade eingenommen hatte. Es war nicht so wichtig. Er konnte das in beiden Fällen bestätigen.
Sie küsste ihn und biss ihm dabei sanft und zärtlich in die Unterlippe. Auch das war ein schönes Gefühl, ein sehr schönes sogar. „Soll ich wieder abschließen?“, fragte sie schalkhaft. Der Gedanke war verführerisch. Eines Tages trieb sie ihn noch zum Wahnsinn. So oft war es schon fast so weit gewesen. Aber jedes Mal war etwas dazwischengekommen. All das hatte zur Folge, dass er seine Erregung spürte, wenn er sie nur von Ferne sah. Aber dieses Mal wollte er das Risiko, wieder gestört zu werden, nicht eingehen. Dieses Mal wollte er sie im Bett haben und sich alle Zeit der Welt nehmen können.
Nick räusperte sich leicht. „Es wäre, glaube ich, besser, wenn wir jetzt zu meiner Wohnung fahren und die Sachen packen. Ich habe O’Connell versprochen, dass er heute noch einziehen kann.“
Zoe machte aus Spaß einen kleinen Schmollmund, dann stand sie übertrieben seufzend auf. „Wahrscheinlich hast du recht wie immer. Beeilen wir uns lieber. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, das sag ich dir. Und wenn es heute Nacht um zwei ist.“
Dagegen hatte er absolut nichts einzuwenden.
Es hatte bis kurz nach acht Uhr gedauert, bis sie Nicks Sachen gepackt und auf der Ladefläche seines alten Geländewagens verstaut hatten. Jetzt waren sie auf dem Weg nach Hause. Nach Hause – das Wort hatte für Zoe einen völlig neuen Klang bekommen.
Während sie ihm packen half, hatte sie eine erstaunliche Entdeckung gemacht, die sie noch nicht recht einzuordnen wusste: Offenbar besaß Nick keine Erinnerungsstücke an seine Kindheit, keine Fotos, keine Erbstücke aus der Familie, nichts. Fast hätte man den Eindruck haben können, er hätte niemals eine Familie gehabt oder als hätte er alles, was ihn an die Vergangenheit erinnerte, hinter sich gelassen.
Wie anders sah es dagegen bei ihr aus. Sie hatte stapelweise Kisten und Kartons mit Fotografien, alten Geburtstagskarten und mit Bildern, die ihre jüngeren Geschwister für sie gemalt hatten. Sogar ein paar Milchzähne von ihnen mussten noch in irgendeiner Schachtel sein. Es war ein ganzes Warenlager, in dem auf die eine oder andere Weise jedes Familienmitglied vertreten war.
Jetzt erst begann sie richtig zu begreifen, was es für ihn bedeuten musste, so eine Kindheit und Jugend hinter sich zu haben, wie er sie gehabt hatte, wie einsam er als Junge und als Teenager gewesen sein musste, und warum eine eigene Familie zu haben, eine so ungeheuere Bedeutung für ihn hatte.
Zoe geriet ins Träumen. Sie wollte diejenige sein, die ihm jetzt endlich die
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