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Liebe in St. Petersburg

Liebe in St. Petersburg

Titel: Liebe in St. Petersburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Eleganz auf Trasnakoje …
    »Leichtsinnig? Wieso, Wladimir Alexandrowitsch?« fragte Gregor verwundert.
    »Bei unserem Duell in Petersburg! Du bist kein guter Schütze, wie kommt das? Liegt es an der Hand oder am Auge? Um hier leben zu können und vor allem, um zu herrschen, muß man immer ein wenig schneller sein als die anderen! Ich glaube, wir sollten das Schießen üben.«
    Michejew blieb stehen, griff unter seinen Pelzmantel und holte eine Pistole hervor. »Siehst du da vor uns die Säule mit dem Steinkopf? Sie steht mit dem Profil zu uns. Ein markantes Gesicht.«
    »Ich glaube, es soll Zeus darstellen«, meinte Gregor und schob die Pelzmütze etwas höher, um besser sehen zu können.
    »Ein Geschenk des Fürsten Jussupow. Ich mochte es nie leiden; was soll ich mit Zeus im Garten? Voltaire wäre mir lieber!« Michejew hob die Pistole in Augenhöhe und zielte kurz. »Ich schieße jetzt dem Göttervater die obere Locke vom Kopf. Paß auf!«
    Er drückte ab. Der Schuß bellte dünn in der eisigen Luft. Drüben, an dem steinernen Kopf, flog ein Stück der Lockenpracht in den Schnee. Michejew grinste zufrieden und reichte die Waffe Gregor. »Jetzt du! Wenn du die Säule triffst, bin ich schon zufrieden.«
    »Ich werde ihm die Nasenspitze abschießen!« sagte Gregor ruhig. »Nur die Spitze …«
    »Laß dich nicht auslachen!« rief der General und wippte in den Knien. »Das wäre ein Wunder! Aber so seid ihr Deutschen: Immer ›über alles‹ – auch wenn's nachher schiefgeht!«
    Gregor visierte die Nasenspitze der Zeusbüste mit den Augen an. Dann riß er plötzlich die Pistole hoch, brachte den Lauf in eine Linie mit seinem Blick und drückte ab. Das alles geschah so schnell, daß Michejew zusammenzuckte, als neben ihm der Schuß erklang.
    Drüben an der Büste sah man keinen Einschlag oder Treffer. Nichts staubte in den Schnee.
    »Vorbei!« sagte Michejew zufrieden. »Meterweit vorbei! Der Himmel hat jetzt ein Loch, nicht aber mein Zeus!«
    »Die Nasenspitze ist weg, Wladimir Alexandrowitsch.« Gregor gab die Pistole zurück. Michejew sah ihn an, als habe er aus dem blauen Himmel einen Donner gezaubert. »Wenn sie wegfliegt, das sieht man nicht! Es ist ja nur ein halber Zentimeter des Marmors …«
    »Das ist verrückt! Total verrückt!« schrie Michejew, ließ Gregor stehen und lief zu der Bildsäule. Dort stellte er sich auf die Zehenspitzen, um den Zeuskopf genauer betrachten zu können. Dann wippte er zurück und vergrub die Hände in den Taschen seines Pelzes. Langsam war Gregor ihm nachgekommen.
    »Na, Wladimir Alexandrowitsch?« fragte er freundlich.
    »Das ist ungeheuerlich! Genau die äußerste Spitze der Nase! Gregorij, du bist ein gerissener Halunke. Lächle mich nicht so blöde an, mein Sohn, beim Schießen hast du dich also verstellt. Wo, frage ich dich jetzt, hast du noch weitere, unbekannte Gesichter? Wo trägst du noch eine Maske?« Er hob plötzlich die Pistole und setzte sie Gregor auf die Brust. »Ist Grazina nur der Schlüssel gewesen, um bei den Michejews eindringen zu können? Handelst du im Auftrag eures militärischen Abwehrdienstes? Bist du hier als Spion? Du hast in den letzten Tagen mehr gehört, als euer Geheimdienst auch nur ahnt! Ist es dein Auftrag, Grazina zu lieben und mich gleichzeitig auszuhorchen? Gregorij Maximowitsch, sag jetzt die Wahrheit, wir sind hier allein! Wir können es noch unter uns regeln …«
    Gregor blickte über den Kopf des Generals hinüber zum Herrenhaus. »Wir sind nicht mehr allein. Anna Petrowna steht auf der Terrasse. Die Schüsse haben sie wohl herausgelockt. Sie sieht alles, was hier vorgeht.«
    »Das ist keine Antwort, Gregorij!« bellte Michejew.
    »Ich liebe Grazina!«
    »Das schließt doch nicht aus, daß du hier spionierst.«
    »Ich gebe dir mein Wort, daß ich Grazina liebe – ohne den geringsten Hinterhalt. Ich liebe sie bedingungslos …«
    »Es ist schön für einen Vater, das zu hören«, sagte General Michejew leise. Er steckte die Waffe ein, umarmte Gregor und küßte ihn. »Verzeih mir, aber wir leben in einer Zeit des Mißtrauens … Und noch eins, Gregorij!« Michejew faßte Gregor vorn am Pelz. »Wenn du nun bei der Jagd noch einmal danebenschießt, schlag ich dir den Siegerkranz um die Ohren!« Er nickte, schob die Pelzmütze wieder tiefer über die Augen und blickte hinüber zu Anna Petrowna, die noch immer auf der Terrasse stand. »Jetzt habe ich Lust auf einen guten Tee mit Kognak, Gregorij! Er wird uns guttun. Anna Petrowna kocht

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