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Liebe in St. Petersburg

Liebe in St. Petersburg

Titel: Liebe in St. Petersburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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um die Lücke zu schließen. In 10, 12, ja 15 Linien konnten die Russen angreifen, sagte man. Man konnte gar nicht so schnell und so viel schießen, wie Männer auf einen zurannten …
    Berge von Toten? Felder von Verwundeten? Wer rechnet das nach? Brüderchen, was ist schon ein Mensch wert in Rußland? Der einzelne gilt nichts, nur auf den Erfolg kommt es an! Rußland ist groß, und die Schöße seiner Weiber sind fruchtbar. Das ist ein Kapital, mit dem man die Welt besiegen kann!
    In Trasnakoje waren die Diener noch vollzählig versammelt. Michejew hatte sie vorerst vom Kriegsdienst freigestellt – ein General kann das. Denn wer hätte es gewagt, einem Freund des Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch zu widersprechen?
    Es hatte sich nichts geändert in Trasnakoje. Im Park blühten die Blumen, die Wege waren geharkt, der französische Rosengarten war ein Meer aus Farben, das Herrenhaus blitzte vor Sauberkeit. Die gesamte Dienerschaft, vom Haushofmeister bis zur niedrigsten Küchenmagd, stand vor dem Schloß, als die Kutsche die lange Allee hinaufratterte. Als man die Kutsche sah, stieg am Fahnenmast die Hausflagge der Michejews empor: ein Wappen, in zwei Felder geteilt, in dem einen ein Kreuz, im anderen ein Bär – darüber die Grafenkrone. Ein Hornist blies ein einsames Signal.
    Anna Petrowna, die vorausgeritten war, sprang vom Pferd und ließ sich vom Haushofmeister und von der ersten Zofe die Hand küssen. Die Mägde knicksten, die Burschen, vor allem die von den Ställen, grinsten breit. Drei livrierte Diener verneigten sich, als seien sie am Hof von Versailles.
    »Gott segne Sie, Hochwohlgeboren!« sagte der Haushofmeister. »Wir haben bereits für Seine Exzellenz, den General, gebetet. Er ist ein Held.«
    »Betet für euch!« sagte Anna Petrowna laut und nickte allen zu. »Der General braucht Gott weniger, er braucht gute Kanonen. Aber wir werden Gott brauchen!«
    Die Kutsche hielt. Zwei Diener rissen die Tür auf und halfen Grazina heraus. Dann folgte Gregor. Er stützte sich auf einen Stock und wollte sich bei Grazina unterhaken, als er mitten in der Bewegung erstarrte.
    Neben der Dienerschaft standen auch in einer Reihe, ruhig und mit ihren kleinen Augen in die Sonne blinzelnd, die Bären des Grafen Michejew. Drei Männer hielten sie an den Nasenringen fest und grüßten militärisch. Und einer von ihnen war der Obergefreite Luschek.
    »Das ist doch nicht möglich«, rief Gregor und rieb sich die Augen. »Grazina, habe ich wieder Fieber? Wer steht denn dort bei dem zweiten Bären?«
    »Dein Bursche Luschek, Liebling!« Sie lachte und faßte ihn unter. »Freust du dich?«
    Gregor humpelte auf seinen Burschen zu. Luscheks Gesicht war ein einziges, glückliches Grinsen. Der Berliner weinte vor Freude.
    »Du Saukerl!« sagte Gregor, als er vor ihm stand. Aber es klang nicht böse.
    »Melde, Herr Oberleutnant, det die Badewanne zum Reinspringen jefüllt ist!« Er zog an dem Nasenring des Bären. Das Tier grunzte leise und begann den Oberkörper zu wiegen. »Un det is Puschkin, mein Freund.« Dann versagte ihm die Stimme, und er begann unterdrückt zu schluchzen.
    »Luschek«, sagte Gregor gepreßt, und auch ihn erfüllte Rührung. »Wie kommst du nur hierher?«
    »Ick konnte Alla nich verjessen, Herr Oberleutnant!« Luschek schluckte ein paarmal. »Sie wissen, Alla aus der Küche. Ick bin schon seit zehn Tagen hier. Immer der Zeit voraus, Herr Oberleutnant. Det is nur einfache Fahnenflucht, keine vor'm Feind. Als ick aus Petersburg abjehauen bin, war ja noch kein Krieg! Und Sie lagen krank im Bett. Ick wußte ja, det ick Sie hier wiedersehen würde. Un ich hab' mir jesagt: Wat soll der Herr Oberleutnant ohne den Luschek, na? Ick habe auch aus Petersburg zehn Flaschen echten Kognak mitjebracht, extra für Sie, Herr Oberleutnant.«
    »Das ist ja ein tolles Ding!« Gregor faßte Luschek an dem Knopf seiner Jacke und zog ihn zu sich heran. Der große Bär grunzte und blickte Gregor aus kalten Augen an.
    »Ruhig, Puschkin«, sagte Luschek sofort. »Det ist mein Oberleutnant, der darf mir anpacken …«
    »Du bist also einfach abgehauen?« fragte Gregor.
    »Ick hatte mir krank jemeldet. Blinddarm – det kann so schnell keiner kontrollieren. Jekrümmt hab' ick mir vor Schmerzen! Ins Spital, hat der Doktor jesagt, sofort ins Spital! Dort war's dann janz leicht. Det verstehen sie alle! Und vom Spital bin ick dann mit Hilfe der gnädigsten Comtesse nach Trasnakoje jekommen …«
    »Aha! Du hast also deine Finger im

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