Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe ist der größte Schatz

Liebe ist der größte Schatz

Titel: Liebe ist der größte Schatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SOPHIA JAMES
Vom Netzwerk:
nicht der Ort, an dem Liebende ihre Leidenschaft füreinander verbargen, und die Moral, die in England jede romantische Begegnung verhinderte, wurde auf der sonnigen Insel, von der sie kam, als lächerlich empfunden.
    Sag Ja, schrie eine Stimme in ihr. Keine Fesseln. Keine Versprechungen. Der bloße Akt der Vereinigung. In der Scheune. Jetzt.
    Eine andere Stimme in ihr verbot ihr, sich ihm hinzugeben. Sie war unter Männern aufgewachsen und wusste, dass sie, wenn die Leidenschaft sie übermannte, Versprechungen machten, die sie nicht hielten. Asher Wellingham war ein Gentleman aus dem hohen Adel, der es offenbar nicht gewohnt war, dass Frauen sich ihm widersetzten. Männer wie er boten einer Frau, die sie für eine Diebin hielten, nicht mehr an als eine Affäre. Sie hatte ihn im Ballsaal beobachtet, und wenngleich er es ignorieren mochte, so scharten sich doch all die hübschen, angesehenen und wohlhabenden jungen Damen um ihn, die einen standesgemäßen Gemahl suchten. Keinen dieser Vorzüge vermochte sie zu bieten; und dabei hatte sie nicht einmal bedacht, dass sie einander schon einmal begegnet waren – unter Umständen, die eine glückliche Zukunft unmöglich machten.
    „Ich habe noch nie …“ Entsetzt brach sie ab. Was war sie im Begriff, ihm zu erzählen? Dass sie Jungfrau war? Da sie sich in der letzten Zeit alles andere als anständig gebärdet hatte, würde er ihr kaum Glauben schenken.
    „Niemals?“ Die goldenen Pünktchen in seinen Augen funkelten. „Ich spreche für gewöhnlich Frauen nicht so unverblümt an, und ich …“ Er verstummte abrupt, zog die Zügel an und saß ab. Ohne sich nach ihr umzuwenden, führte er den Hengst zu einer Baumgruppe vor der Scheune und band ihn fest. Dann half er ihr aus dem Sattel und sagte höflich: „Ich werde hier auf Sie warten, während Sie sich umziehen.“
    Er war wieder ganz und gar der Gentleman von untadeligem Gebaren. Der Duke of Carisbrook, dem man nicht zutrauen würde, dass er einer Dame ein solch unschickliches Angebot unterbreitet wie gerade mir, dachte Emerald. Voller Wut darüber, wie sehr sein Verhalten sie kränkte, riss sie ihm ihre Kleider aus den Händen und verschwand in der Scheune.
    Mit fliegenden Fingern zog sie sich an und schloss ungeduldig die letzten Knöpfe. Dann atmete sie tief durch und stieß das Scheunentor auf. Asher Wellingham lehnte an der Wand. Er hatte sich seines Krawattentuches entledigt und seinen Hemdkragen geöffnet, und sein schwarzes Haar fiel ihm auf die nackte Haut seiner Schultern. Als er sich zu ihr drehte und sie ansah, wusste sie, dass er sich, genau wie sie, vorgenommen hatte, vorsichtig zu sein.
    „Vielen Dank für Ihren Reitrock.“
    Asher nahm das Kleidungsstück entgegen und warf es achtlos über den Sattel. „Gern geschehen.“
    „Ich werde von hier aus zu Fuß weitergehen, Euer Gnaden. Es ist ein angenehmer Weg bis nach Falder.“ Um nichts in der Welt würde sie noch einmal in den Sattel steigen und seine Schenkel so nah an ihren spüren wollen.
    Er nickte formvollendet, schwang sich auf sein Pferd, und ehe sie es sich versah, schlug er einen rasanten Galopp an und entschwand ihrem Blickfeld.
    Als es Mitternacht schlug, trat Emerald mit der Kerze ans Fenster und gab Azziz das verabredete Zeichen. Kurz darauf traf sie ihn an der Straße, die von Falder zum Meer führte. Sie mussten beratschlagen, wie sie bei der Suche nach der Karte weiter vorgehen sollte.
    Azziz besaß ein gutes Gespür, wenn sich etwas Außerordentliches ereignet hatte, und fragte seinen Schützling ohne Umschweife, ob der Duke of Carisbrook sie verführt hatte. Emerald beichtete ihm das Vorkommnis, das sich am frühen Morgen zugetragen hatte, versicherte indes, dass Wellingham sich wie ein Gentleman verhalten habe. Azziz schien ihre Beteuerung nicht beruhigt zu haben, und Emerald konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der treue Diener allmählich die Geduld verlor. Entsetzt hörte sie sich seinen Vorschlag an, dem Duke ein Messer an die Kehle zu halten und den Spazierstock einzufordern oder seine Schwester zu entführen – denn ihnen war das Geld ausgegangen.
    Emerald verbat ihm ausdrücklich, dass er oder Toro sich an einem Mitglied der Wellinghams vergriffen, und beauftragte ihn, die Perlenkette ihrer Mutter, die sie in Miriams Stadthaus versteckt hatte, in London zu verkaufen. Auf diese Weise gewannen sie etwas Zeit, um herauszufinden, was mit dem Spazierstock geschehen war.
    Die Türme von Falder waren in silbriges

Weitere Kostenlose Bücher