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Liebe Isländer: Roman (German Edition)

Liebe Isländer: Roman (German Edition)

Titel: Liebe Isländer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Huldar Breiðfjörð
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los und begaben sich auf die Flucht über den abweisenden Berg, und im Seitenspiegel zeigte ein gelbes Schild auf das Dorf Breiðdalsvík, das sich hinter einem Hügel versteckte.
    Es war Freitag, und ich hatte Lust, Leute zu sehen. Bier zu trinken, gute Musik zu hören, in Höfn ins Leben einzutauchen. Also entschied ich mich dafür, loszubrausen. Schraubte den Becher auf die Thermoskanne und fuhr los, durch die Bucht, durch die Wellen und in Richtung Ósfjall, und hatte es immer schwerer, den Wagen auf der Straße zu halten. Die Windstöße selbst waren nicht so schlimm, aber die Pausen, die ihnen unmittelbar folgten. Um bei solch einem Seitenwind geradeaus zu fahren, musste ich in den Wind hineinsteuern, doch in den Pausen war der Jeep oft ganz kurz davor, geradewegs von der Straße zu fliegen. Obwohl die Fahrbahn gerade verlief, musste ich plötzliche Kurven nach rechts und links nehmen. Als ich über den Berg fuhr, wurden die Windstöße noch heftiger und zusammenhängender und zusammenhängender und zusammenhängender, bis das Auto dann sogar von der Straße abhob. Es fiel aber sofort wieder herunter, und ich bremste scharf.
    Es war, als stünde der Jeep still, denn er erhob sich sofort wieder, fiel dann herunter und tanzte weiter auf der Straße. Ich beschloss, mich aus dem Auto zu retten, bevor es abhöbe und verschwände. Eswar nur eine Frage der Zeit, wann das geschehen würde, doch ich konnte zum Glück die Türen wegen des Sturmes nicht öffnen, denn dann wäre ich wohl selbst hinaus aufs Meer verschwunden. Nervös setzte ich den Wagen gegen den Wind zurück, wendete und fuhr in Richtung Breiðdalsvík. Es war noch stürmischer auf dem Rückweg, und ich wartete nur darauf, dass der Wagen davonfliegen würde, aber ich konnte dem Seitenwind mehr entgegensetzen, weil er nun auf der rechten Seite des Wagens stand und ich rechts noch nicht so ermüdet war.
     
    Und am Abend genehmigte ich mir ein Bier. In Breiðdalsvík war das Hotel Bláfell das einzige, was geöffnet hatte, und nach einem kurzen Schnack mit dem Hotelleiter bot er mir ein gutes Zimmer mit Fernseher zum Preis eines Schlafsackplatzes an. Ich konnte einfach nicht nein sagen und richtete mich im Zimmer ein, legte mich für eine Stunde hin, ging dann hinunter in den Saal und trank ein Bier. Aus der Anlage tönte das Lokalradio, an den Tischen saßen ältere Leute und spielten Whist. Jedes Mal, wenn ich an der Flasche nippte, fühlte ich mich wie ein Saufbold. Ich war irgendwie fertig und deprimiert und stumpfsinnig, nachdem ich hatte umkehren müssen. Außerdem war es nervig, zwischen diesen Leuten zu sitzen. Sie hätten sich nicht aus dem Haus wagen sollen, das Wetter spielte verrückt draußen. Hier dürfte niemand ruhig sitzen und spielen.
    »Was ist dran, Kreuz?«
    Ich beließ es bei einem Bier. Es war wichtig, bei klaren Sinnen zu sein an diesen letzten Tagen. Jetzt durfte nichts mehr schiefgehen, und deshalb rief ich in vier Stunden vier Mal beim Meteorologischen Institut an. Im Norden sei das Wetter jetzt außer Rand und Band. Und in Egilsstaðir, hieß es, war ein ordentlicher Sturm aufgezogen, obwohl das dicke Ende noch auf sich warten ließe. Der Wind sollte allerdings bald auf Nordost drehen. Die Nacht widmete ich meinen eigenen Wetterbeobachtungen. Vor dem Zimmerfenster stand ein Bäumchen an einem Zaun, und ich legte alle halbe Stunde mein Kinn auf denSturmhaken, um stets denselben Blickwinkel zu haben, und ermittelte, wie weit sich das Bäumchen zur Seite neigte. Auch wenn ich es zuerst kaum glauben konnte, zeigten die wiederholten Messungen, dass der Wind eher abnahm. Um vier Uhr war ich überzeugt genug, um mich ins Bett zu legen, und schlief ein.
     
    Bevor ich am nächsten Morgen Breiðdalsvík verließ, fuhr ich eine Runde durch den Ort und machte ein Foto. Ein Foto von der Stirnseite eines Einfamilienhauses. Auf der rechten Seite ist ein großes, dreiteiliges, abgedunkeltes Wohnzimmerfenster, links daneben war eine weiße Satellitenschüssel angebracht worden. In der Schüssel hängt eine weiße Plastiktüte voll Fisch, der innen an der Tüte klebt. Im Vordergrund sind Schneeflecken auf gelbem Gras und einige leicht bewegte Büsche zu sehen. Breiðdalsvík.

Durch die letzte Kurve
     
    Wieder machte ich mich auf den Weg. Es war noch ziemlich stürmisch, und ich fühlte mich wie auf einer Achterbahn, als ich durch den bergigen Berufjörður fuhr. Hoch und runter und rechts und links. Aber die Sonne schien, und ich genoss es, die

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